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ROUNDUP: Scholz glaubt an Zukunft der Stahlindustrie in Europa

04.02.2025
um 16:00 Uhr

DUISBURG (dpa-AFX) - SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat sich überzeugt gezeigt, dass Stahl auch in Zukunft in Deutschland und Europa produziert werden wird. "Stahl ist für Europa, ist für Deutschland von allergrößter Bedeutung", sagte Scholz bei einem Wahlkampftermin nach einem Besuch des Thyssenkrupp-Stahlwerks in Duisburg. "Wir werden Stahlproduktion, Stahlverarbeitung auch noch in 100 Jahren in Europa und in Deutschland sehen."

Damit sich Stahlproduktion rechne, müsse man europaweit zusammenarbeiten, sagte der Kanzler. Er verwies in diesem Zusammenhang auf seinen Vorschlag, einen Stahlgipfel auf europäischer Ebene abzuhalten. "Denn die Herausforderungen, vor denen wir hier stehen, haben andere Länder in Europa auch." Auch die Rahmenbedingungen müssten verbessert werden. Scholz nannte hier die Vorschläge für einen Preisdeckel für Netzentgelte und Investitionsbeihilfen.

Scholz rechnet mit Nachfrage nach grünem Stahl

Der SPD-Politiker sprach sich dafür aus, die Umstellung der Stahlindustrie auf klimaschonendere Prozesse fortzusetzen. "Diejenigen, die Stahl kaufen, werden von den Produzenten verlangen, dass es nachhaltig produzierter Stahl, grüner Stahl ist." Dabei könne man aber nicht von einem Tag auf den anderen reagieren. "Wer will, dass eine Stahlproduktion etabliert wird, die CO2-neutral funktioniert, muss jetzt damit anfangen und hat dann ein paar Jahre später die Produktionsstätte errichtet und muss dann in der Lage sein, zu liefern."

Diese Entscheidungen müssten jetzt getroffen werden. "Es wäre gegen die Interessen aller Stahlarbeiterinnen und Stahlarbeiter in Deutschland, wenn wir den begonnenen Prozess beenden würden, dass wir die Produktion umbauen auf CO2-neutral hergestellten Stahl." Wenn man wolle, dass "hier an diesem Standort und überall in Deutschland" die Stahlproduktion zukunftsfähig abgesichert werde, müsse sie in der Lage sein, mit zunächst natürlichem Gas und dann auf Dauer mit Wasserstoff zu arbeiten.

Stahlchef Grimm fordert bessere Rahmenbedingungen für Branche

Scholz traf in Duisburg auch das Management der Thyssenkrupp-Stahlsparte. Stahlchef Dennis Grimm forderte dabei bessere Bedingungen für die Stahlindustrie. Es sei unerlässlich, dass unmittelbar nach der Bundestagswahl die politischen Entscheidungsträger rasch Rahmenbedingungen für eine zukunftsfeste und wettbewerbsfähige Stahlindustrie schüfen, erklärte Grimm laut einer Mitteilung des Unternehmens.

Die erforderlichen Instrumente seien seit langem bekannt. Grimm nannte unter anderem wettbewerbsfähige Energiekosten und einen Handelsschutz auf europäischer Ebene. Die hiesige Stahlproduktion sei eine wesentliche Grundlage der industriellen Wertschöpfung, betonte der Stahlmanager. "Sie sichert geostrategische Unabhängigkeit und Wohlstand für unser Land und für Europa."

Thyssenkrupp Steel ist Deutschlands größter Stahlhersteller und gehört zum Industriekonzern Thyssenkrupp. Die Sparte steht vor einem erheblichen Umbau, unter anderem soll die Produktionskapazität deutlich verringert werden. Von den 27.000 Stellen sollen 11.000 wegfallen oder ausgegliedert werden. Einzelheiten dazu sind noch offen. Gleichzeitig baut der Konzern eine Anlage zur klimaschonenderen Stahlherstellung, die zwei Hochöfen ersetzen soll. Sie kostet rund drei Milliarden Euro. Zwei Milliarden davon kommen von Bund und Land NRW. Sie soll zunächst mit Erdgas, später dann mit Wasserstoff betrieben werden.

Am Ziel einer klimaneutralen Stahlproduktion halte man fest, erklärte Grimm weiter. "Wir werden unsere erste Direktreduktionsanlage am Standort Duisburg fertigstellen", versprach er. "Grüner Stahl ist das Geschäftsmodell der Zukunft."/tob/DP/stw

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