(neu: Aussagen aus Telefonkonferenzen, Analysten-Stimmen, Aktienkurs) BONN (dpa-AFX) - Die lahmende Weltwirtschaft hat der DHL Group
Nach anfänglichen Kursgewinnen fiel der Aktienkurs um über 4 Prozent, was einen der letzten Plätze im Leitindex Dax
Bis Anfang Februar hatte sich die Aktie stabil gehalten, bis es dann angesichts durch die Bundesregierung platzierter Aktien einen Kursrutsch gab. Als der Konzern im März dann auch noch eine verhaltene Jahresprognose ausgab, beschleunigte sich die Talfahrt. Seitdem kam das Papier nur selten über die Marke von 40 Euro hinaus. Der bisherige Jahrestiefststand von Mitte Juni bei 37,31 Euro ist angesichts der Kursabschläge vom Donnerstag nur noch 5 Prozent entfernt.
Finanzchefin Kreis ließ in Telefonkonferenzen durchblicken, dass es auch im laufenden dritten Jahresviertel wohl keine deutliche operative Ergebnisverbesserung zu den beiden Vorquartalen geben dürfte. DHL hatte jeweils gut 1,3 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit) verdient. Die Schätzungen der von Bloomberg befragten Analysten liegen für das dritte Quartal allerdings rund 10 Prozent höher. Im Gesamtjahr sollen der Konzernprognose zufolge zwischen 6 und 6,6 Milliarden Euro stehen.
Kreis setzt dafür auf die zweite Jahreshälfte, sowie die bereits in den vergangenen Monaten eingeleiteten Sparmaßnahmen. Um den operativen Gewinn über die 6-Milliarden-Marke hinaus zu bringen, brauche es den entsprechenden konjunkturellen Rückenwind, räumte sie ein. Zumindest das untere Ende der Spanne ist ihrer Meinung nach aber aus eigener Kraft durchaus noch zu erreichen. Anleger befürchteten hingegen, dass es knapp werden könnte, selbst wenn es im typischerweise saisonal stärksten Schlussquartal einen Ergebnissprung gibt.
Im schlechtesten Fall würde DHL 2024 dann einen Rückgang von gut 5 Prozent im Vergleich zu 2023 verzeichnen, im besten Fall ein Anstieg um 4 Prozent. Dem Rekordniveau von 2022 bleibt der Konzern damit aber in jedem Fall fern - im Zweifel noch mehrere Jahre lang. Damals hatte der Konzern im Tagesgeschäft 8,4 Milliarden Euro verdient. Für 2026 hat der Vorstand zwischen 7,5 und 8,5 Milliarden in Aussicht gestellt und dieses Ziel nun bekräftigt.
In den drei Monaten bis Ende Juni schnitt die DHL durchwachsen ab: Ausgerechnet bei der von Investoren viel beachteten Kennziffer des Freien Barmittelzuflusses enttäuschte DHL mit den erzielten 344 Millionen Euro. Zudem blieb unterm Strich mit 744 Millionen Euro etwas weniger Gewinn übrig, als die vom Unternehmen befragten Analysten auf dem Zettel hatten.
Der Umsatz legte hingegen leicht stärker zu als am Markt erwartet worden war, und zwar auf gut 20,6 Milliarden Euro. Auch brach das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) nicht ganz so stark ein, wie die Experten befürchtet hatten. Es ging um ein Fünftel auf knapp 1,4 Milliarden Euro zurück. Goldman-Sachs-Analyst Patrick Creuset notierte ein "solides" Quartal.
Drei der vier DHL-Bereiche verzeichneten Rückgänge beim operativen Ergebnis. Nur das Angebot von Lieferketten-Logistik entwickelte sich im zweiten Quartal positiv. Hier bietet der Konzern seinen Kunden etwa den Betrieb von Lagern und die Abwicklung von Versandretouren an.
Im Fokus aber steht das wichtige Express-Geschäft, es ist das profitabelste und größte Segment des Konzerns. Dessen Netzwerk ist der DHL zufolge weiterhin nur schwach ausgelastet, die Sendungsmengen waren rückläufig, während die Sendungen zwischen Firmenkunden aber zumindest etwas zulegten. Das Segment erwache langsam wieder zum Leben, schrieb Alex Irving vom US-Analysehaus Bernstein Research. Seinem Kollegen Any Chu von der Deutschen Bank zufolge ist die Erholung aber noch nicht breit angelegt.
Und das deutsche Brief- und Paketgeschäft schnitt im zweiten Quartal im Jahresvergleich ebenfalls besser ab. Es läuft auch nach der Umbenennung des Konzerns vor gut einem Jahr weiterhin unter der Traditionsmarke Deutsche Post. In dem Geschäftsbereich will Finanzchefin Kreis 2025 ein operatives Ergebnis von über 1 Milliarde Euro sehen, um nötige Investitionen tätigen zu können. Dabei wird auch eine Gesetzesreform der DHL helfen, in Deutschland wieder mehr zu verdienen. Mitte Juni einigte sich die Ampel-Regierung auf eine Novelle des Postgesetzes, Anfang Juli passierte sie nach dem Bundestag auch den Bundesrat./lew/mne/jha/