TAUFKIRCHEN (dpa-AFX) - Der Rüstungselektronikkonzern Hensoldt
Mit einem Abschlag von zuletzt mehr als sieben Prozent auf 31,25 Euro war das Papier schwächster Wert im MDax der mittelgroßen Unternehmen. Getrieben von weltweit steigenden Ausgaben für Verteidigung hatte die Hensoldt-Aktie in diesem Jahr bislang stark zugelegt und Mitte Februar mit etwas über 36 Euro den höchsten Kurs seit April 2023 erreicht. Einen Teil der Kursrally hatten sie anschließend aber bereits wieder abgegeben.
"Der Bedarf an integrierten Verteidigungs- und Sicherheitslösungen von Hensoldt ist weltweit hoch und wird angesichts der globalen Konflikt- und Krisenlage voraussichtlich weiter zunehmen", sagte Konzernchef Thomas Müller laut Mitteilung. Im vergangenen Jahr hatte sich bei Hensoldt eine gesteigerte Nachfrage insbesondere nach Aufklärungs-, Überwachungs- und Selbstschutzsystemen bemerkbar gemacht.
Der Auftragseingang stieg von 1,99 Milliarden Euro im Vorjahr auf 2,09 Milliarden Euro, im Geschäft mit Sensoren zog Hensoldt aber weniger Aufträge an Land als zuletzt. Dafür war die Nachfrage in der kleineren Optronik-Sparte wesentlich höher. Der Rüstungselektronikkonzern hat offensichtlich weiterhin Probleme beim Abarbeiten der Bestellungen. Ende 2023 hatte Hensoldt Aufträge im Wert von 5,53 Milliarden Euro in den Büchern, ein Jahr zuvor waren es 5,37 Milliarden Euro. Das Book-to-bill-Verhältnis, also das Verhältnis vom Auftragseingang zum Umsatz, ging im vergangenen Jahr von 1,2 auf 1,1 zurück.
Die Erlöse kletterten von 1,71 Milliarden Euro auf 1,85 Milliarden Euro und damit auf den zuletzt von Hensoldt angepeilten Wert. Im Kerngeschäft legte der Umsatz um 16 Prozent zu. Haupttreiber der Umsatzentwicklung seien neben dem Pegasus-Aufklärungssystem und dem Eurofighter-Radar auch TRML-4D-Radare für die Ukraine, das Selbstschutzsystem Praetorian und der Servicevertrag C3 für den Eurofighter gewesen. Während die Sensoren-Sparte kräftig zulegen konnte, stagnierte der Umsatz im Segment Optronik.
Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) legte im vergangenen Jahr von 292 auf 329 Millionen Euro zu. Mit einer operativen Marge von 19,9 Prozent erreichte Hensoldt die eigene Prognose von "mehr als 19 Prozent". Mit Blick auf die neue Prognose zwischen 19 und 20 Prozent ist dieser Wert im laufenden Jahr aber nur im besten Fall zu halten. Diese Spanne gab Hensoldt auch als neues Mittelfristziel aus. 2022 lag die Marge noch bei 20,4 Prozent. Im vergangenen Jahr ging das bereinigte operative Ergebnis in der Optronik-Sparte wegen Investitionen unter anderem in die Digitalisierung deutlich zurück. Hier stellt Hensoldt auf S/4 Hana, die Kernsoftware von SAP
Der bereinigte freie Barmittelzufluss vor Steuern und Zinsen betrug im Berichtszeitraum 259 Millionen Euro und damit 40 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor. Die Aktionäre sollen eine um 10 Cent höhere Dividende von 0,40 Euro je Aktie erhalten, hier hatten Analysten zuvor allerdings mit im Schnitt 0,48 Euro noch mehr erwartet.
Für die geplante Übernahme des Rüstungsspezialisten ESG aus München hatte sich Hensoldt bereits im Dezember durch eine Kapitalerhöhung brutto rund 241 Millionen Euro besorgt. Der Bund habe sich über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beteiligt und hält so weiterhin 25,1 Prozent an Hensoldt. Für den bis zu 730 Millionen Euro schweren ESG-Deal will Hensoldt außerdem Schulden in Höhe von circa 450 Millionen Euro aufnehmen. Das Unternehmen erwartet mittlerweile, dass die Übernahme Ende des ersten Quartals über die Bühne geht./niw/men/zb