ROUNDUP: Industrieproduktion steigt deutlich dank starker Autofertigung
WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Produktion in der deutschen Industrie ist dank einer starken Entwicklung bei den Autoherstellern überraschend stark gestiegen. Im August legte die Gesamtherstellung im Monatsvergleich um 2,9 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Analysten hatten im Schnitt einen Anstieg erwartet, aber nur um 0,8 Prozent. Im Jahresvergleich schwächte sich der Produktionsrückgang deutlich ab, von revidiert 5,6 Prozent im Juli auf nur noch 2,7 Prozent.
Allerdings war die Fertigung im Vormonat Juli stärker gesunken als bisher bekannt. Das Bundesamt revidierte den Rückgang im Monatsvergleich auf 2,9 Prozent nach unten, von zuvor 2,4 Prozent.
Die stärkere August-Produktion ist nach Angaben des Bundesamts insbesondere auf eine bessere Entwicklung in der Automobilindustrie zurückzuführen. Bei der Fertigung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen meldete Destatis einen Anstieg um 19,3 Prozent zum Vormonat. Im Juli war die Fertigung in der Autoindustrie noch deutlich gesunken und hatte die Gesamtfertigung im Industriesektor belastet.
Einen überdurchschnittlich starken Produktionsanstieg gab es auch bei den Investitionsgütern, die laut Destatis um 6,9 Prozent im Monatsvergleich gestiegen sind. Dagegen stagnierte die Produktion von Konsumgütern.
Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg erkannte in den Produktionsdaten einen "Ausreißer nach oben, bedingt durch die derzeit volatile Automobilproduktion". Im September sei daher wieder mit einem Rückgang der Produktion zu rechnen.
Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank machte aber deutlich, dass die Produktion im laufenden Jahr nur in drei Monaten gesunken war. "Dass die Bilanz bisher nicht schlechter ausfiel, ist auch dem Anziehen der energieintensiven Produktion zu verdanken", sagte Gitzel. Er verwies, dass die Gas- und Strompreise. Diese seien vergleichsweise günstig, was zu höheren Produktionsmengen energieintensiver Unternehmen führe.
Generell bleibt die Lage in der deutschen Industrie aber kritisch: Die besseren Produktionsdaten folgen auf enttäuschende Auftragszahlen. Der Auftragseingang in den deutschen Industriebetrieben war im August unerwartet stark gefallen, was der Hoffnung auf eine konjunkturelle Belebung in der zweiten Jahreshälfte einen herben Dämpfer versetzte.
Zudem sei die Produktion im aussagekräftigeren Dreimonatsvergleich weiterhin rückläufig, heißt es in einer Stellungnahme des Bundeswirtschaftsministeriums. Es zeichne sich noch keine Belebung der Industriekonjunktur ab. "Die Stimmungsindikatoren im Verarbeitenden Gewerbe sind weiterhin eingetrübt", schreiben die Experten des Ministeriums. Es sei daher "bis auf weiteres mit einer verhaltenen Entwicklung des Produzierenden Gewerbes in Deutschland zu rechnen".
Zuletzt hatten die großen Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Konjunkturerwartungen nach unten korrigiert. Sie rechnen für dieses Jahr mit einem Minus von 0,1 Prozent. Am Mittwoch wird die neue Konjunkturprognose der Bundesregierung erwartet, die nach einem Medienbericht schlechter ausfallen wird. Die Ampel-Koalition erwartet demnach für dieses Jahr ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent./jkr/stk