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APA ots news: WIFO: Überinflation in Österreich eingedämmt

08.08.2024
um 09:06 Uhr

Wien (APA-ots) - In Österreich stagnierte das reale BIP im II. Quartal
2024.
Rückgängen in der Industrie und im Bauwesen stand eine leichte
Expansion im Dienstleistungssektor gegenüber. Die Inflationsrate hat
sich im Vergleich zum Durchschnitt des Euro-Raumes normalisiert. Die
Stimmung in den heimischen Unternehmen ist jedoch äußerst
pessimistisch, insbesondere in der Sachgütererzeugung. Sowohl die
Arbeitslosigkeit als auch die Beschäftigung nahmen im
Vorjahresvergleich zu, letztere vor allem im öffentlichen Sektor und
unter Frauen ab 60 Jahren.

Trotz zahlreicher Leitzinserhöhungen in den letzten beiden Jahren
blieb die Wirtschaft der USA im II. Quartal 2024 auf Wachstumskurs,
nicht zuletzt wegen der expansiven Fiskalpolitik und günstiger
Altkredite. In China verlor die Konjunktur an Schwung, was die
Zentralbank zu Zinssenkungen veranlasste. Japans Zentralbank erhöhte
unterdessen überraschend den Leitzinssatz und löste damit
Verwerfungen auf den Aktienmärkten aus, die auf Börsen in anderen
Ländern übergriffen. In der EU wuchs das BIP im II. Quartal moderat,
wobei sich die Konjunktur in Spanien erneut als besonders lebhaft
erwies, während Deutschlands Wirtschaftsleistung leicht abnahm.

In Österreich stagnierte das reale BIP im II. Quartal sowohl
gegenüber dem Vorquartal als auch gegenüber dem Vorjahr. Während die
Wertschöpfung in der Industrie und im Bauwesen weiter schrumpfte,
expandierten die Dienstleistungsbranchen leicht, insbesondere die
öffentlichen. Investitionen in geistiges Eigentum dürften als einzige
Nachfragekomponente im Vorjahresvergleich zugelegt haben, während vor
allem die Ausrüstungs- und Bauinvestitionen zurückgingen.

Die Inflationsrate hat sich im Vergleich zum Durchschnitt des
Euro-Raumes normalisiert, der Abstand verkleinerte sich von 2,8
Prozentpunkten im Dezember 2023 auf 0,3 Prozentpunkte im Juli 2024.
Kumuliert war der Verbraucherpreisanstieg der letzten Jahre jedoch
wesentlich kräftiger als im Euro-Raum. Die Überinflation war durch
eine lebhafte Nachfrage nach Freizeit- und Tourismusdienstleistungen,
fiskalpolitische Maßnahmen und kräftige Lohnerhöhungen verursacht
worden. Die Lohnquote ist seit Anfang 2023 stark gestiegen, während
die Kapitaleinkommen kontinuierlich geschrumpft sind.

Die Stimmung der heimischen Unternehmen ist nach wie vor äußerst
pessimistisch, insbesondere in der Sachgütererzeugung. Die
Kapazitätsauslastung in der Industrie ist seit einem Jahr unverändert
niedrig. Immer mehr Unternehmen beobachten eine Verschlechterung
ihrer Wettbewerbsposition, vor allem auf den Auslandsmärkten.

Die Arbeitslosigkeit stieg zuletzt weiter an, die
saisonbereinigte Arbeitslosenquote war im Juli mit 7,1% um 0,9
Prozentpunkte höher als am letzten Konjunkturwendepunkt. Die
Beschäftigung nahm im II. Quartal gegenüber dem Vorjahr weiter zu,
wobei fast alle neuen Arbeitsplätze im öffentlichen Sektor
entstanden. Unter Frauen ab 60 Jahren hat sich das
Beschäftigungswachstum seit der Anhebung des gesetzlichen
Pensionsantrittsalters im Jänner 2024 beschleunigt. Weitere
angebotsseitige Impulse resultieren aus dem Zustrom von
Arbeitskräften aus dem Ausland und der Integration von Geflüchteten
in den Arbeitsmarkt.

Abbildung 1: Inflation in Österreich und dem Euro-Raum - auf der
WIFO-Website

Zu den Definitionen siehe " Methodische Hinweise und Kurzglossar
".

Rückfragehinweis:
Rückfragen bitte am Donnerstag, dem 8. August 2024, zwischen 9 und 15
Uhr, an Dr. Stefan Schiman-Vukan, MSc, Tel. (1) 798 26 01 - 234,
stefan.schiman-vukan@wifo.ac.at

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