Börse Frankfurt-News: Anleihen: "Nervosität bleibt groß"
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Das Hin und Her in der US-Zollpolitik hat die Märkte ohnehin verunsichert, jetzt kommt noch juristisches Gezerre dazu. Für die EZB wird für die kommende Woche fest mit einer weiteren Zinssenkung gerechnet. Viele Fans hat die neue Anleihe von Werder Bremen gefunden.
30. Mai 2025. Erneut geben Themen aus den USA den Takt vor. "Das Zollchaos in den USA ist das beherrschende Thema an den Finanzmärkten", berichtet Analyst Ulrich Wortberg von der Helaba. Vor diesem Hintergrund bleibr die Nervosität an den Märkten groß. Am Mittwoch hatte ein US-Bundesgericht den Großteil der von Trump verhängten Zölle für Importe in die USA für ungültig erklärt. Am gestrigen Donnerstag entschied dann das Berufungsgericht, dass die Zölle für die Zeit des Berufungsverfahrens in Kraft bleiben können. "Der Wahnsinn Trump geht weiter, Vorhersagen zu treffen ist sehr schwierig", bemerkt Arthur Brunner, der für die ICF Bank Anleihen handelt.
Die Renditen sind diese Woche gefallen. Am Freitagmittag liegt die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen bei 2,53 Prozent nach 2,62 Prozent vor einer Woche. Auch in den USA ging es nach unten. Vergangene Woche waren die Renditen zehnjähriger US-Treasuries angesichts wachsender Sorgen über die US-Verschuldung noch über 4,60 Prozent geklettert, für zwanzigjährige über 5 Prozent. Aktuell sind es 4,44 und 4,94 Prozent.
Großbritannien und Japan treten auf die Bremse
"Für fallende Renditen am langen Kurvenende sorgten zuletzt Pläne aus Großbritannien und Japan, die Anleiheemissionen in langen Laufzeiten zu reduzieren", erklärt Anleiheanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank. Denn seit Monaten seien die Renditen britischer und japanischer Staatsanleihen mit Laufzeit von 30 Jahren deutlich gestiegen, was die Zinskosten dieser Staaten erhöhe. "Nun will man durch niedrigere Staatsanleiheemissionen am langen Kurvenende letztlich Zinskosten einsparen." Das habe sich auch auf die Renditen von Bundesanleihen ausgewirkt.
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Eurozone: Weitere Zinssenkung fest eingepreist
Für die am kommenden Donnerstag anstehende Sitzung der EZB wird am Markt fest mit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte gerechnet. Das wäre die achte Reduzierung in Folge. "Die Terminmärkte haben diesen Schritt bereits voll eingepreist, und sämtliche von Bloomberg befragten Volkswirte rechnen damit", erklärt Commerzbank-Analyst Marco Wagner. Er verweist außerdem auf den "ChatECB-Indikator" der Bank. Der interpretiert anhand von Künstlicher Intelligenz Reden, Interviews und Kommentare von EZB-Ratsmitgliedern als "falkenhaft" oder "taubenhaft" und generiert daraus einen Index. "Dieser zeigt, dass die Kommunikation der EZB-Notenbanker seit Ende letzten Jahres nochmals taubenhafter geworden ist und damit auf weitere Zinssenkungen hindeutet", erläutert Wagner.
In den USA ist die Leitzinsentwicklung angesichts der Inflationssorgen weniger klar. Eine nächste Zinssenkung der US-Notenbank wird an den Terminmärkten erst für den Oktober eingepreist, wie die Deutsche Bank berichtet. Bis Ende 2025 seien es kumuliert 50 Basispunkte.
Mercedes und Eon gefragt
Der Handel mit Unternehmensanleihen verläuft derzeit ohne Besonderheiten, wie Anleihehändler Rainer Petz von Oddo BHF bemerkt. Das sieht Händlerin Beate Mägerle von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank ähnlich: "Insgesamt war der Handel feiertagsbedingt schon die gesamte Woche eher ruhiger", erklärt sie. Sie beobachtet gute Nachfrage nach Bonds von Mercedes-Benz mit Fälligkeit 2031 (DE000A3LH6U5) sowie Eon 2028 (XS2574873266) und 2044 (XS2791960664). Die Renditen liegen aktuell bei 2,96 Prozent, 2,46 Prozent und 4,09 Prozent. Eher abgegeben würden Papiere von VW mit Laufzeit bis Oktober 2026 und aktuell 2,23 Prozent (XS1893631769).
Werder-Anleihe extrem beliebt
Sehr gut läuft Brunner zufolge die Neuemission von SV Werder Bremen mit Kupon von 5,75 Prozent und Fälligkeit 2030 (DE000A4DFGZ7). "Die Anleihe erfreut sich großer Beliebtheit und wird jetzt schon zu 102,5 Prozent gehandelt", berichtet er. Eine rege Nachfrage sieht er außerdem für Deutsche Rohstoff, die bis 2028 läuft und aktuell zu 106,7 Prozent gehandelt wird. Das ergibt eine Rendite von 5,25 Prozent (DE000A3510K1).
Von Anna-Maria Borse, 30. Mai 2025, © Deutsche Börse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)