DUISBURG (dpa-AFX) - Im Streit um die Neuaufstellung der Thyssenkrupp
Die Stahlkompetenz liege in Duisburg und nicht in Essen. "Der Stahlvorstand ist sich seiner Verantwortung bewusst und weiĂ, wie ein Stahlwerk funktionieren kann." Nasikkol ist Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Thyssenkrupp-Stahlsparte. Er ist auĂerdem Konzernbetriebsratsvorsitzender und Mitglied des Aufsichtsrats der Thyssenkrupp AG.
27.000 Menschen arbeiten in der Sparte
Die unter der KonjunkturschwĂ€che und Billigimporten leidende Stahlsparte soll verselbststĂ€ndigt werden und finanziell auf eigenen FĂŒĂen stehen. DafĂŒr ist unter anderem ein Abbau der StahlerzeugungskapazitĂ€ten in Duisburg geplant, der auch mit einem Stellenabbau verbunden sein wird. Strittig ist vor allem die finanzielle Ausstattung der Sparte durch den Mutterkonzern bei der VerselbststĂ€ndigung. Thyssenkrupp Steel ist Deutschlands gröĂter Stahlhersteller. Rund 27.000 Menschen arbeiten in der Sparte.
Der Stahl-Vorstand unter Bernhard Osburg hatte dem Aufsichtsrat der FĂŒhrungsgesellschaft Thyssenkrupp Steel Europe vor einer Woche seine PlĂ€ne fĂŒr die Neuaufstellung vorgestellt. LĂłpez hatte einen Tag spĂ€ter erklĂ€rt, dass der Stahl-Vorstand "endlich einen langfristig tragfĂ€higen, soliden und finanzierbaren Businessplan fĂŒr die Neuausrichtung des Stahlbereichs" vorlegen solle. "Was wir jetzt brauchen, ist ein nĂŒchterner, realistischer Blick in die Zukunft ohne Hoffnungswerte und ohne SchönfĂ€rberei", hieĂ es in einem Statement, das von vielen Beobachtern als Kritik am Stahl-Vorstand verstanden wurde.
Wenige Tage spĂ€ter lobte der neue AG-Finanzvorstand Jens Schulte die Arbeit des Stahl-Vorstands. Die strukturelle Neuaufstellung des StahlgeschĂ€fts sei "ein Ă€uĂerst anspruchsvolles Unterfangen, da es gleichzeitig um eine Performancetransformation, Performancesteigerungen und eine grĂŒne Transformation geht", sagte Schulte bei der Vorlage der Quartalszahlen. "Und das alles noch in einem sehr angespannten Umfeld. Insofern, und das sage ich hier und das sage ich auch intern im Unternehmen, verdient die Arbeit daran auch durch den Stahlvorstand den gröĂten Respekt." Schulte ist seit 1. Juni Finanzvorstand des Traditionskonzerns, der Ende Juni insgesamt knapp 98.000 Menschen beschĂ€ftigte.
Nasikkol: LĂłpez soll sich konstruktiver Diskussion stellen
Die Muttergesellschaft in Essen wolle den Stahl so billig wie möglich loswerden, sagte Nasikkol am Freitag. Es habe zudem den Anschein, als handle es sich um einen persönlichen Konflikt zwischen LĂłpez und Osburg, der jedoch nur einseitig gefĂŒhrt werde. "Dies ist absolut unangebracht und hinterlĂ€sst verbrannte Erde. Herr LĂłpez muss sich der konstruktiven Diskussion stellen", so der Arbeitnehmervertreter. Es gehe um die Zukunft von Zehntausenden ArbeitsplĂ€tzen in der ganzen Region.
Ein Konzernsprecher wies die EinschĂ€tzung Nasikkols, dass es sich um einen persönlichen Konflikt handle, zurĂŒck. "Sondern es geht hier um Sachfragen rund um den Businessplan, zu denen der Vorstand der Thyssenkrupp AG eine einheitliche Meinung hat", betonte er.
Finanzvorstand: "Plan muss finanzierbar sein"
Der Sprecher verwies in diesem Zusammenhang auf ein am Freitag konzernweit verbreitetes Interview mit Schulte unter der Ăberschrift "100 Tage im Amt". "Wir brauchen vom Stahlvorstand einen belastbaren Businessplan", sagt der Finanzvorstand darin. Und weiter: "Dieser Plan muss tragfĂ€hig, finanzierbar und wettbewerbsfĂ€hig sein. Was wir bisher gesehen haben, reicht aus betriebswirtschaftlicher Perspektive nicht aus." Ziel sei es, dass der Bereich seine Investitionen in die Zukunft aus eigener Kraft bewĂ€ltigen könne. "Da sind wir finanziell noch weit von entfernt. So ehrlich mĂŒssen wir miteinander sein." Kein Bereich könne fĂŒr sich in Anspruch nehmen, durch die ErtrĂ€ge anderer GeschĂ€fte von Thyssenkrupp dauerhaft quersubventioniert zu werden./tob/DP/men