APA ots news: Haushalte reagieren auf Zinsentwicklungen
Nationalbank präsentiert aktuelle Entwicklungen des
Finanzvermögens österreichischer Haushalte
Wien (APA-ots) - Das Geldvermögen privater Haushalte [1] ist nach einem
Rückgang im
Jahr 2022 jüngst wieder gewachsen und hat im Juni 2024 nominell mit
872 Mrd EUR einen neuen Höchststand erreicht. Durch die zuletzt hohe
Teuerung verlor es jedoch seit 2022 real an Wert. Im Umfeld eines
rasch steigenden Zinsniveaus rückten gebundene Einlagen verstärkt in
den Fokus der Anleger:innen, während Kreditnehmende ihr Engagement
insbesondere in der Immobilienfinanzierung reduzierten. Stagnierender
Konsum und eine weiterhin erhöhte Sparneigung zeugen von einem
generell vorsichtigen Verhalten der privaten Haushalte.
"Ein deutlich geändertes Zinsumfeld bringt naturgemäß Bewegung in
das Anlage- und Finanzierungsverhalten privater Haushalte und
erfordert vorausschauende, rationale Entscheidungen der Anleger:innen
und Kreditnehmenden", eröffnete Johannes Turner, Direktor der
Hauptabteilung Statistik, eine Pressekonferenz in der
Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).
Anleger:innen haben prompt auf den raschen Anstieg des
Zinsniveaus reagiert und gebundene Einlagen zulasten täglich fälliger
Produkte aufgebaut. Hohe Volumina wurden vor allem im Jahr 2023
bewegt, als 26,1 Mrd EUR an gebundenen Einlagen aufgebaut und 22,4
Mrd EUR an täglich fälligen Einlagen jeweils netto abgestoßen wurden.
Im ersten Halbjahr 2024 schwächte sich diese Entwicklung vor dem
Hintergrund einer abwärts gerichteten Zinsperspektive etwas ab.
Gefragt blieben weiterhin Wertpapiere, die im ersten Halbjahr
2024 im Ausmaß von 5,1 Mrd EUR gekauft wurden. Der Anlageschwerpunkt
lag dabei auf verzinslichen Titeln (+3,3 Mrd EUR). Bevorzugt wurden
inländische Produkte, die im zweiten Quartal 2024 87 % des Volumens
absorbierten. Während sich die Veranlagung im ersten Quartal 2024
noch überwiegend auf Bankanleihen konzentrierte (93 %) und nicht mehr
als 0,7 Mrd EUR erreichte, hat sie sich im zweiten Quartal 2024 auf
2,0 Mrd EUR fast verdreifacht und mehrheitlich (56 %) auf staatlich
begebene Bundesschatzscheine erstreckt.
"Das seit 2022 lebhafte Interesse an Anleihen stellt einen
Wendepunkt im Anlageverhalten der privaten Haushalte dar. Zuvor waren
diese Produkte über knapp ein Jahrzehnt hinweg per saldo durchgehend
abgestoßen worden", erklärte Johannes Turner.
Abgeschwächt hat sich im ersten Halbjahr 2024 hingegen die
Nachfrage nach Investmentzertifikaten (+1,5 Mrd EUR), die im Umfeld
der COVID-19-Pandemie noch massiv gekauft wurden (2021: +9,6 Mrd EUR,
2022: +6,1 Mrd EUR).
Insgesamt investierten österreichische Haushalte im ersten
Halbjahr 2024 11,7 Mrd EUR in Finanzprodukte, womit die Veranlagung
des gesamten Jahres 2023 (10,2 Mrd EUR) bereits deutlich übertroffen
wurde. Die Sparquote erreichte 2023 8,7 %, Prognosen erwarten für das
Jahr 2024 sogar 11,4 %.
Damit erreichte das Geldvermögen im Juni 2024 mit 872,1 Mrd EUR
nominell einen neuen Höchststand. Das Wachstum in Höhe von +2,6 %
spiegelt auch Kursgewinne wider, von denen Wertpapieranleger infolge
der günstigen Börsenentwicklung profitierten. Inflationsbereinigt war
im ersten Halbjahr 2024 jedoch ein realer Verlust des Geldvermögens
von 0,7 % zu verzeichnen, der im Jahr 2023 5,1 % und 2022 sogar 10 %
erreichte.
Im historischen Rückblick entwickelten sich die nominellen
Finanzaktiva der Haushalte seit 1995 nur zweimal rückläufig: Im Jahr
2008 (-1,5 %) als Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise sowie 2022 (
-2,3 %) aufgrund geopolitischer Konflikte und ihrer Auswirkungen auf
die Finanzmärkte.
Die Finanzverpflichtungen der österreichischen Haushalte sind
2023 (-2 %) sowie im ersten Halbjahr 2024 (-1 %) etwas gesunken. Im
Juni 2024 lag die Verschuldung der Haushalte bei 215,2 Mrd EUR. Diese
Entwicklung wurde vor allem durch höhere Finanzierungskosten
hervorgerufen, die zu einer rückläufigen Kreditaufnahme privater
Haushalte führten.
Rückfragehinweise:
Statistik Hotline
Tel.: +43-1-404 20-5555
Statistik.hotline@oenb.at
[1] Damit sind private Haushalte sowie private Organisationen
ohne Erwerbszweck (wie Gewerkschaften, Vereine, Hilfseinrichtungen)
gemeint. Die gesamte Presseaussendung bezieht sich auf den
Haushaltssektor.
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Mag. Marlies Faulmann
Telefon: +43 1 404 20/6900
E-Mail: maria-elisabeth.faulmann@oenb.at
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OTS0047 2024-10-23/10:00