Drogenbeauftragter verteidigt Cannabis-Gesetz
BERLIN (dpa-AFX) - Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, verteidigt das seit einem Jahr geltende Cannabis-Gesetz und warnt vor der Ausbreitung stärkerer Drogen. Der Fokus solle eher darauf liegen, dass insbesondere junge Menschen immer häufiger zu deutlich stärkeren Mitteln wie synthetischen Opioiden griffen, beispielsweise Tilidin und Fentanyl, sagte Blienert den Zeitungen der Mediengruppe Bayern.
"Nicht wenige probieren alles, meist zeitgleich, was der Markt hergibt und billig ist", beklagte Blienert. "Allein Kokain konsumieren mehr als doppelt so viele Menschen wie vor wenigen Jahren. Damit ist Kokain die klare Nummer eins der illegalen Drogen in Deutschland." Die Cannabis-Teillegalisierung habe hingegen einen wichtigen Beitrag für einen ehrlicheren und entkriminalisierten Umgang mit Drogen geleistet. Gerade Menschen, die seit vielen Jahren ein Problem mit Cannabis hätten, würden mehr Beratungs- und Behandlungsangebote abfragen.
Kritik vor allem von der Union
Vor einem Jahr, am 1. April 2024, wurde Kiffen in Deutschland für Volljährige mit zahlreichen Beschränkungen legal. Erlaubt ist nach dem Gesetz der Ampel-Koalition der Anbau von bis zu drei Pflanzen in Wohnungen, aufbewahren darf man bis zu 50 Gramm Cannabis. Zulässig sind seit 1. Juli 2024 auch nicht-kommerzielle Anbauvereinigungen mit bis zu 500 Mitgliedern, für die ebenfalls viele Auflagen gelten. Für alle unter 18 Jahren ist Cannabis weiterhin verboten.
Das Reizthema liegt auch in den Koalitionsverhandlungen von Union und SPD für die künftige Bundesregierung auf dem Tisch. CDU und CSU hatten in ihrem Wahlprogramm angekündigt, das Legalisierungs-Gesetz wieder abzuschaffen. Anzeichen, dass die SPD dies mitträgt, gab es vorerst aber nicht./mah/DP/jha