Ökonomen-Stimmen zur Zinsentscheidung der US-Notenbank
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die US-Notenbank Fed hat den Leitzins erneut stabil gehalten. Er liegt damit weiterhin in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent, wie der Zentralbankrat am Mittwoch in Washington mitteilte. Auf diesem Niveau befindet sich der Leitzins seit Dezember; schon bei der Sitzung im Januar hatte die Federal Reserve ihn nicht angetastet. Die Entscheidung fällt vor dem Hintergrund von US-Präsident Donald Trumps aggressiver Zollpolitik, welche die Inflation wieder in die Höhe treiben könnte. Die Notenbank gibt sich mit Blick auf Zinssenkungen in diesem Jahr weiter vorsichtig - und korrigiert die Wachstumsprognose nach unten. Ökonomen gehen überwiegend davon aus, dass die Fed zunächst die Auswirkungen der Zollpolitik abwarten wird.
Einschätzungen von Ökonomen im Überblick:
Bernd Weidensteiner und Christoph Balz, Analysten bei der Commerzbank:
"Angesichts der hohen Unsicherheit ist Geduld offenbar das Gebot der Stunde für die Fed. Powell will erst mehr 'Klarheit' haben, bevor die Fed ihre Leitzinsen ändert. Das dürfte dann der Fall sein, wenn die wesentlichen Entscheidungen der Regierung getroffen sind. So wiederholte Powell auch seine frühere Aussage, die Fed habe "keine Eile", die Zinsen zu ändern. Insgesamt fühlen wir uns in unserer Prognose bestätigt, dass die Fed erst gegen Jahresende die Zinsen um 25 Basispunkte senkt. Einen weiteren Schritt erwarten wir Anfang 2026."
Elmar Völker, Analyst bei der LBBW:
"Die US-Notenbanker verharren erwartungsgemäß im Wartestand. Zuletzt gab es einige Anhaltspunkte, dass der US-Konjunkturmotor zu stottern beginnt. Die Inflation macht mal einen Schritt vor und dann wieder zurück. Mehr Klarheit dürften die kommenden Monate bringen. Dann schlagen sich die Auswirkungen der Zollpolitik Donald Trumps zunehmend in der Entwicklung der Konsumentenpreise nieder. Überdies dürfte sich deutlicher abzeichnen, wie sehr die innenpolitischen Maßnahmen der neuen Regierung tatsächlich dem Arbeitsmarkt und dem privaten Konsum schaden. Sobald sich dieser Nebel lichtet, dürften die US-Währungshüter entscheiden, ob eine Rückkehr auf den Zinssenkungspfad zum Zwecke des Managements konjunktureller Abwärtsrisiken angemessen ist."
Paul Ashworth, Chefvolkswirt Nordamerika bei Capital Economics:
"Obwohl der geldpolitische Ausschuss an seiner mittleren Prognose von zwei Zinssenkungen in diesem Jahr festhielt, teilen einige Fed-Mitglieder nun unsere Ansicht, dass eine weitere Lockerung unwahrscheinlich ist. "Wir sind weiterhin der Meinung, dass die Fed-Mitglieder das Ausmaß unterschätzen, in dem die Zölle die Inflation nach oben treiben werden."
Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust:
"Angesichts der widersprüchlichen Signale bei Konjunktur und Inflation war es richtig, dass die Fed sich entschieden hat, Kurs zu halten und eine Zinspause einzulegen. Für die Geldpolitik zeigen die Makrodaten der vergangenen Wochen in unterschiedliche Richtungen. Die deutliche Konjunkturabschwächung sprach für niedrigere, die weiterhin zu hohe Inflation sowie steigende Inflationserwartungen eher für höhere Zinsen. Für die weitere Entwicklung wird der Kurs der US-Regierung in der Handelspolitik und der Migrationspolitik von entscheidender Bedeutung sein./jsl/mis