MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der in Milliardenhöhe verschuldete Baywa
Im frühen Handel rutschte das im Kleinwerteindex SDax
Vorstandschef Marcus Pöllinger hatte auf der Hauptversammlung vor vier Wochen gesagt, mit Einsparungen und Verkäufen unprofitabler Geschäfte aus der Krise kommen zu wollen. Der Vorstand will unter anderem den Solarhandel verkaufen. Das war schon für 2023 geplant, doch fand der Vorstand keinen Käufer, der den geforderten Preis zahlen wollte. Bereits verkauft ist das Geschäft mit Digitaltechnik für Landwirte.
Vorstandschef Pöllinger will außerdem Stellen abbauen, eine Größenordnung hatte er bislang nicht genannt. Im Geschäftsfeld Bau prüft die Chefetage Kurzarbeit. Die Baywa hat zurzeit gut 24 000 Mitarbeiter.
Der Manager versprach den Aktionären nach dem Verlustjahr 2023 einen "Transformationsprozess" und ein wesentlich besseres Ergebnis im laufenden Jahr. "Jede Einheit muss künftig für sich profitabel sein", hatte Pöllinger gesagt. Er hatte aber auch angedeutet, dass bis zur Jahresmitte keine Wende zum Besseren zu erwarten ist: "Entsprechend kann das erste Halbjahr auch noch nicht für den angestrebten Aufschwung stehen".
Von den Aktionären war scharfe Kritik an der Entwicklung des Unternehmens gekommen, sowohl von Vereinigungen als auch von einzelnen Anteilseignern. Sie stimmten aber dem Vorschlag von Baywa zu, für 2023 keine Dividende zu zahlen.
Im Februar 2023 hatte die Baywa mit einer großen Gala ihren 100. Geburtstag gefeiert - und das Jubiläumsjahr mit einem Nettoverlust von 93 Millionen Euro beendet. Im ersten Quartal des laufenden Jahres rutschte die Baywa mit einem Minus von 108 Millionen Euro noch tiefer in die roten Zahlen.
Die ersten drei Monate verlaufen bei Baywa zwar traditionell schwach, doch hatte es in den vergangenen Jahren keine Verluste zu Jahresbeginn gegeben. Nun drückten lang- und kurzfristige Schulden in Höhe von fast 5,6 Milliarden Euro.
Diese Schulden gehen zu Großteil auf die Amtszeit des langjährigen Vorstandschefs Klaus Josef Lutz zurück, der den ehedem auf den Agrarhandel beschränkten Konzern bis Frühjahr 2023 leitete. Der Manager expandierte auf Kredit quasi rund um den Globus. Lutz baute vor allem das Geschäft mit erneuerbaren Energien als zweites Standbein des Konzerns auf und kaufte auch im Agrarhandel zu.
Nach seinem Abgang als Baywa-Chef war Lutz 2023 unmittelbar auf den Sessel des Aufsichtsratschefs gewechselt. Er legte den Posten aber Anfang dieses Jahres nach internen Streitigkeiten nieder. Sein Nachfolger an der Konzernspitze ist allerdings kein Baywa-Novize, der die Probleme nur geerbt hätte: Pöllinger gehört dem Vorstand seit Ende 2018 an.
Unerfreulicherweise für die Baywa ging der Anstieg der Verschuldung einher mit dem rasanten Anstieg der Kreditzinsen seit 2022. Die Zinsbelastung war die maßgebliche Ursache der Verluste, denn im operativen Geschäft schrieb die Baywa schwarze Zahlen.
Die drückende Zinslast ist jedoch nicht das einzige Problem: Ein beträchtlicher Teil der Schulden ist in einem Konsortialkredit mit einem Rahmen von bis zu 2 Milliarden Euro gebündelt, Ende 2023 hatte die Baywa davon 1,4 Milliarden in Anspruch genommen, wie im Geschäftsbericht 2023 nachzulesen. Die Uhr tickt: Der Konsortialkredit läuft im September 2025 aus.
Wer der nun beauftragte Gutachter ist, und bis wann das Sanierungsgutachten vorliegen soll, teilte das Unternehmen zunächst nicht mit./he/cho/lew/men/mis