(neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Analysten, Aktienkurs)
NEUBIBERG (dpa-AFX) - Der Chipkonzern Infineon
Die Infineon-Aktie verlor gegen Mittag 3,5 Prozent und war damit der schwächste Dax-Wert. Die Vortagesgewinne sind somit wieder Geschichte und hinter dem jüngsten Stabilisierungsversuch steht erneut ein Fragezeichen. Sowohl die Zahlen zum ersten Geschäftsquartal als auch der Ausblick enttäuschten, notierte JPMorgan-Analyst Sandeep Deshpande.
Etwas Positives konnte Jefferies-Experte Janardan Menon der Lage abgewinnen: So seien nur die Erwartungen im Nicht-Autogeschäft gekappt worden, was sich mit der von Konkurrenten mitgeteilten Schwäche decke. Dazu äußerte sich Deshpande jedoch kritischer: Dass Infineon sein Ziel für das Auto-Segment senken würde, sei "immer unwahrscheinlich" gewesen. Der Markt aber glaube, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bevor auch der Automobil-Endmarkt anfange zu schwächeln.
Infineon geht für 2023/24 (per Ende September) von einem Umsatz von etwa 16 Milliarden Euro in der Mitte der Spanne (plus/minus 500 Millionen) aus, wie das Unternehmen am Morgen in Neubiberg mitteilte. Dies würde ein Umsatzminus im Vergleich zum Vorjahr von rund zwei Prozent bedeuten. Ursprünglich hatte der Chiphersteller eine Milliarde Euro mehr in Aussicht gestellt. Etwa die Hälfte des Rückgangs des erwarteten Umsatzes geht dabei den Angaben zufolge auf Währungseffekte zurück. Dabei unterstellt Infineon nun einen Euro-Dollar-Wechselkurs von 1,10 - nach zuvor 1,05 US-Dollar je Euro.
Die Segmentergebnis-Marge, die das operative Ergebnis abbildet, erwartet Infineon nun bei einem niedrigen bis mittleren 20er-Prozentsatz, nach zuvor avisierten 24 Prozent. Im vergangenen Geschäftsjahr standen hier noch 27 Prozent zu Buche. Die neuen Prognosen liegen unter den Erwartungen der Analysten.
"In Consumer-, Kommunikations-, Computing- und IoT-Anwendungen rechnen wir nun erst in der zweiten Hälfte des Kalenderjahres mit einer spürbaren Nachfrageerholung", kommentierte Konzernchef Hanebeck. Dies sei ein Quartal später als vorgesehen, sagte er in einer Telefonkonferenz. So litten vor allem die verbrauchernahen Anwendungen unter einer schwächeren Nachfrage. Die Kunden bauten daher angesichts voller Lager zunächst ihre Bestände ab. Das Automobilgeschäft halte sich dagegen "gut". Die Erwartungen in dem Bereich seien daher nahezu unverändert, "trotz einer Verlangsamung der Nachfrage im Bereich Elektromobilität außerhalb von China". Jedoch soll das Autogeschäft 2023/24 weiter wachsen. Dagegen geht das Unternehmen in den anderen Segmenten von zum Teil erheblichen Rückgängen aus.
Infineon senkt angesichts des schwächeren Umfelds auch die geplanten Investitionen auf etwa 2,9 Milliarden Euro für 2023/24, zuvor hatte sich das Unternehmen 3,3 Milliarden vorgenommen. An "wichtigen Zukunftsinvestitionen" halte das Unternehmen jedoch fest, so Hanebeck. Infineon steckt gerade Milliarden in den Ausbau seiner Kapazitäten, unter anderem am Standort in Dresden sowie im malaysischen Kulim.
Die Entwicklung im zweiten Geschäftsquartal dürfte sich nochmals abschwächen, teilte Infineon weiter mit. Das Unternehmen erwartet einen Umsatz von 3,6 Milliarden Euro und eine Segmentergebnis-Marge von 18 Prozent, was deutlich unter den Markterwartungen liegt.
Im ersten Geschäftsquartal ging der Umsatz im Vergleich zum Vorquartal um elf Prozent auf 3,7 Milliarden Euro zurück. Dabei sanken die Erlöse in allen vier Segmenten. Viele Kunden bauten zum Ende des Kalenderjahres ihre Lagerbestände ab. Die Segmentergebnis-Marge sank von 25,2 auf 22,4 Prozent. Nach Steuern verdiente Infineon mit 587 Millionen Euro ebenfalls weniger als im Vorquartal, als 753 Millionen erreicht wurden.
Infineon reiht sich damit ein in die zuletzt negativen Schlagzeilen aus dem Halbleitersektor. So hatten unlängst etwa Intel