MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Aktionäre von MTU
Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten am Abend schlecht an. Im nachbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate verlor die MTU-Aktie im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs zuletzt rund dreieinhalb Prozent.
Bisher hatte MTU zugesagt, die Ausschüttungsquoten kontinuierlich zu steigern. Am Ende sollten 40 Prozent des um Sonderposten bereinigten Jahresüberschusses als Dividende an die Anteilseigner fließen. Jetzt setzt der Vorstand dieses Ziel für die Geschäftsjahre 2024 bis 2026 aus.
Das Management sieht in diesem Schritt "eine maßvolle Abwägung zwischen den erwarteten Liquiditätsabflüssen und den starken Wachstumsperspektiven des Unternehmens", wie es in der Mitteilung weiter hieß. Denn neben der aufwendigen Reparatur fast aller Triebwerke der Getriebefan-Reihe will MTU weiterhin in die eigenen Standorte investieren und Technologien für künftige Antriebstypen entwickeln. Die Ausgaben dafür schränkten "die Möglichkeiten zur Zahlung von Dividenden auf dem bisherigen Niveau" in den nächsten Jahren ein, begründete der Vorstand die geringeren Ausschüttungen.
Für 2024 rechnet die MTU-Führung für 2032 mit einem kräftigen Geschäftszuwachs. So soll der Umsatz 7,3 bis 7,5 Milliarden Euro erreichen. Davon dürften mehr als 12 Prozent als operativer Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) hängen bleiben. Der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) soll im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen.
Laut den Unternehmen zur Verfügung gestellten Daten erwarten Analysten für 2024 im Schnitt einen Umsatz von 7,15 Milliarden Euro sowie ein bereinigtes operatives Ergebnis von 901 Millionen Euro. Die tatsächlichen Geschäftszahlen will MTU wie geplant am 29. Februar veröffentlichen.
Bei seinen Jahreszielen für 2023 hatte der Vorstand Ende Oktober Sondereffekte wie den Triebwerksrückruf ausgeklammert. Bereinigt um die diese sollte der Umsatz 2023 weiterhin auf 6,1 bis 6,3 Milliarden Euro klettern.
Der ebenfalls bereinigte operative Gewinn vor Zinsen und Steuern soll mit gut 800 Millionen Euro einen Rekordwert erreichen. Einschließlich der Sonderbelastung von etwa einer Milliarde Euro für den Triebwerksrückruf dürfte das operative Ergebnis jedoch in den roten Zahlen landen.
Grund des Rückrufs ist ein Materialfehler: Pratt & Whitney hatte bei der Herstellung von Turbinenscheiben der Getriebefan-Triebwerke ein problematisches Metallpulver verwendet. Der Antriebstyp kommt bei etwa jedem zweiten Exemplar der meistgefragten Airbus-Modellfamilie A320neo sowie beim kleineren Airbus A220 und den E2-Jets des brasilianischen Herstellers Embraer
MTU liefert Teile des Antriebs und betreibt eine der weltweit drei Endmontagelinien. Betroffen sind laut der Pratt & Whitney-Mutter RTX fast alle schon ausgelieferten Turbinen der Reihe. Viele Antriebe sollen recht kurzfristig in die Wartung. Deshalb müssen im ersten Halbjahr 2024 weltweit voraussichtlich bis zu 650 Airbus-Jets am Boden bleiben./mis/stw/he