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APA ots news: FMA-Bericht zur Lage der österreichischen Pensionskassen 2023

09.11.2023
um 10:53 Uhr

System stabil, aber volatile Veranlagungsperformance und große
Herausforderungen

Wien (APA-ots) - Knapp über eine Million unselbständig Erwerbstätige (zum
30. Juni 2023 exakt 1.053.021) sind derzeit in das österreichische
Pensionskassensystem einbezogen. Für sie verwalteten die acht
österreichischen Pensionskassen (PK) zu diesem Stichtag ein Vermögen
von 25,4 Mrd. Rund 13% von ihnen bezogen bereits eine Zusatzpension
aus dieser Form der betrieblichen Altersvorsorge, 87% sind als
sogenannte Anwartschaftsberechtigte (AWB) noch in der Ansparphase.
Damit verfügt bereits in etwa ein Viertel (23%) aller Beschäftigten
in Österreich über eine Anwartschaft auf eine derartige Rente. Da die
Pensionskassen einen langfristigen Veranlagungshorizont und nach wie
vor einen niedrigen und vor allem planbaren Liquiditätsbedarf haben,
können sie ein höheres Ertrags-/Risikoprofil verfolgen, was eine
volatile Veranlagungsperformance zur Folge hat. So schwankte das
Veranlagungsergebnis in den vergangenen zehn Jahren zwischen +11,6%
(2019) und - 9,7% (2022); im 1. Halbjahr 2023 betrug es +3,28%. Dies
geht aus dem heute veröffentlichten "Bericht der FMA zur Lage der
Pensionskassen 2023" hervor.

Volatile Veranlagungsstrategie

Während im Europäischen Wirtschaftsraum bei der betrieblichen
Altersvorsorge im Schnitt 46% des verwalteten Vermögens in Fonds
investiert sind, sind es bei den österreichischen Pensionskassen mehr
als 96%, und dies vor allem in österreichischen Fonds. Durchgerechnet
waren sie zur Jahresmitte zu 36% in Aktien, zu 37% in
Schuldverschreibungen und zu 11% in Immobilien investiert. Der Rest
entfiel auf andere Vermögenswerte wie Private Equity, Derivate,
Darlehen und Kredite oder Guthaben bei Kreditinstituten. 2012 betrug
der Anleiheanteil noch 58%, jener der Aktien lediglich 24%. Im
Gegensatz zu europäischen Pensionsfonds und Versicherungsunternehmen
haben heimische Pensionskassen aber keine Präferenz für nationale
Emittenten, weder bei Aktien (weniger als 2% des Gesamtvermögens)
noch bei Staats- (weniger als 4%) oder Unternehmensanleihen (weniger
als 5%). Bei den Aktien dominieren US-Papiere mit einem Anteil von
rund 37%, bei den Staatsanleihen europäische Emittenten mit 50% und
bei den Unternehmensanleihen mit 23% ebenfalls US-Emittenten.

Auf die gesetzlich vorgesehene Mindestertragsgarantie wird bei 81%
der Pensionskassenzusagen (gemessen an der Deckungsrückstellung)
mittels "Opting Out" verzichtet. Deren rechtliche Konstruktion gibt
auch keine Kapitalgarantie, sondern lediglich eine Leistungserhöhung
für ein Jahr. Ihr jährlicher Soll-Wert ist aufgrund des
Niedrigzinsumfelds seit 2015 mit bis zu -0,7% negativ.

Zahl der leistungsorientierten Pensionszusagen nimmt weiter ab

Rund ein Fünftel (18%) der von den Arbeitgebern abgeschlossenen
Pensionskassenverträge gewähren leistungsorientierte Zusagen. Das
heißt, der Arbeitgeber hat vorab festgelegt, welche Pensionshöhe (ein
fixer Eurobetrag oder Prozentsatz des Letztgehaltes) auszuzahlen ist
und hat sich zu entsprechenden Einzahlungen verpflichtet. 82% des
verwalteten Vermögens entfallen hingegen auf beitragsorientierte
Zusagen (oder vereinzelt hybride), bei denen der Arbeitgeber
lediglich einen fixen Einzahlungsbetrag (in der Regel ein bestimmter
Prozentsatz des Aktivgehaltes) zusagt, die tatsächliche Pensionshöhe
dann aber vom erzielten Veranlagungserfolg abhängt. Während 18% der
Deckungsrückstellungen im PK-System auf leistungsorientierte Zusagen
entfallen, haben nur 2% der Anwartschafts- und Leistungsberechtigten
(AWLB) eine derartige Zusage. Der Anteil der leistungsorientierten
Zusagen ist seit Jahren stark rückläufig.

Klima-Stress

Als große institutionelle Investoren spielen Pensionskassen auch
beim Kampf gegen den Klimawandel eine nicht unwesentliche Rolle.
Derzeit beträgt aber der Anteil klimagefährdender Vermögenswerte in
ihrem Portfolio noch immer 28%, im Wesentlichen aus den Sektoren
fossile Energie und Immobilien. Die FMA hat in einem
Top-Down-Klima-Stresstest, der einen abrupten und starken Anstieg der
CO2-Preise simulierte, errechnet, dass allein dies den Wert des
Gesamtportfolios um rund 7,5% mindern würde. Hier stehen also die
Pensionskassen noch vor großen Herausforderungen.

Pensionslücke der Frauen auch in der betrieblichen Altersvorsorge

Während 46% der anwartschafts- und leistungsberechtigten Frauen
sind, beträgt ihr Anteil am verwalteten Vermögen lediglich 27%. Daher
ist die durchschnittliche Deckungsrückstellung der Männer mit
31.467 mehr als doppelt so hoch wie jene der Frauen ( 13.627). Dies
spiegelt die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen sowie deren
höheren Anteil bei Teilzeitbeschäftigung und Karenzzeiten wider.

Den gesamten Bericht finden Sie auf der FMA-Website unter:

https://www.fma.gv.at/pensionskassen/offenlegung/lage-der-oesterreich
ischen-pensionskassen/

Rückfragehinweis:
Finanzmarktaufsicht
Klaus Grubelnik (FMA-Mediensprecher)
+43/(0)1/24959-6006 oder +43/(0)676/882 49 516

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/694/aom

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