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OTS: Industrieverband SPECTARIS / Deutsche Medizintechnikindustrie im Inland ...

09.11.2023
um 12:08 Uhr

Deutsche Medizintechnikindustrie im Inland zunehmend unter Druck:
SPECTARIS präsentiert zur MEDICA die Lage der Branche
Berlin (ots) - Das Jahr 2023 wird die deutsche Medizintechnikindustrie nach
Einschätzung des Industrieverbandes SPECTARIS mit einem nur schwachen realen
Umsatzwachstum abschließen. Im Zeitraum Januar bis August 2023 lag der
Gesamtumsatz laut Statistischem Bundesamt zwar nominal um mehr als 8,5 Prozent
über dem Ergebnis des Vorjahreszeitraums. Gleichzeitig sind aber auch die
Erzeugerpreise um 6,8 Prozent gestiegen. "Obwohl der Umsatz steigt, sinkt die
Ertragslage vieler Medizintechnikunternehmen aufgrund der gestiegenen Kosten in
allen Bereichen", betont Marcus Kuhlmann, Leiter Medizintechnik bei SPECTARIS,
auf der Eröffnungspressekonferenz der Medizintechnikmesse MEDICA in Düsseldorf.
Eine aktuelle Studie von SPECTARIS und der Unternehmensberatung enomyc
bestätigt, dass die Reduzierung von Einkaufskosten in der Branche flächendeckend
im Fokus steht. Gleichzeitig binden die Optimierung der Liquidität sowie die
Einführung und Aktualisierung von IT-Systemen erhebliche Managementkapazitäten.

2022 erwirtschafteten die rund 1.470 deutschen Medizintechnikhersteller mit
ihren fast 160.000 Beschäftigten einen Umsatz von 38,4 Milliarden Euro, davon 67
Prozent im Ausland. "Es zeichnet sich ab, dass das internationale Geschäft auch
im laufenden und in den kommenden Jahren eine tragende Rolle spielen wird",
erklärt Kuhlmann. Die deutschen Ausfuhren von Medizintechnik legten in der
ersten Jahreshälfte 2023 um mehr als zehn Prozent zu. Insbesondere die Exporte
nach Nordamerika und Asien verzeichneten dabei deutliche Zuwächse. Bis 2027
rechnet die Beratungsgesellschaft Frost & Sullivan mit einem jährlichen Wachstum
des Weltmarktes für Medizintechnik von fünf Prozent.

Auf dem deutschen Markt stellt die finanzielle Schieflage vieler deutscher
Kliniken eine Herausforderung dar. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG)
warnte bereits zum Jahresbeginn vor einer Insolvenzwelle im stationären Bereich
im zweiten Halbjahr 2023, von der bis zu 20 Prozent der Krankenhäuser betroffen
sein könnten. Bei den Pflegeeinrichtungen sieht das Bild nicht anders aus: Im
Jahr 2022 sind bereits 142 Pflegeeinrichtungen in die Insolvenz gegangen. Ein
besorgniserregender Trend, der sich auch 2023 bislang fortgesetzt hat.

Kuhlmann warnt daher: "Die Lage im Inland wird immer kritischer, verschärft
durch einen Bürokratieaufwand, der durch die neue europäische
Medizinprodukteverordnung ein besorgniserregendes Ausmaß angenommen hat, hohe
Kosten verursacht und dringend benötigte Personalkapazitäten bindet." Und: Mit
dem geplanten Verbot von PFAS-Chemikalien und anderen Hochleistungswerkstoffen
drohen zahlreiche Medizinprodukte vom Markt zu verschwinden, wenn keine
Ausnahmen für solche essentiellen Anwendungsbereiche und für unbedenkliche PFAS
eingeräumt werden. Kuhlmann: "Dass der regulatorische Rahmen überwiegend in
Brüssel gesetzt wird, darf keine Entschuldigung sein: Die deutsche Politik muss
ihren Einfluss schnell und entschlossen geltend machen, um den
Gesundheitsstandort Deutschland und die Medizintechnik am Standort Deutschland
zu erhalten."

Hinweis für die Redaktionen: SPECTARIS erhebt die Branchenzahlen auf Basis der
Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Dabei handelt es sich um Angaben zu den
deutschen Betrieben zur Herstellung von Medizintechnik mit mehr als 20
Beschäftigten. Die Umsätze von Homecare-Unternehmen oder anderen
Hilfsmittel-Leistungserbringern, Zulieferern, reinen Vertriebsgesellschaften
ohne hiesige Produktionsstätte sowie von Komponentenherstellern sind in diesen
Zahlen nicht enthalten.

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