ESSEN (dpa-AFX) - Vor der Zentrale des Industriekonzerns Thyssenkrupp
Arbeitnehmervertreter werfen dem Vorstand um den Vorsitzenden Miguel López unter anderem vor, sie nicht genügend und frühzeitig in wichtige Entscheidungen einbezogen zu haben. In einem Flugblatt ist von einer "respektlosen Politik" die Rede. Der Vorstand weist das zurück. Der Konflikt schwelt schon seit Monaten.
Stahlsparte will Kapazitäten in Duisburg verringern
Im Fokus steht aktuell vor allem die Stahlsparte, mit 27 000 Beschäftigten Deutschlands größter Stahlhersteller: Vor wenigen Wochen hatte Thyssenkrupp einen deutlichen Abbau von Stahl-Erzeugungskapazitäten in Duisburg angekündigt, der mit einem Stellenabbau verbunden sein soll. Einzelheiten sind noch offen.
Außerdem soll die EPCG-Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky 20 Prozent der Stahlsparte übernehmen, später 50 Prozent. Bei der geplanten strategischen Partnerschaft soll es vor allem um Energielieferungen gehen. Der Aufsichtsrat soll am Donnerstag über den Einstieg abstimmen.
Stimmt die Arbeitnehmerseite gegen den Einstieg, kann die Kapitalseite mit dem Doppelstimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzenden die Arbeitnehmer überstimmen. Für diesen Fall hat die IG Metall bereits eine "entsprechende Reaktion in den Belegschaften" angekündigt. Chef des Aufsichtsgremiums ist der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Siegfried Russwurm.
Auch NRW-Sozialminister Laumann will Rede halten
Bei der Kundgebung will unter anderem der zweite Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Kerner, zu den Beschäftigten sprechen. Er ist auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Thyssenkrupp AG. Angekündigt ist auch eine Rede von NRW-Arbeits- und Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU). Laumann hatte bereits an einer ähnlichen Kundgebung am 30. April in Duisburg teilgenommen und dabei das Unternehmen aufgefordert, die sozialpartnerschaftliche Tradition zu achten.
Ob auch Konzernchef López zu den Beschäftigten sprechen wird, war am Mittwoch zunächst unklar. López signalisierte über einen Sprecher seine Bereitschaft dazu, wie die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (WAZ) am Mittwoch berichtete. Die IG Metall reagierte skeptisch: "Wenn Herr Lopez uns fragen würde, kann er als CEO der Thyssenkrupp AG morgen auf der Kundgebung sprechen. Leider haben wir aber auch dieses Mal wieder nur aus der Presse erfahren, was er vorhat", erklärte IG Metall NRW-Bezirksleiter Knut Giesler auf Anfrage./tob/DP/nas