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ROUNDUP: LBBW-Chef mahnt radikale Reformen für Wirtschaftsstandort an

01.01.2025
um 15:36 Uhr

STUTTGART (dpa-AFX) - LBBW-Vorstandschef Rainer Neske hat grundlegende Reformen gefordert, um den Standort Deutschland wettbewerbsfähiger zu machen. Neske sagte der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart: "Wir verlieren an Wettbewerbsfähigkeit und das hat mehrere Ursachen, unter anderem die Arbeitszeit. Es ist die Anzahl der Arbeitstage, die Summe an Feiertagen, Urlaubstagen, aber natürlich auch die immer weiter zurückgehende Wochenarbeitszeit. Hinzu kommt, dass immer mehr Menschen in Teilzeit arbeiten. All das zusammen führt zu einer geringeren Produktivität und das ist ein Problem." Hierzulande arbeite man im Schnitt 65 Tage weniger als in den USA. Alles eingerechnet, also Feiertage, Arbeitszeiten und Ähnliches.

Diese Schere sei in den letzten Jahren deutlich auseinandergegangen und heute ein erheblicher Produktivitätsnachteil. "Bisher wurde das durch die hohe Profitabilität der Unternehmen verdeckt. Stichwort Globalisierung. Aber China ist mittlerweile als großer Absatzmarkt stark zurückgegangen und ein wesentlicher Wettbewerber geworden." Nach Auffassung des Chefs der größten deutschen Landesbank muss an vielen Punkten nachjustiert werden. "Das sind die hohen Energiepreise, Sozialnebenkosten, eine geringe Digitalisierung in Relation zu hochproduktiven Ländern, eine Bürokratie, die sich selbst ernährt, und marode Infrastrukturen."

Über weniger Feiertage diskutieren

Neske sagte, es gebe nicht das einfache Rezept. Man werde aus dieser strukturellen Krise nur rauskommen, wenn man auch unangenehme Themen anpacke. In Deutschland gebe es zu viele Feiertage. "Wenn Sie alleine an die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten denken, gibt es kaum noch eine volle Arbeitswoche. Und gleichzeitig haben wir mengenmäßig große Austritte aus den Kirchen und viele kirchliche Feiertage, die andere Länder nicht haben. Deswegen halte ich es für legitim, darüber zu diskutieren."

Notwendig sei in Deutschland eine Reformagenda "und ein generelles Umdenken, was die Rolle des Staates ist." Ohne Zumutungen für alle Beteiligten werde man die strukturellen Probleme des Landes nicht lösen, zeigte sich der Manager überzeugt.

Martin Gross, Verdi-Landesbezirksleiter Baden-Württemberg, wies den Vorstoß Neskes zurück: "Es ist nicht die Aufgabe des Chefs einer Bank in mehrheitlich öffentlicher Hand, am Neujahrstag libertäre Forderungen im Stil des gescheiterten Finanzministers Lindner zu verbreiten." Neske ziele mit seinen Forderungen auf einen Abbau des Sozialstaates, sagte Gross laut einer Mitteilung.

Der Gewerkschafter forderte massive staatliche Investitionen, damit Deutschland international wettbewerbsfähig bleibe. "Andere Länder investieren in die Zukunft, statt sich kaputtzusparen", sagte er laut der Mitteilung. "Viele gut ausgebildete junge Eltern arbeiten weniger, als sie können und wollen, weil zu wenig in Kitas investiert wurde. Und etliche befinden sich deshalb in einer Teilzeitfalle."/ols/DP/he