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Parteikonferenz: Großbritannien sucht den Super-Tory

02.10.2024
um 14:18 Uhr

BIRMINGHAM (dpa-AFX) - Bei den britischen Konservativen droht nach der vernichtenden Wahlschlappe im Juli ein weiterer Rechtsruck. Die Suche nach einem neuen Tory-Parteichef dominierte die Parteikonferenz in Birmingham in den vergangenen Tagen. Eine Kandidatin und drei Kandidaten warben bei Auftritten und Reden um die Nachfolge des scheidenden Parteichefs und Ex-Premiers Rishi Sunak.

Das Bewerberfeld soll in der kommenden Woche innerhalb der Fraktion auf zwei reduziert werden. Dann hat die weit rechts stehende Parteibasis das Wort, die bis 2. November eine Tory-Chefin oder einen Tory-Chef küren soll.

Als beinahe gesetzt für die Runde der letzten Zwei gilt der bisherige Spitzenreiter Robert Jenrick, der das Thema Migration in den Mittelpunkt stellt und das Land aus der Europäischen Menschenrechtskonvention führen will. Auch Kemi Badenoch, die als Liebling der Parteibasis gilt, gehört zum rechten Parteiflügel. Moderate Mitglieder warnen bereits vor einem Ausverkauf an Rechtspopulisten.

Aussichtsreiche Kandidaten ecken mit kontroversen Äußerungen an

Sowohl Jenrick als auch Badenoch eckten jedoch während der viertägigen Konferenz mit kontroversen Äußerungen an. So behauptete Jenrick, britische Elitesoldaten seien wegen der Europäischen Menschenrechtskonvention gezwungen, bei Auslandseinsätzen Terroristen zu töten, anstatt sie gefangenzunehmen. Beweise dafür konnte er nicht vorlegen.

Badenoch geriet mit einer Äußerung zum Mutterschaftsgeld in Großbritannien in die Kritik. Auf die Frage, ob sie die im internationalen Vergleich niedrigen Leistungen für Mütter anheben wollte, referierte sie über angeblich exzessive Belastungen für Unternehmen.

Ähnliche Schnitzer vermeiden konnte der als pragmatisch geltende Ex-Außenminister James Cleverly, der sich als nahbarer Kandidat mit Regierungserfahrung präsentierte. Doch auch ihm gelang kein entscheidender Durchbruch. Als Außenseiter gilt Tom Tugendhat, der die Partei wieder in die Mitte des politischen Spektrums führen will. Doch ob er seine Chancen entscheidend verbessern konnte, gilt als fraglich./cmy/DP/ngu