WALTHAM (dpa-AFX) - Der Finanzinvestor Bain Capital zieht sich im Tauziehen um eine Übernahme der Software AG
Insgesamt ist die Offerte von Silver Lake knapp 2,4 Milliarden Euro schwer. In der vergangenen Woche strich der Investor wegen des schleppend verlaufenden Angebotsprozesses die Mindestannahmeschwelle, wodurch sich die Frist zur Annahme des Angebots um zwei Wochen bis zum 28. Juni verlängerte. Silver Lake hat bereits einen Kaufvertrag mit der Großaktionärin Software-AG-Stiftung über deren 25,1 Prozent geschlossen, rund fünf Prozent hat sich der Investor zusätzlich am Markt beschafft.
Um den Darmstädter Software-Anbieter hatte es zuletzt ein Ringen zwischen Silver Lake und Bain Capital gegeben. Bain hatte ein höheres Angebot von mindestens 34 Euro in Aussicht gestellt und wollte die Software AG mit Rocket Software fusionieren. Jedoch unterstützte die Unternehmensführung der Software AG - und vor allem die Stiftung als Großaktionär - weiter das Gebot von Silver Lake.
Bain gab schließlich klein bei. Rocket-Software-Chef Andy Youniss zeigte sich enttäuscht. "Wir waren überzeugt, dass wir in Partnerschaft mit der Software AG ein einzigartiges und innovatives Softwareunternehmen mit einer erweiterten Kundenbasis und einer größeren geografischen Reichweite hätten schaffen können", sagte der Manager. "Leider waren wir mit unseren Bemühungen nicht erfolgreich."
Silver Lake hat sich mit dem Anteil von Rocket Software nun insgesamt 41 Prozent an der Software AG gesichert, wie der Investor ebenfalls am Montagabend mitteilte. Dies schließe nicht die Wandelanleihen ein, die in 10 Prozent des gesamten derzeitigen Grundkapitals gewandelt werden können. Nach Abschluss des Übernahmeangebots beabsichtigt Silver Lake, die Software AG so schnell wie praktisch möglich von der Börse zu nehmen.
Software-AG-Chef Sanjay Brahmawar will das Unternehmen weiter in seinem Sinne umbauen, mit dem Abonnement-Modell und mit Cloudservices soll der chronisch wachstumsschwache Anbieter wieder in die Spur finden. Brahmawar ist seit 2018 an Bord, konnte aber bisher noch keine beständigen Wachstumserfolge im Gesamtumsatz nachweisen. Zudem fällt der Umbau teurer ins Gewicht als ursprünglich vorgesehen.
Silver Lake war vor über einem Jahr bereits über eine Wandelanleihe bei den Darmstädtern eingestiegen und hatte mit der Finanzspritze unter anderem den Zukauf des Anbieters Streamsets ermöglicht. Zwei Vertreter des Technologieinvestors sitzen aktuell im Aufsichtsrat des Konzerns, mit Christian Lucas sogar der Vorsitzende des Gremiums. Das hatte unter Aktionären auf der Hauptversammlung im Mai Sorgen um die Unabhängigkeit des Managements genährt. Die beiden Silver-Lake-Vertreter haben sich nach offiziellen Angaben wegen des drohenden Interessenkonflikts von dem Übernahmeprozess ferngehalten./men/nas/tav