(neu: Kurs, Aussagen aus Telefonkonferenz, mehr Details)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Ankündigung einer Übernahme hat den zuletzt schwächelnden Aktien von Gerresheimer
Die Aktien von Gerresheimer hatten zuletzt mit anderen vergleichbaren Werten aus der Pharma-Verpackungsbranche darunter gelitten, dass von diesen nicht mehr die zuvor gewohnten guten Nachrichten kamen. Ein enttäuschender Ausblick von Schott Pharma, der vor schwachen Verkäufen von Spritzen warnte, hatte zuletzt auch bei Gerresheimer seine Spuren hinterlassen. Am Donnerstag bekräftigte Gerresheimer auch die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende November).
In den vergangenen vier Handelstagen war der Kurs in der Spitze um mehr als 12 Prozent abgesackt. Diese Kursdelle holten die Aktien nun wieder auf nach der Nachricht, dass Gerresheimer das Pharmageschäft mit der Übernahme von Blitz LuxCo erweitern will. Faktisch wird mit der Holding-Gesellschaft die Bormioli Pharma Gruppe gekauft - ein italienisches Unternehmen, das ebenfalls pharmazeutische Primärverpackungen herstellt.
Der mit 800 Millionen Euro bewertete Zukauf dürfte die Gerresheimer-Anleger nach den jüngsten Spekulationen um eine mögliche Gewinnwarnung beruhigen, schrieb Jefferies-Analyst James Vane-Tempest in einer ersten Reaktion. Er hob hervor, dass nach der Integration eine neue Pressglas-Geschäftseinheit geformt werde, die strategische Möglichkeiten mit sich bringe.
David Adlington von der US-Bank JPMorgan zufolge dürften Investoren ihren Fokus darauf legen, dass die Transaktion den Gewinn je Aktie (EPS) im ersten Jahr wohl um mehr als 10 Prozent steigern wird. Dies und die zuletzt relativ pessimistische Positionierung der Anleger sollte sich seiner Einschätzung nach kurzfristig positiv auf den Aktienkurs von Gerresheimer auswirken. Vane-Tempest schrieb zudem, die Gerresheimer-Aktien hätten zuletzt auch angesichts schlechter Botschaften der Wettbewerber von Schott Pharma und Stevanato
Geht es nach einigen Analysten, die sich in den vergangenen Wochen intensiver mit der Bewertung auseinandersetzten, hat die Gerresheimer-Aktie viel Nachholbedarf. Olivier Calvet von der UBS hob vor einigen Tagen in einer Ersteinschätzung hervor, der Abschlag zu anderen Wettbewerbern betrage 35 bis 40 Prozent und sei damit zu hoch. Er hatte die Titel Mitte Mai zum Kauf empfohlen.
Ähnliches hatte im April auch Ed Hall von der Investmentbank Stifel betont, der Schott Pharma mit "Hold" gestartet und mit einer Kaufempfehlung Gerresheimer den Vorzug gegeben hatte. Die Gerresheimer-Aktien seien die bessere Wahl, um in den wachstumsträchtigen Pharma-Verpackungsbereich zu investieren, argumentierte der Experte. Wachstum sei niemals klarer gewesen als derzeit bei Gerresheimer.
Verpackungshersteller wie Gerresheimer oder Schott Pharma galten lange Zeit als Profiteure des Hypes rund um Abnehmmittel aus der GLP-1-Wirkstoffklasse. Dieser hatte binnen drei Jahren auch dafür gesorgt, dass die Aktien des dänischen Pharma-Herstellers Novo Nordisk
Die Gerresheimer-Titel hatten ihr Rekordhoch im September 2023 mit knapp 123 Euro erreicht, bevor Gewinnmitnahmen einsetzten, die erst im November nahe 80 Euro zu Ende waren. Von diesem Niveau ausgehend taten sich die Aktien mit deutlicheren Kursgewinne streckenweise schwer. Im bisherigen Jahresverlauf hatte bis Mittwoch auch noch ein Minus von gut einem Prozent zu Buche gestanden. Mit dem Kurssprung stehen sie seit Jahresanfang wieder prozentual zweistellig im Plus./tih/ajx/jha/