ROUNDUP: USA-Iran-Verhandlungen gehen in entscheidende Phase
ROM (dpa-AFX) - Im Streit über das iranische Atomprogramm gehen die Verhandlungen zwischen Washington und Teheran in eine entscheidende Phase. In Rom nahmen der US-Sondergesandte Steve Witkoff und Irans Außenminister Abbas Araghtschi zum bereits fünften Mal Gespräche unter Vermittlung des Golfstaats Oman auf, wie iranische Staatsmedien berichteten.
Vor der omanischen Botschaft in Rom versammelten sich zahlreiche Journalistinnen und Journalisten, wie eine dpa-Reporterin berichtete. Mehrere Konvois der Verhandlungsdelegationen trafen an der diplomatischen Vertretung im Nordwesten der italienischen Hauptstadt ein.
Streit um zentrale Frage der Urananreicherung
Beide Seiten hatten sich zu Beginn der Gespräche Mitte April optimistisch gezeigt. Nach dem jüngsten Treffen in der omanischen Hauptstadt Maskat vor knapp zwei Wochen traten jedoch deutliche Differenzen zutage. Beobachtern zufolge treten die Verhandlungen nun in eine entscheidende Phase.
Die Sprecherin des Außenministeriums in Washington, Tammy Bruce, sagte, das fünfte Treffen der Unterhändler finde nur statt, weil die USA eine Einigung für möglich hielten. "Wir glauben, dass wir Erfolg haben werden." Die Iraner verstünden die US-Forderungen und nähmen weiter an den Verhandlungen teil, sagte sie.
Die USA fordern von der iranischen Regierung, die Urananreicherung vollständig einzustellen - aus Sicht Washingtons eine notwendige Maßnahme, um eine Entwicklung iranischer Atomwaffen dauerhaft zu verhindern. Teheran weist diese Forderung zurück, zeigt sich jedoch bereit, das Atomprogramm wieder einzuschränken und strengere Kontrollen zu gewähren.
Irans Außenminister Araghtschi schrieb in der Nacht auf der Plattform X: "Den Weg zu einem Deal zu finden, ist kein Hexenwerk. Null Atomwaffen wir haben einen Deal. Null Anreicherung wir haben keinen Deal." Nun sei es an der Zeit, sich zu entscheiden.
Trump stieg 2018 aus dem Wiener Atompakt aus
Im Zentrum des Streits über Irans Atomprogramm steht die Frage der Nutzung: Während Teheran betont, ausschließlich zivile Zwecke zu verfolgen, befürchten Regierungen im Westen den Bau einer Atombombe. US-Präsident Donald Trump drohte dem Iran zuletzt mit militärischer Gewalt, sollte es zu keinem Abkommen geben.
2015 hatte der Iran im Wiener Atomabkommen nach langen Verhandlungen mit China, Russland, den USA, Frankreich, Deutschland und Großbritannien bereits einmal vereinbart, sein Nuklearprogramm einzuschränken. Trump stieg jedoch 2018 einseitig aus dem Pakt aus und verhängte neue, harte Sanktionen.
Derzeit reichert der Iran Uran bis zu einem Reinheitsgrad von 60 Prozent an - für Atomwaffen sind nach Expertenangaben über 90 Prozent erforderlich. Im Wiener Atomabkommen war dem Land ein maximaler Anreicherungsgrad von 3,67 Prozent sowie ein Vorrat von bis zu 300 Kilogramm Uran gestattet - nutzbar für Atomkraftwerke zur Stromerzeugung.
Berichte: Israel bereitet möglichen Angriff auf Atomanlagen vor
Unterdessen bereitet Israel Berichten zufolge einen möglichen Angriff auf Irans Atomanlagen vor. Die USA hätten neue Hinweise erhalten, dass Israel entsprechende Schritte einleitet, meldete der US-Sender CNN unter Berufung auf mehrere Beamte. Unklar sei jedoch, ob die israelische Regierung bereits eine endgültige Entscheidung getroffen habe. Auch die Nachrichtenseite "Axios" berichtete von entsprechenden Vorbereitungen für den Fall, dass die Verhandlungen zwischen dem Iran und den USA scheitern.
Araghtschi reagierte mit einem Schreiben an die Vereinten Nationen sowie die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) und warnte vor den Konsequenzen eines möglichen israelischen Angriffs. Komme es dazu, würden auch die USA eine Mitverantwortung tragen, sagte Araghtschi laut der Nachrichtenagentur Tasnim. Irans Generalstab warnte am Freitag vor einem Militärschlag. Jegliches "Unheil" der USA werde "ein Schicksal wie in Vietnam und Afghanistan" zur Folge haben, hieß es in einer Mitteilung.
Iran hofft bei Einigung auf wirtschaftlichen Aufschwung
Die iranische Führung verknüpft die Aussicht auf ein neues Abkommen einerseits mit einer Entschärfung der militärischen Spannungen in der Region, andererseits mit der Aufhebung von Sanktionen. Angesichts der politischen und wirtschaftlichen Isolation in den vergangenen Jahren hat Teheran seine Beziehungen zu China und Russland durch strategische Partnerschaften deutlich ausgebaut./arb/DP/jha