FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einer siebentägigen Kursrally und mehreren Rekorden dürfte der Dax kaum verändert in die neue Handelswoche starten. Die Anleger dürften Vorsicht walten lassen und abwarten, denn mit den US-Inflationsdaten am Mittwoch und der EZB-Zinsentscheidung am Donnerstag stehen in dieser Woche wichtige Termine auf dem Börsenkalender. In der darauf folgenden Woche entscheidet außerdem noch die Notenbank Fed über die Leitzinsen in den USA.
Der X-Dax als vorbörslicher Indikator wies knapp eine Stunde vor dem Börsenstart mit 20.376 Punkten auf ein Minus von 0,04 Prozent hin. Das Eurozonen-Börsenbarometer EuroStoxx 50 wird 0,2 Prozent schwächer erwartet.
Seinen bisherigen Höchststand hatte der deutsche Leitindex am Freitag bei 20.425 Punkten erreicht. Im bisherigen Jahresverlauf hat er damit inzwischen knapp 22 Prozent zugelegt. Sollte es so bleiben, wäre dies das beste Anlegerjahr seit 2019. Alleine in den ersten fünf Handelstagen im Dezember führte ihn die Jahresendrally um rund vier Prozent nach oben, womit er dem Wall-Street-Index Dow Jones Industrial in der vergangenen Woche die Show stahl.
Laut Martin Utschneider, Chartexperte von Finanzethos, ist die Jahresendrally weiterhin intakt. Es gebe "immer noch keine Verkaufssignale", schreibt er. Die Markttechnik spreche mittel- bis langfristig weiterhin für eine "intakte übergeordnete Aufwärtstendenz". Portfolio-Manager Thomas Altmann ist da skeptischer. Ihm zufolge ist der Dax inzwischen "deutlich überkauft". Börsianer sicherten daher ihre Positionen zunehmend gegen Rücksetzer ab.
Spannend wird, ob die immer unübersichtlichere geopolitische Lage die Kaufstimmung der Anleger doch noch bremsen wird. An Asiens Börsen war der Handel durchwachsen, mit auffälligen Verlusten in Seoul. In Südkorea spitzt sich die Staatskrise weiter zu.
Unter den Einzelwerten dürften vor allem die Aktien der Compugroup im Blick stehen. Der auf das Gesundheitswesen spezialisierte Softwareanbieter bestätigte Übernahmegespräche. Der Finanzinvestor CVC Capital ist an der CompuGroup interessiert und hat dem Unternehmen zufolge 22 Euro je Aktie in Aussicht gestellt. Die Gespräche seien bereits fortgeschritten, hieß es. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen darüber berichtet. Vorbörslich ging es auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss am Freitag prozentual zweistellig nach oben.
Stabilus zeigten sich vorbörslich kaum verändert. Der Autozulieferer gab endgültige Geschäftsjahreszahlen bekannt und will im neuen, bis Ende September laufenden Geschäftsjahr 2024/25, mindestens so viel umsetzen wie im Vorjahr. Das Unternehmen peilt damit einen Umsatz von 1,3 bis 1,45 Milliarden Euro an. Analysten haben auf ihren Zetteln bereits das obere Ende der Spanne. Dabei sollen 11 bis 13 Prozent als operatives Ergebnis (bereinigtes Ebit) hängen bleiben und damit wäre Stabilus im schlechtesten Fall weniger profitabel als im abgelaufenen Geschäftsjahr.
Beim Labor- und Pharmazulieferer Sartorius könnte eine Personalie die Börsianer aufhorchen lassen. Michael Grosse soll künftig die Geschäfte leiten. Der Aufsichtsrat ernannte den Manager am Freitag mit Wirkung zum 1. Juli 2025 zum Vorstandsvorsitzenden. Der derzeitige Konzernchef Joachim Kreuzburg, der bereits seit mehr als 20 Jahren in dieser Position tätig ist, hatte vor einigen Monaten angekündigt, seinen Vertrag nicht mehr verlängern zu wollen. Wie RBC-Analyst Charles Weston schreibt, hat Grosse "viel Erfahrung". Er werde den Konzern aber auf höheres Wachstum und bessere Margen trimmen müssen. Die Sartorius-Aktie zeigte sich auf Tradegate kaum bewegt.
Höhere Aufmerksamkeit dürften Umstufungen auf sich ziehen. So hob Goldman Sachs die Anteile des Telekomunternehmens 1&1 auf "Buy" und senkte Freenet im Gegenzug auf "Sell". Die Papiere reagierten entsprechend. Zudem kappte die Schweizer Bank UBS ihr Anlageurteil für die VW-Beteiligungsgesellschaft Porsche SE auf "Sell", was diese Aktie vorbörslich belastete./ck/stk