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31.05.2023
um 11:23 Uhr

KfW-Kreditmarktausblick: Kreditnachfrage der Unternehmen im
Rückwärtsgang
Frankfurt am Main (ots) -

- Kreditneugeschäft steigt im vierten Quartal um 19 %, Tempo des Zuwachses geht
jedoch deutlich zurück
- Entspannung an den Energiemärkten und Abklingen der Lieferengpässe reduzieren
krisenbedingten Liquiditätsbedarf
- Wachstum neuer Bankdarlehen dürfte im Frühjahr nahezu zum Stillstand kommen

Das Kreditneugeschäft der Banken und Sparkassen in Deutschland mit Unternehmen
und Selbstständigen ist im vierten Quartal 2022 um 19 % gestiegen, wie der neue
KfW-Kreditmarktausblick von KfW Research zeigt. Das Wachstum neuer Kredite fällt
damit zwar weiter kräftig aus - gegenüber dem Rekordwert des Vorquartals (36,1%)
hat es jedoch um die Hälfte an Dynamik verloren. Im Frühjahr dürfte das Wachstum
neuer Unternehmensdarlehen im Vorjahresvergleich zum Stillstand kommen. Dabei
bleibt das Niveau der Neukreditvergabe vergleichsweise hoch.

Die Gründe für die Abkühlung liegen vor allem auf der Nachfrageseite. Die
Unternehmen halten sich bei der Aufnahme neuer Bankdarlehen zunehmend zurück.
Dahinter verbergen sich auch positive Aspekte. Nach der Zuspitzung der
Energiekrise im Sommer mit Rekordpreisen für Strom und Gas an den
Großhandelsmärkten hat sich die Lage ab dem Herbst deutlich entspannt. Zugleich
sind die Schwierigkeiten bei den Lieferketten zurückgegangen. Entsprechend
weniger Finanzierungen benötigen die Unternehmen, um die daraus resultierenden
Mittelbedarfe abzufedern. Aber auch die Auswirkungen der Zinswende werden immer
deutlicher und wirken sich auf die Kreditnachfrage aus: Die durchschnittlichen
Kreditkosten erreichten im Februar 3,86 %. Zuletzt lagen die Zinsen Anfang 2009
auf einem vergleichbaren Niveau. Eine mehr als 10 Jahre dauernde Phase sinkender
Zinsen ist damit neutralisiert worden. Zusammen mit den zwar leicht
aufgehellten, aber noch immer trüben Konjunkturaussichten reduziert dies die
Bereitschaft der Unternehmen, Investitionsprojekte zu realisieren und sich dafür
zu verschulden. Partiell kompensierend auf das Kreditneugeschäft wirkt
allerdings die hohe Teuerung, die den Finanzierungsumfang für
Investitionsvorhaben nach oben treibt.

Was die Angebotsseite des Kreditmarkts angeht, so bleibt der Zugang zu Darlehen
überdurchschnittlich schwierig. Die Banken haben seit dem Kriegsausbruch und dem
damit verbundenen Beginn der Energiekrise ihre Kreditvergabepolitik verschärft,
überdurchschnittlich viele Unternehmen stufen das Bankverhalten als restriktiv
ein.

"Ich gehe davon aus, dass die bremsenden Impulse auf der Angebots- und
Nachfrageseite des Kreditmarkts im ersten Halbjahr 2023 weiter anhalten. Das
Darlehenswachstum mit Unternehmenskunden dürfte im Frühling zum Erliegen kommen.
Es wäre damit aber immer noch ein vergleichsweise hohes Kreditvergabeniveau
verbunden", sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. "Die Prognose
unterliegt dem Risiko, dass die Ereignisse in den Bankensektoren in den USA und
in der Schweiz in den vergangenen Wochen noch Nachwirkungen zeigen könnten. Die
deutschen Banken sind solide kapitalisiert. Für den Fall, dass der gesamte
Bankensektor in Folge von höherem Kapitalbedarf und verteuerter Refinanzierung
betroffen wäre, könnte eine zusätzliche Straffung der Kreditstandards und
-konditionen resultieren, was den Kreditkanal zusätzlich verengen würde".

Hinweis: KfW Research berechnet den KfW-Kreditmarktausblick vierteljährlich
exklusiv für das Handelsblatt. Die aktuelle Ausgabe ist abrufbar unter:

www.kfw.de/kreditmarkt ausblick (http://www.kfw.de/kreditmarktausblick)

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