FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Bundesanleihen haben anfängliche Kursgewinne nach den Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB) wieder abgegeben. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future
Der Bund-Future war am Vormittag noch bis auf 137,28 Punkte gestiegen. Gestützt wurden die Anleihen zunächst vor allem durch die Aussicht auf niedrigere Leitzinsen in den USA. Am Mittwochabend hatte die US-Notenbank Fed die Zinsen zwar stabil gehalten. Für kommendes Jahr deutete sie aber Senkungen an. Neue Projektionen der Fed legen Zinssenkungen um insgesamt 0,75 Prozentpunkte nah. An den Finanzmärkten sind derzeit wesentlich mehr Reduzierungen eingepreist.
Am Nachmittag belasteten die Aussagen der EZB die Kurse. Die Notenbank hat die Zinsen im Euroraum zum zweiten Mal in Folge unverändert gelassen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde stellte im Gegensatz zur US-Notenbank Fed aber keine Zinssenkungen in Aussicht: "Wir haben überhaupt nicht über Zinssenkungen diskutiert. Keine Diskussion, keine Debatte über dieses Thema."
Zugleich beschlossen die Währungshüter, ihre Anleihebestände aus dem in der Corona-Pandemie aufgelegten Kaufprogramm PEPP in der zweiten Jahreshälfte schrittweise abzubauen. Zum Jahresende 2024 sollen dann gar keine Gelder aus auslaufenden Wertpapieren des Kaufprogramms mehr in den Erwerb neuer Wertpapiere gesteckt werden.
"Die Tür für Zinssenkungen wird sich im kommenden Jahr sperrangelweit öffnen", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. "Die wirtschaftliche Entwicklung innerhalb der Eurozone ist schwach und wird auch schwach bleiben, gleichzeitig werden die Inflationsraten weiter fallen." Es sei aber nicht davon auszugehen, dass die EZB rasch die geldpolitischen Zügel lockern wird./jsl/men