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OTS: Deloitte / Finanzlücke der gesetzlichen Kassen so groß wie nie

14.10.2024
um 12:39 Uhr

Finanzlücke der gesetzlichen Kassen so groß wie nie
München (ots) - Die Finanzen der gesetzlichen Krankenkassen stehen unter Druck.
Für das kommende Jahr fehlen ihnen 46 Milliarden Euro, die durch Zusatzbeiträge
oder Steuerzuschüsse ausgeglichen werden müssen, wie eine aktuelle Berechnung
von Deloitte zeigt. Eine Unterdeckung in dieser Größenordnung hätte für die
Versicherten und Arbeitgeber in Summe einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag von
2,5 Prozent ab 2025 zur Folge und damit deutlich mehr als in diesem Jahr
(durchschnittlich 1,7 Prozent). Den Zusatzbeitrag können die Krankenkassen
zusätzlich zum gesetzlich festgeschriebenen allgemeinen Beitragssatz erheben und
in der Höhe selbst festlegen.

Die Gründe für die Finanzlücke sind vor allem steigende Ausgaben, die auf die
geplante Krankenhaus-Reform sowie die Gesetze zur Gesundheitsversorgung und
Medizinforschung zurückgehen. Hinzu kommen höhere Arzneimittelpreise. "Dass eine
Erhöhung des Zusatzbeitrags um 0,8 Prozentpunkte innerhalb nur eines Jahres
nötig ist, zeigt die prekäre Lage der GKV-Finanzen", sagt Dr. Gregor-Konstantin
Elbel, verantwortlicher Partner für den Bereich der Kostenträger und Kassen bei
Deloitte. "Zum Vergleich: So stark sind die Beiträge inklusive der
Zusatzbeiträge insgesamt über die vergangenen zwölf Jahre gestiegen."

Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben der gesetzlichen Kassen geht im
kommenden Jahr weiter auf. Für 2025 kann der staatliche Gesundheitsfonds, in dem
die Beiträge von Arbeitgebern, Versicherten und Sozialversicherungsträgern sowie
der Zuschuss des Bundes zusammenfließen, nach Deloitte-Berechnungen zwar mit
höheren Einnahmen rechnen (plus 3,2 Prozent). Doch das reicht nicht, um die
steigenden Ausgaben der Kassen zu decken (plus 5,4 Prozent). "Eine Anpassung der
staatlichen Zuschüsse ist im Haushalt nicht vorgesehen und so wird es nicht ohne
höhere Beiträge für die Versicherten und Arbeitgeber gehen", sagt Elbel.

Alternde Gesellschaft und teure Therapien treiben Kosten

Langfristig wird die Lücke für die gesetzlichen Kassen deutlich größer werden.
Lag die Unterdeckung im vergangenen Jahr noch bei rund 24 Milliarden Euro, so
wird sie nach Deloitte-Berechnungen bis 2050 auf mindestens 380 Milliarden Euro
steigen. Während die Einnahmen bis 2050 um durchschnittlich drei Prozent pro
Jahr wachsen, werden die Ausgaben um 4,5 Prozent oder mehr zunehmen. "Damit
fehlt den Kassen 2050 ein Betrag von etwa einem Zehntel der Wertschöpfung in
Deutschland - in einem konservativ gerechneten Szenario", sagt Elbel.

Geht man davon aus, dass nicht nur die alternde Gesellschaft in Deutschland die
Kosten steigen lässt, sondern auch innovative Therapien zur Behandlung von
Alzheimer oder Fettleibigkeit ("Abnehmspritzen") sowie individualisierte Zell-
und Gentherapien, liegt die Unterdeckung nach Deloitte-Berechnungen bei rund 590
Milliarden Euro. "Der Fokus muss jetzt auf Kostendämpfung, Effizienz und dem
Abbau versicherungsfremder Leistungen liegen", sagt Elbel. "Doch es zeigt sich:
Das System ist nicht mehr finanzierbar. Eine Unterdeckung in dieser
Größenordnung können die Krankenkassen, Krankenhäuser und Ärzte nicht alleine
lösen. Es ist an der Zeit, verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen in
medizinische Qualität und Effizienz zu schaffen."

Für die Prognose wurden demografische und makroökonomische Entwicklungen ebenso
modelliert wie der medizinisch-technische Fortschritt. Die langfristige
Entwicklung der Gesundheitsfinanzen wird in zwei Szenarien betrachtet: Das
Basisszenario geht von Therapiekosten aus, die sich ähnlich entwickeln wie in
der Vergangenheit. Das Innovations-Szenario berücksichtigt, dass die Kosten
durch innovative Behandlungen wie Zell- und Gentherapien deutlich stärker
steigen. In beiden Fällen kombiniert das Modell altersspezifische
Gesundheitsausgaben und makroökonomische Daten. In die aktuelle Berechnung sind
Daten bis September 2024 eingeflossen.

Hier finden Sie die vollständige Berechnung mit dem Titel "Neue Einblicke in die
Finanzkrise der GKV bis 2050" (https://image.marketing.deloitte.de/lib/fe3111707
5640474771d75/m/1/cf8abea2-d328-4fd4-ad49-d767d1b018df.pdf) .

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