PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Europas Aktienmärkte haben am Dienstag im späten Handel Gegenwind von den US-Börsen bekommen. Vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed, der am Mittwoch die Agenda beherrschen wird, mieden Anleger auf dem zuletzt von der Jahresendrally gehobenen Kursniveau das Risiko. Am Donnerstag folgen dann noch weitere Zinsentscheide in Großbritannien, Schweden und Norwegen.
Der EuroStoxx 50 bewegte sich nach anfänglichen Verlusten über weite Strecken moderat in der Gewinnzone, doch die Schwäche an den richtungsweisenden New Yorker Börsen drückte ihn im Späthandel noch leicht mit 0,09 Prozent ins Minus auf 4942,58 Punkte. Er knüpfte damit an seinen schwachen Wochenstart an. Außerhalb der Eurozone hob sich der Schweizer SMI positiv ab. Er beendete den Handel 0,33 Prozent höher mit 11.740,52 Punkten beendete.
Der britische FTSE 100 dagegen fiel um 0,81 Prozent auf 8.195,20 Zähler. In London hieß es, hätten Investoren ihre Wetten auf Zinssenkungen der Bank of England zurückgeschraubt, nachdem sich das britische Lohnwachstum zum ersten Mal seit über einem Jahr beschleunigt hatte.
Auch ein weiteres Ereignis warf seine Schatten voraus. "Nicht vergessen werden sollte zudem, dass der kommende Freitag der große Verfallstermin an den Terminbörsen ist", so Marktexperte Andreas Lipkow. "Bis dahin werden die Marktteilnehmer versuchen, die Kurse in den favorisierten Kursbahnen zu halten."
Techologiewerte vollzogen zunächst noch die Kursgewinne nach, die es am Vorabend an der New Yorker Nasdaq-Börse gegeben hatte. Doch die Gewinne bröckelten, da die Nasdaq am Dienstag auf ihrer Rekordrally eine Pause einlegte. Mit einem Anstieg um 0,6 Prozent blieb der Sektorindex aber der Favorit unter den Gewinnerbranchen, deren Kreis letztlich auf nur noch zwei schrumpfte. Eine gewisse Stütze waren die Aktien von ASML , die im EuroStoxx 2,2 Prozent gewannen.
Überholt wurde ASML an der Indexspitze von Sanofi mit einem Anstieg um 3,3 Prozent. Neue Studiendaten zum Antikörper Duvakitug, der gemeinsam mit dem Pharmakonzern Teva entwickelt wird, wurden hier im Tagesverlauf zum Kurstreiber. JPMorgan-Analyst Richard Vosser äußerte wegen starker Wirksamkeitsdaten schon früh seine Annahme, dass die Aktie ein paar Prozentpunkte zulegen dürfte.
Ansonsten waren Luxuswerte gefragt, wie Kursgewinne von 0,7 Prozent bei LVMH oder 1,5 Prozent bei Hermes zeigen. Die Marktstrategen der Deutschen Bank verwiesen auf einen Bericht, wonach China sein Wachstumsziel für das kommende Jahr mit fünf Prozent festlegen könnte. Sollte dies zutreffen, könnte es als Hinweis verstanden werden, dass die chinesische Regierung es ernst meint mit Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft.
Schwäche zeigten dagegen Aktien aus dem Bankensektor, dessen Teilindex letztlich 1,5 Prozent verlor. Im EuroStoxx äußerte sich dies in Abgaben zwischen rund 2 und mehr als 4 Prozent bei Intesa Sanpaolo , BBVA und Banco Santander . Vor allem Titel südeuropäischer Institute waren also von den Kursverlusten betroffen./tih/mis