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OTS: Union Investment / Studie: Erhalt öffentlicher Infrastruktur nur noch ...

24.10.2024
um 11:33 Uhr

Studie: Erhalt öffentlicher Infrastruktur nur noch mit privaten
Investitionen möglich (FOTO)
Frankfurt am Main (ots) -

- Allein für Autobahn-, Eisenbahn- und Energieinfrastruktur besteht ein
Investitionsbedarf von rund 400 Mrd. Euro in den nächsten zehn Jahren
- Staatliche Projektgesellschaften sind eine Lösung bei der Finanzierung der
Infrastruktur
- Fondsgesellschaften werden eine wichtige Rolle spielen

In Deutschland besteht erheblicher Investitionsbedarf in die Infrastruktur. Dies
gilt insbesondere für die Sanierung und den Ausbau von Straßen, Brücken,
Schienen, den Aufbau der digitalen Infrastruktur oder für Investitionen in
erneuerbare Energien und Leitungsnetze. Allein für Autobahnen, Eisenbahn und
Energieinfrastruktur werden in den kommenden zehn Jahren rund 400 Mrd. Euro
benötigt. Der Gesamtbedarf dürfte allerdings noch höher sein. Denn bislang gibt
es keine übergreifende Erfassung von Infrastrukturaufwendungen und dem
Gesamtbedarf. "Deutschlands Infrastruktur lebt fast nur noch von ihrer
Substanz", bringt es Professor Dr. Dr. h.c. Lars P. Feld von der Universität
Freiburg in seiner Studie zum öffentlichen Investitionsbedarf auf den Punkt, die
er im Auftrag von Union Investment erstellt hat. Aus eigener Kraft dürfte der
Staat die Ausgaben kaum stemmen können. Private Investitionen über gezielte
Fondsmodelle können laut der Untersuchung hier einen wertvollen Beitrag leisten.
"Als Kapitalsammelstelle bringen Fondsgesellschaften das vorhandene Geld dahin,
wo es eingesetzt werden sollte. Deswegen werden sie zukünftig eine wichtige
Rolle bei der Finanzierung von Infrastruktur spielen", betont Hans Joachim
Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment.

Wie nicht zuletzt der Einsturz der Carolabrücke in Dresden gezeigt hat, ist die
Infrastruktur in Deutschland marode. Das Fatale dabei ist, dass
Infrastrukturinvestitionen in Deutschland bisher nicht systematisch erfasst
werden und es keinen Überblick gibt, wie hoch die benötigten Mittel insgesamt
wirklich sind. Denn einen großen Teil der staatlichen Bauinvestitionen tragen
die Kommunen. "Es bleibt unklar, wie viel tatsächlich in die öffentliche
Infrastruktur investiert wird und wie hoch der gesamte Investitionsbedarf im
Bereich der staatlichen Infrastruktur ist. Hinzu kommt, dass es aufgrund des
föderalen Systems in Deutschland nicht eine große Investitionslücke, sondern
multiple Investitionsbedarfe in verschiedenen föderalen Verantwortungsbereichen
gibt", betont Studienleiter Feld.

Allein für Autobahn-, Eisenbahn- und Energieinfrastruktur besteht ein
Investitionsbedarf von rund 400 Mrd. Euro

Klar ist: Für Instandhaltung und Ausbau der Infrastruktur werden Summen
benötigt, die der Staat alleine nicht aufbringen kann. Im Jahr 2022 betrug die
Investitionsquote aller Gebietskörperschaften zusammen 2,6 Prozent des realen
BIP. Je 0,8 Prozent entfielen davon auf Bund und Länder und 1,0 Prozent auf die
Gemeinden. Damit liegt die derzeitige Investitionsquote Deutschlands etwa ein
Prozentpunkt unter dem durchschnittlichen Wert der OECD-Länder. "Über den
tatsächlichen Bedarf sagen diese Zahlen aber wenig aus. Die staatlichen
Investitionen in Deutschland reichen seit langem nicht mehr, um den Bestand zu
sichern", fasst Feld zusammen.

Wenngleich niemand einen Gesamtüberblick hat, können die benötigten Summen in
den drei zentralen Bereichen Straßen-, Bahn- und Energieinfrastruktur eine
Orientierung bieten. Basierend auf aktuellen Angaben des Bundesministeriums für
Digitales und Verkehr wird der Investitionsbedarf alleine für die
Straßeninfrastruktur des Bundes, also Autobahnen und Bundesfernstraßen, für die
Jahre 2025 bis 2028 auf über 57 Milliarden Euro geschätzt. Der Bedarf für die
Bahn beträgt im gleichen Zeitraum laut Ministerium 63 Milliarden Euro. Und für
die Energieinfrastruktur liegt der geschätzte Investitionsbedarf aufgrund der
Energiewende bei On- und Offshore-Anlagen bei bis zu 270 Milliarden Euro bis zum
Jahr 2037.

Staatliche Projektgesellschaften sind eine Lösung bei der Finanzierung der
Infrastruktur

"Angesichts des hohen finanziellen Bedarfs ist es notwendig, die Potenziale
privaten Kapitals zu erschließen", ist Feld überzeugt. Eine Alternative zu
früheren Ansätzen bei der Generierung privater Mittel ist die Finanzierung durch
Infrastrukturfonds. Über sie könnten private und institutionelle Investoren auch
in staatliche Projektgesellschaften investieren, die für Bau, Betrieb und
Verwaltung öffentlicher Infrastruktur zuständig sind. Diese hält Feld für eine
zentrale Stellschraube bei der Finanzierung der Infrastruktur. Allerdings nur,
wenn deren Rahmenbedingungen angepasst würden.

In Deutschland existieren in verschiedenen Bereichen privatrechtlich
organisierten Infrastrukturgesellschaften, an denen der Staat beteiligt ist und
die die Instandhaltung und den Aus- oder Umbau öffentlicher Infrastruktur
planen, organisieren und durchführen. Dazu gehören beispielsweise die Autobahn
GmbH oder die DB InfraGO AG. "Werden diese Gesellschaften mit bestimmten
Kompetenzen wie eigener Einnahme- oder Kreditfähigkeit ausgestattet, könnten
attraktive Geschäftsmodelle entstehen, die sich als Anlageobjekte für
entsprechende Fonds anböten", so Feld. Im Bereich der Energie sieht der Experte
eine Lösung in der Gründung einer übergeordneten Netz-Infrastrukturgesellschaft,
die die staatlichen Beteiligungen an den Übertragungsnetzbetreibern bündelt und
in die dann Geldgeber investieren könnten.

Fondsgesellschaften werden eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von
Infrastrukturprojekten spielen

"Eine funktionierende Infrastruktur ist die Basis für eine wachsende Wirtschaft
und den Wohlstand unseres Landes", ist auch Reinke überzeugt. Dass es hier
deutlichen Handlungsbedarf gibt, zeigt auch eine Untersuchung des World Economic
Forum. Demnach ist Deutschland in der Qualität der Infrastruktur im
internationalen Vergleich von Rang drei im Jahr 2006 auf Rang zwölf im Jahr 2018
gerutscht. Daher sei es unerlässlich, die Finanzierungsbasis im
Infrastrukturbereich breiter aufzustellen, so Reinke. "Fondsgesellschaften
werden bei Investitionen in Infrastruktur eine wichtige Rolle spielen. Denn als
Kapitalsammelstelle bringen wir das vorhandene Geld dahin, wo es eingesetzt
werden sollte." Dies stamme zwar hauptsächlich immer noch von institutionellen
Anlegern, jedoch sei Infrastruktur kein Thema ausschließlich für Profis.
Neuerdings hätten nämlich auch Privatkunden die Möglichkeit, auf einem
vereinfachten Weg in Infrastruktur zu investieren.

Einen wichtigen Rahmen hierfür bietet die überarbeitete und seit diesem Jahr
anwendbare Verordnung für ELTIF. Im Gegensatz zu klassischen Fonds, die in
Aktien oder Anleihen investieren, weisen Infrastrukturinvestments einige
Besonderheiten auf. So werden Anlagen im Privatmarkt weniger stark von
Konjunkturzyklen beeinflusst und entwickeln sich aufgrund unterschiedlicher
Preisfeststellungszyklen unabhängiger als börsennotierte Anlageklassen. Dadurch
können sie helfen, die Vermögensstruktur im Portfolio auf eine breitere Basis zu
stellen. Außerdem können viele Infrastrukturinvestments gut prognostizierbare
und stabile Erträge erzielen. Für jeden sei eine solche Anlage aber nicht
geeignet. "Der ELTIF ist eine Beimischung für Anleger, die bereits über eine
breitere Erfahrung mit Wertpapieren verfügen. Wenn es gelingt, das Kapital zu
aktivieren, ist das eine gewaltige Chance für unsere Kunden und unser
Gemeinwesen gleichermaßen", betont Reinke. Das sei jedoch eine langfristige
Aufgabe. "Heute sind private Investitionen in Infrastrukturprojekte nur der
Anfang für ein Thema, das uns in den kommenden Jahren immer stärker beschäftigen
wird." Um künftig wettbewerbsfähiger und resilienter zu sein, seien massive
Investitionen in diese Bereiche notwendig. Das sei gerade mit Blick auf die
nachhaltige und digitale Transformation der Wirtschaft relevant, so Reinke.

Pressekontakt:

Markus Temme, Tel. 069-2567-2352, E-Mail:
mailto:markus.temme@union-investment.de

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