FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag dank weiterer Kursgewinne schon früh ein weiteres Rekordhoch markiert. Nach dem erstmaligen Anstieg über 23.400 Punkte ging dem deutschen Leitindex allerdings der Schwung aus. Zeitweise gab er seine Gewinne komplett ab; zuletzt behauptete er wieder ein Plus von 0,13 Prozent auf 23.111,39 Punkte. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es noch um 0,81 Prozent auf 30.05,61 Punkte hoch. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rutschte derweil mit 0,6 Prozent ins Minus.
Vor dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) am frühen Nachmittag überwog bei den Anlegern offenbar zunehmend die Vorsicht. Eine weitere Zinssenkung gilt zwar als nahezu sicher. Doch "es ist gut möglich, dass die EZB ihr Wording verändert und nicht mehr von einer restriktiven Geldpolitik spricht", gab Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners zu bedenken. "Das würde ihr dann die Möglichkeit eröffnen, im April zu pausieren und vielleicht erst im Juni wieder zu senken." Die EZB-Präsidentin Christine Lagarde werde "nicht darum herumkommen, die geplanten hohen Ausgaben der Politik und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Inflationsrate zu kommentieren".
Noch seien das Sondervermögen für die Infrastruktur sowie die Milliarden-Investitionen in die Verteidigung nicht beschlossen und die dafür notwendige Reform der Schuldenbremse nur ein Vorhaben, merkte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets an. Offenbar zweifelten die Anleger aber "kein bisschen" an der Umsetzung des von der wahrscheinlichen künftigen Bundesregierung aus Union und SPD geplanten Finanzpakets.
Dax-Spitzenreiter DHL setzte mit einem Kursprung von 10,3 Prozent seinen Aufwärtstrend fort. Die Aktien erreichten zudem den höchsten Stand seit über einem Jahr. Der Logistikkonzern rechnet 2025 nur mit einer mäßigen Erholung im Tagesgeschäft und kündigte ein milliardenschweres Sparprogramm an. Der vorsichtige Ausblick sei bereits erwartet worden, kommentierte ein Händler. Zudem sähen die Resultate für 2024 ein wenig besser als erwartet aus.
Bei Merck KGaA reichte es für ein Kursplus von 1,6 Prozent. Der Pharma- und Technologiekonzern berichtete nach einem schwachen Vorjahr für 2024 ein Wachstum im Tagesgeschäft. Konzernchefin Belen Garijo will im laufenden Jahr daran anknüpfen. Börsianer sahen indes die Zahlen und mehr noch die Ergebnisziele unter den Erwartungen. Die Zalando-Titel verloren 0,4 Prozent. Der Online-Händler konnte die Anleger mit dem für 2025 angestrebten weiteren Wachstum nicht begeistern.
Lufthansa -Aktien waren mit plus 8 Prozent MDax-Spitzenreiter. Die Fluggesellschaft habe im vergangenen Jahr nicht so schlecht wie befürchtet abgeschnitten und für 2025 einen deutlichen Anstieg des bereinigten operativen Ergebnisses (Ebit) in Aussicht gestellt, lobte ein Börsianer.
Bei Ströer konnten sich die Aktionäre über ein Kursplus von 4,7 Prozent freuen. Händler attestierten dem Werbekonzern einen besser als erwarteten Ausblick auf das erste Quartal im Kerngeschäft Außenwerbung. Laut Ströer laufen die Gespräche mit Finanzinvestoren über einen möglichen Verkauf dieses Bereichs ergebnisoffen weiter.
Im Nebenwerte-Index SDax schaffte GFT Technologies einen Kursanstieg von 4,5 Prozent. Der Softwareanbieter hofft mittelfristig auf ein deutliches Plus bei Umsatz und Ergebnis. Dieser wog für die Anleger schwerer als der 2025 erwartete Ergebnisrückgang. Zudem will GFT die Erlöse bereits im laufenden Jahr steigern.
Dagegen büßten ProSiebenSat.1 am Indexende gut 12 Prozent ein. Der Medienkonzern stellt sich auf ein weiteres herausforderndes Jahr ein. 2024 verhagelte ihm eine getrübte Konsumlaune das wichtige vierte Quartal mit Einkaufsanlässen wie dem Black Friday und Weihnachten. Dass das Unternehmen seinen Partner General Atlantic als Aktionär an Bord holen und zugleich eine bessere Grundlage für einen schnelleren Verkauf seiner Randaktivitäten schaffen will, zog am Markt nicht.
Dürr verloren 6,5 Prozent. Der Maschinenbauer und Autozulieferer will nach Rekorden bei Umsatz und Auftragseingang im Jahr 2025 bestenfalls weiter zulegen, konnte damit aber nicht überzeugen. Einige Investoren machten nach einem anfänglichen Kurshoch seit September 2023 offenbar Kasse./gl/stk
-- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---