BOCHUM (dpa-AFX) - Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia
Vonovia hatte im vergangenen Jahr wegen der Immobilienkrise sein Immobilienportfolio mehrfach abwerten müssen und damit Milliardenverluste erlitten. Seit der Änderung des Zinsumfeldes Mitte 2022 habe Vonovia brutto eine Preiskorrektur der Bestände von 23 Prozent hinnehmen müssen, sagte Buch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
In den ersten sechs Monaten 2024 machte das Unternehmen unter dem Strich einen Verlust von 529 Millionen Euro, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstag hieß. Im Vorjahreszeitraum hatte Vonovia einen Fehlbetrag von mehr als vier Milliarden Euro verbucht. Der Wert des Vermietungsportfolios ging mit knapp 82,5 Milliarden Euro Ende Juni im Vergleich zum Jahresende 2023 leicht zurück.
Derweil wird das Unternehmen zuversichtlicher für das laufende Jahr. Nun peilte es bei den Ergebniszielen und beim Mietwachstum jeweils das obere Ende der Spannen an. Die Aktie legte im frühen Handel um rund 0,8 Prozent zu.
Operativ lief es für das Unternehmen im ersten Halbjahr 2024 noch nicht so rund. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging im Jahresvergleich um knapp drei Prozent auf 1,27 Milliarden Euro zurück. Dies hing vor allem mit einem Verlust im Development-Geschäft und dem Verkauf von Wohnungen zusammen. Der bereinigte Vorsteuergewinn schrumpfte etwa wegen höherer Zinsaufwendungen um sechs Prozent auf 887 Millionen Euro.
Besser lief es in der Vermietung aufgrund der weiterhin hohen Nachfrage nach Wohnraum in den Ballungsgebieten. Die Miete stieg im ersten Halbjahr im Schnitt auf 7,86 Euro pro Quadratmeter - das waren 3,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In Deutschland betrug die durchschnittliche Monatsmiete per Ende Juni bei Vonovia 7,73 Euro pro Quadratmeter.
Auch kommt Vonovia bei den Immobilienverkäufen voran. Erst jüngst veräußerte Vonovia 1970 Wohnungen Großraum Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet für insgesamt rund 300 Millionen Euro - und dies leicht über dem Buchwert. Weitere 185 Millionen Euro kämen aus Veräußerungen im Rahmen kleinerer Transaktionen. Bereits im ersten Quartal hatte Vonovia rund 4500 Wohnungen in Berlin für insgesamt 700 Millionen Euro an zwei kommunale Berliner Wohnungsunternehmen verkauft. Seit Jahresbeginn habe das Unternehmen Immobilien im Wert von 1,5 Milliarden Euro verkauft, hieß es.
Um die Schulden abzubauen, will Vonovia-Chef Buch im laufenden Jahr Wohnungen im Wert von rund drei Milliarden Euro verkaufen. Bis Ende 2024 soll der sogenannte LTV, das Verhältnis des Kreditbetrags zum Verkehrswert des Immobilienportfolios, auf 45 Prozent sinken, so der Firmenlenker. Ende Juni betrug er 48,2 Prozent.
2023 erzielte das Unternehmen durch Wohnungsverkäufe und die Veräußerung von Minderheitsanteilen an Immobilienportfolios Erlöse von rund vier Milliarden Euro. Insgesamt, so hatte der Konzern Mitte 2022 angekündigt, sollen Wohnungen und Häuser im Wert von 13 Milliarden Euro veräußert werden. Aktuell besitzt Vonovia knapp 543 000 eigene Wohnungen.
Mit der Zinswende waren die Baukosten stark gestiegen und Vonovia hatte sich vom Neubau erst einmal verabschiedet. "Wir bauen unsere Projekte fertig", sagte Buch. Im ersten Halbjahr hat Vonovia 1655 Wohnungen fertiggestellt. Die Zahl würde sich aber abflachen, wenn Vonovia das Development nicht bald hochfahren werde. "In diesem Zusammenhang habe der Vorstoß von Bundesjustizminister Marco Buschmann, den Gebäudetyp E in die Resortabstimmung zu geben, sehr positiv gestimmt", sagte der Manager. FDP-Politiker Buschmann will das Bauen einfacher und kostengünstiger machen, indem etwa die Vorgaben zu Komfortstandards reduziert werden.
Der Gebäudetyp E werde aber nicht alleine ausreichen, erläuterte Buch. Neben den Baukostensenkungen und Förderungen müsse auch über das Mietrecht gesprochen werden. Vonovia baue heute für 5000 Euro den Quadratmeter inklusive Grundstück. Vor ein paar Jahren hätten die Kosten noch bei 3000 Euro gelegen. Ziel müsse es sein, auf diese Größenordnung wieder zurückzukommen./mne/lew/mis