PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Die wichtigsten Aktienmärkte der Eurozone haben am Freitag weiter spürbar geschwächelt. Die Börsen in London und Zürich gaben dagegen nur minimal nach.
Am Markt wurde von einer Konsolidierung auf hohem Niveau gesprochen und dabei auch auf die Vorsicht vor allem von Anlegern in der Eurozone angesichts des drohenden Handelskriegs mit den USA verwiesen. Zudem schwappte die negative Stimmung an den US-Börsen nach Europa, nachdem Konjunkturdaten aus der weltgrößten Volkswirtschaft eine Eintrübung der Verbraucherstimmung und einen weiteren Anstieg der Inflation im Zuge der Handelsstreitigkeiten signalisierten.
Der EuroStoxx 50
Während die Börsen in Paris und Frankfurt ähnlich schwach wie der EuroStoxx schlossen, hielten sich die Indizes außerhalb des Euroraums deutlich besser: Der SMI
Ein Inflationsanstieg und zugleich sinkende Konsumausgaben seien die Trends, die durch Präsident Trumps aggressive Maßnahmen bei Zöllen und Kürzungen von Staatsausgaben wahrscheinlich noch weiter verstärkt werden, schrieben die Experten der niederländischen Bank ING. "Die Angst vor einer Stagflation nimmt zu und wird die Fähigkeit der US-Notenbank Fed, die Zinsen weiter zu senken, einschränken", konstatierten sie. Eine Stagflation - Kurzwort aus Stagnation und Inflation - bezeichnet eine konjunkturelle Situation, die dadurch gekennzeichnet ist, dass die Wirtschaft nicht wächst und gleichzeitig Inflation herrscht.
Zu den Gewinnern an diesem insgesamt recht trüben Handelstag zählten vor allem Spirituosenhersteller. Auftrieb kam nach Neuigkeiten aus China. Die Volksrepublik hat den Abschluss seiner Antidumping-Untersuchung zu Cognac und Armagnac verschoben und damit Herstellern wie Pernod Ricard
Die zinssensiblen Immobilienwerte reagierten positiv auf erfreuliche Inflationssignale. So verharrte in Frankreich die Teuerung überraschend auf dem tiefsten Stand seit vier Jahren, in Spanien schwächte sie sich im März deutlich ab. Das passte zu jüngsten Aussagen des Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank. "Luis de Guindos wies darauf hin, dass für den Euroraum die Abwärtsrisiken die Konjunkturaussichten dominierten", hieß es von der Landesbank Baden-Württemberg. "Das klingt nach einem Bekenntnis zu weiteren Zinslockerungen." Unibail-Rodamco-Westfield
Die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen kam auch Versorgern und Telekomwerten entgegen. Die Gewinne beider Branchen an diesem Tag zeugten einerseits von der anhaltenden Vorsicht der Anleger angesichts von Zollstreit und Konjunkturrisiken. Andererseits gelten Aktien dieser zwei Sektoren wegen der vergleichsweise hohen und stabilen Dividenden als anleiheähnlich, weshalb sie von Zinslockerungen profitieren. Im Gegenzug standen Bankaktien wegen der Zinsaussichten unter Druck. Sie waren aber auch bis zuletzt besonders stark gelaufen./ck/stk