METZINGEN (dpa-AFX) - Der Modehändler Hugo Boss
Konzernchef Grieder stellte in einer Telefonkonferenz mit Journalisten klar, dass sich das Ziel von fünf Milliarden Euro Umsatz eher um Monate statt um Jahre nach hinten verschieben dürfte. Vor allem in Europa lähme die Kaufunlust der Verbraucher die Geschäfte. Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten kämen erschwerend hinzu. Zugleich peilt Grieder eine operative Marge von mindestens zwölf Prozent bis 2025 an.
In diesem Jahr erwartet der Vorstand ein Wachstum von drei bis sechs Prozent auf 4,30 bis 4,45 Milliarden Euro Erlös. Analysten hatten sich mehr erhofft. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll dieses Jahr um 5 bis 15 Prozent auf 430 bis 470 Millionen Euro steigen und die entsprechende Marge sich damit leicht verbessern. Neben Optimierungen im Geschäft hofft der Vorstand auf geringere Produktkosten, weil die Rohstoffpreise zurückgehen.
Gerüchten um einen Einstellungsstopp widersprach Grieder. Zugleich betonte der Manager, dass er weiter Geld ins Marketing stecken möchte. Künftig will er aber mit demselben Budget "effektiver" um die Aufmerksamkeit von Kunden buhlen.
Analysten zeigten sich enttäuscht von den Prognosen. "Die Strahlkraft der erneuerten Marke reicht offensichtlich nicht mehr aus, um in einem schwachen Konsumumfeld die bisherigen Wachstumserwartungen zu erfüllen", kommentierte DZ-Bank-Branchenexperte Thomas Maul. Das Management müsse nun beweisen, dass die versprochenen Effizienzgewinne und Kosteneinsparungen auch realisiert werden und das 2025er-Margenziel tatsächlich noch erreichbar ist.
Im abgeschlossenen Jahr hatte Hugo Boss den Umsatz - wie bereits bekannt - noch um 15 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro gesteigert und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um mehr als ein Fünftel auf 410 Millionen Euro vergrößert. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen mit 258 Millionen Euro fast ein Viertel mehr. Den Hugo-Boss-Anlegern winkt mit 1,35 Euro je Aktie eine um 35 Prozent höhere Dividende.
Am Mittwoch hatte der Aufsichtsrat bereits die Verträge von Konzernchef Grieder und Finanzchef Müller verlängert. Grieder leitet damit bis Ende 2028 den Modekonzern, während Müller bis Ende 2027 die Finanzen verantwortet. Der bisherige Verkaufsleiter Oliver Timm wurde zudem zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt. Experte Michael Kuhn von Deutsche Bank Research vermutet, dass er zu einem späteren Zeitpunkt den Platz von Konzernchef Grieder einnehmen könnte./ngu/men/mis