Presse: Londons MI5 muss Russland über Terror priorisieren
LONDON (dpa-AFX) - Der britische Inlandsgeheimdienst MI5 muss einem Bericht der Zeitung "Times" zufolge seinen Einsatz gegen Terroristen reduzieren, um der Bedrohungslage aus Russland stärker entgegentreten zu können. Er habe in den vergangenen Jahren wegen begrenzter Ressourcen "unbequeme Entscheidungen" treffen müssen, zitierte das Blatt den MI5-Chef Ken McCallum aus einem regierungsinternen Podcast.
Grund seien größere und raffiniertere Angriffe aggressiver Staaten wie Russland mit Sabotage, Brandstiftung und Morde auf britischem Boden, sagte McCallum demnach. "Wir mussten in den vergangenen Jahren einige dieser unbequemen Entscheidungen treffen: Wie können wir unsere Kapazitäten für die Terrorismusbekämpfung etwas zurückschrauben, um auf diese in mancher Hinsicht größeren und ausgefeilteren Bedrohungen durch Nationalstaaten vorbereitet zu sein."
Großbritannien wirft Russland zahlreiche Straftaten vor
Der MI5 müsse zudem zunehmend auf Terrorgefahr durch Teenager reagieren, die "zu viele falsche Dinge im Internet konsumieren", sagte der Geheimdienstler. Jede achte vom MI5 überwachte Person sei jünger als 18 Jahre. McCallum äußerte sich laut "Times", der ein Mitschnitt zugespielt wurde, im Gespräch mit dem scheidenden "Cabinet Secretary" Simon Case, dem höchsten britischen Regierungsbeamten.
Großbritannien wirft Russland zahlreiche Straftaten auf britischem Boden vor, darunter den Mord am russischen Ex-Spion und Kremlkritiker Alexander Litwinenko 2006 und den Giftanschlag auf den ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter in Salisbury 2018. Zuletzt beschuldigte London Moskau, hinter dem Brand eines Pakets in einem Luftfrachtlager zu stecken./bvi/DP/he