(neu: Weitere Details, Aussagen aus Presse- und Analysten-Konferenz)
ESSEN (dpa-AFX) - Der Energiekonzern RWE
Unter anderem ließ das Management auf Nachfrage eines Analysten in der Investoren-Telefonkonferenz weiter offen, ob ein Aktien-Rückkaufprogramm angestrebt wird. "Wir schauen uns alle Optionen an", sagte Konzernchef Markus Krebber auf die Frage, wie das Gewinnziel von 3 Euro je Aktie im Jahr 2027 erreicht werden soll.
Die mit einem Rückkaufprogramm verbundene Kurspflege könnte der RWE-Aktie guttun. Seit dem Anstieg der Energiepreise Ende 2021 hatte der Kurs bis zum Herbst 2022 kräftig zugelegt. Seitdem ging es in der Tendenz aber wieder abwärts. Die Kursgewinne der vergangenen drei Jahre sind mittlerweile wieder weg. Beschleunigt hatten sich die Verluste im laufenden Jahr: Der Kurs des Dax-Werts
RWE hatte bereits vor anderthalb Monaten mitgeteilt, dass 2024 nur das untere Ende der im November veröffentlichten Zielspanne von 5,2 bis 5,8 Milliarden Euro als bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erreicht werden dürfte. Dieser Korridor gelte trotz der seitdem stark gefallenen Strompreise weiter, hieß es nun. RWE bestätigte auch seine vorläufigen Zahlen sowie die mittelfristigen Ziele.
JPMorgan-Analyst Javier Garrido verwies auf mehr Transparenz mit Blick auf die mittelfristigen Prognosen. Präsentationen zeigten, wie wenig sensibel die Erträge aus Wind- und Sonnenenergie gegenüber den Strompreisen seien. Den Daten von RWE zufolge ist der Großteil der Erneuerbaren Stromerzeugung bereits zu festgelegten Preisen veräußert, sowohl 2024 als auch in den kommenden Jahren. Die Stromproduktion aus Wind- und Solarparks ist Preisschwankungen also nur bedingt ausgesetzt.
Außerdem beruhigen JPMorgan-Experte Garrido die Aussichten für die Erträge aus den flexiblen Erzeugungskapazitäten des Essener Energiekonzerns. Der Analyst merkte weiterhin an, dass das Management dort die Zielgröße für das bereinigte Ergebnis je Aktie für 2027 und 2030 zeige und nicht für das bereinigte Konzernergebnis insgesamt. Dies sei in Hinblick auf die Auswirkungen von zukünftigen Finanzierungsoptionen beruhigend.
Indes hängt die Ertragslage 2024 maßgeblich davon ab, wie sich die Geschäftsaktivitäten der Tochtergesellschaften entwickelten, wie RWE im Geschäftsbericht ausführte. Demnach dürften die Erträge aus dem Energiehandel "deutlich" unter dem Niveau von 2023 liegen. Das gilt auch für den Bereich der kommerziellen Verbesserung des Kraftwerkseinsatzes.
Demgegenüber rechnen die Essener mit positiven Impulsen von der Inbetriebnahme neuer Wind- und Solarparks. Allerdings erwartet das Management nur für Anlagen an Land eine Verbesserung des operativen Gewinns. Der Ergebnisbeitrag der Windkraft auf See dürfte hingegen ebenfalls zurückgehen, da RWE die erzeugten Strommengen zu niedrigeren Preisen am Terminmarkt verkauft hat.
Allgemein erwartet RWE, dass sich die Stromnachfrage in den für den Konzern wichtigen Märkten Deutschland, Großbritannien, Niederlande und USA nach den Rückgängen im vergangenen Jahr wieder etwas erholt. Selbst wenn auch die Energiepreise wieder anziehen, würde RWE allerdings mit der aktuellen Prognosespanne nicht an die Ergebnisse aus dem Vorjahr anknüpfen können.
Im Tagesgeschäft stieg der Gewinn 2023 um ein Drittel auf knapp 8,4 Milliarden Euro. Die ebenfalls bereits Ende Januar mitgeteilten Zahlen auf vorläufiger Basis für 2023 wurden bestätigt. Unterm Strich stieg der Gewinn sogar noch stärker und zwar von knapp 1,5 auf gut 2,7 Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen - wie ebenfalls bereits bekannt - 1,00 Euro je Aktie als Dividende erhalten. Im laufenden Jahr plant RWE eine Erhöhung um 10 Cent.
Seine Stromerzeugungskapazitäten baute RWE 2023 deutlich aus. Mehr als 160 Anlagen mit insgesamt 6,3 Gigawatt kamen hinzu, allein drei Gigawatt durch die Übernahme des US-Grünstromerzeugers Con Edison. Insgesamt betrieb RWE zum Jahresende Anlagen mit 46,5 Gigawatt Kapazität. Davon entfielen 10,6 Gigawatt auf Braun- und Steinkohle-Kraftwerke sowie 15,7 Gigawatt auf Gaskraftwerke. Anlagen für erneuerbare Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenkraft hatten eine Kapazität von 17,5 Gigawatt. Den Rest machen vor allem Pumpspeicher und Batterien aus./lew/tob/nas/jha/