WAHL 2025/Gewonnen, aber nicht im Bundestag: Wahlkreis-Kandidaten enttäuscht
MÜNCHEN/TÜBINGEN/STUTTGART (dpa-AFX) - Mehrere siegreiche Wahlkreis-Kandidaten haben sich schwer verärgert geäußert, weil sie trotz ihres Erfolgs nicht in den Bundestag einziehen. Der Augsburger CSU-Politiker Volker Ullrich nannte das neue Wahlrecht auf der Plattform X "unfair und undemokratisch". "Den hart umkämpften Wahlkreis Augsburg habe ich mit 31,1 Prozent und über 10 Prozentpunkten Vorsprung gewonnen. Und dennoch nicht im Bundestag?", schrieb Ullrich. "Verloren haben vor allem meine Wähler und das Vertrauen in die Demokratie." Der Sieger im Wahlkreis Stuttgart II, Maximilian Mörseburg (CDU), sprach von einem unhaltbaren Zustand. "Das ist für mich einfach nicht hinnehmbar."
Bundesweit gehen 23 erfolgreiche Direktkandidaten leer aus
Das neue Wahlrecht sieht vor, dass für eine Partei nur so viele Wahlkreis-Sieger in den Bundestag einziehen, wie die Partei Zweitstimmen erreicht hat. Gibt es mehr Erststimmen-Sieger, bleiben die mit dem schwächsten Ergebnis außen vor. Bundesweit sind 23 Kandidaten davon betroffen. Wie aus dem vorläufigen amtlichen Endergebnis hervorgeht, teilen neben 3 CSU-Politikern auch 15 von der CDU, 4 von der AfD und 1 von der SPD dieses Schicksal. In 19 dieser Wahlkreise zieht ein anderer, unterlegener Wahlkreis-Kandidat noch über die Landesliste seiner Partei ins Parlament ein - 4 Wahlkreise sind gar nicht mehr im Bundestag vertreten.
Augsburger Abgeordneter nach Mandatsverlust sauer
Das Video eines Reporters des Bayerischen Rundfunks zeigte Ullrich am Wahlabend sichtlich aufgebracht im Gespräch mit Kulturstaatsministerin und Grünen-Wahlkreiskandidatin Claudia Roth in Augsburg. "Sie sind keine Demokratin diesbezüglich", sagte Ullrich. Mehreren Medien zufolge soll er Roth und einem FDP-Abgeordneten den angebotenen Handschlag verweigert haben. Ullrich äußerte sich auf Nachfrage zunächst nicht dazu.
Änderung des Wahlrechts gefordert
Auch der CDU-Politiker Christoph Naser aus dem Wahlkreis Tübingen, der ebenfalls nicht dem Bundestag angehören wird, sagte, er sei enttäuscht. "Mein Vorschlag wäre, dass die Wahlkreise insgesamt etwas vergrößert werden in ganz Deutschland. Wenn man die Anzahl der Wahlkreise reduziert, hat man automatisch weniger Grundmandate. Dadurch wäre eine Reduktion der Gesamtanzahl der Abgeordneten im Bundestag möglich."
Der Stuttgarter CDU-Wahlkreissieger Mörseburg sprach von einem unhaltbaren Zustand. "Ich konnte schon seit Monaten damit rechnen, dass es eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt, dass es so kommt." Er werde aber sein persönliches Glück nicht davon abhängig machen. "Jeder Wahlkreis hat das Recht darauf in einer repräsentativen Demokratie im Bundestag vertreten zu sein. Es gibt viele Möglichkeiten, zum Beispiel die Anzahl der Wahlkreise zu reduzieren."/had/DP/stw