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Börse Frankfurt-News: Marktstimmung: "Schnelle Auferstehung"

05.03.2025
um 16:20 Uhr

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Fallende Preise nutzen etliche Profis zum Wechsel aus dem Bärenlager an die Seitenlinie, nur einige Private wagen den Kauf. Ob in diesem Setting eine Rückkehr zur Rally erwartbar ist, weiß Joachim Goldberg.

5. März 2025. FRANKFURT. Die jüngste Kursentwicklung verrät, dass nur die wenigsten Akteure zu Beginn der Woche mit einem derart deutlichen Anstieg des DAX, verbunden mit einem neuen Allzeithoch, gerechnet haben dürften. Zumal die vergangene Woche noch mit einem Eklat zwischen US-Präsident Trump und seinem ukrainischen Kollegen Selenskyj und einem Abbruch der Gespräche in Washington geendet hatte. Eher nachvollziehbar war dann der anschließende Rücksetzer des Börsenbarometers von fast 1000 Punkten in Folge des Kurseinbruchs in den USA als Reaktion auf die in Kraft getretenen Zölle für Kanada und Mexiko sowie deren Erhöhung im Falle Chinas.

Dass das Börsenbarometer zum heutigen Zeitpunkt unserer Stimmungserhebung wieder deutlich erholt knapp unter 23.000 Zählern notiert, dürfte sich im wesentlichen dem gestrigen Vorschlag der hiesigen potentiellen Regierungsparteien CDU/CSU und SPD verdanken: Die Hoffnung auf positive Impulse, die von einem in Rede stehenden Sondervermögen in Höhe von 500 Mrd. Euro für die Instandsetzung der Infrastruktur und der Lockerung der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben ausgehen könnten. Nach der Achterbahnfahrt der vergangenen Tage bleibt gegenüber dem Erhebungskurs unserer vergangenen Umfrage ein Plus von 1,5 Prozent für den DAX zu vermelden.

Stopp-Loss gezogen

Im gleichen Zuge hat es unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont einen deutlichen Stimmungsumschwung gegeben. Denn unser Börse Frankfurt Sentimentindex ist um 21 Punkte auf einen neuen Stand von +7 gestiegen. Nicht zuletzt, weil sich das Bullenlager um 12 Prozentpunkte vergrößert hat. Drei Viertel dieses Zuwachses gehen auf ehemalige Bären zurück, die ihre Position um 180° von short auf long gedreht haben. Das verbleibende Viertel der neuen Optimisten speist sich aus vormals neutral eingestellten Akteuren. Zieht man dabei die Kursentwicklung der vergangenen Tage in Betracht, dürfte zumindest ein Teil der früheren Pessimisten an der Squeeze vom vergangenen Montag beteiligt gewesen sein, gemeinsam mit langfristigen Kapitalzuflüssen.

Anders stellt sich indes die Situation bei den Privatanlegern dar. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist in diesem Panel um 4 Punkte auf einen neuen Stand von +4 gefallen. Unter dem Strich hat ein kleiner Teil (per Saldo 2 Prozent aller Befragten) seine Position von bullish direkt nach bearish gedreht, wobei der größte Teil dieser Veränderung auf Anlegende zurückgeht, die wir nicht über Social Media befragt haben. Berücksichtigt man, dass diejenigen, die wir über Social Media befragt haben, im Vergleich zur Vorwoche sogar etwas bullisher eingestellt sind, müssen die übrigen Anlegenden gegenüber der Vorwoche sogar noch pessimistischer gestimmt sein, als dies die reine Veränderung des Sentiment-Index vermittelt. Mit anderen Worten: Viele Akteure aus dieser Untergruppe haben an ihren bearishen Engagements festgehalten.

Weniger Nachfrage

Mit der heutigen Erhebung hat sich die Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren fast völlig aufgelöst. Insbesondere, weil letztere ihre bearishen Engagements in größerem Umfang verringert haben, wobei der Sentiment-Index in diesem Panel mit +7 immerhin auf dem höchsten Stand seit dem 27. November des Vorjahres notiert. Natürlich befindet sich damit das Sentiment auch in der relativen Betrachtung auf drei und sechs Monate längst nicht im Extrembereich auf der positiven Seite. Mit dieser deutlichen Stimmungsveränderung sind aber auch vermutlich größere Schieflagen aus den Vorwochen bereinigt worden. Deswegen erscheint die Nachfrage an der Unterseite zumindest aus heimischer Sicht nunmehr ausgedünnt. Gleichzeitig hat sich die Angebotssituation an der Oberseite knapp über dem bisherigen Allzeithoch vermutlich erstmals im Bereich von 23.400/450 Zählern verstärkt. Unter dem Strich also ein Szenario, in dem sich die sentimenttechnische Situation des DAX verschlechtert hat - an der Unterseite kann es dabei beim Ausbleiben von weiteren langfristigen Kapitalzuflüssen aus dem Ausland zu deutlichen Korrekturen kommen.

von Joachim Goldberg

5. März 2025, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)