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OTS: Atradius Kreditversicherung / Deutschlands Textilindustrie normalisiert ...

12.06.2025
um 10:03 Uhr

Deutschlands Textilindustrie normalisiert sich auf niedrigem Niveau
Köln (ots) -

- Branche vor dynamischen Herausforderungen im Jahr 2025
- Deutlicher Anstieg der Nichtzahlungsmeldungen

Die gute Nachricht ist: Die Lage der deutschen Textilindustrie normalisiert
sich, allerdings auf niedrigem Niveau. Der Wermutstropfen: Die Herausforderungen
für die Branche sind enorm - Inflation, wirtschaftspolitische Unsicherheiten und
die Konsumzurückhaltung der Verbraucher. "Auch wenn es den Anschein erweckt, die
Branche hätte die Talsohle durchschritten, kann man nicht von einer Entwarnung
sprechen", sagt Jens Stobbe, Manager Risk Services beim internationalen
Kreditversicherer Atradius.

Nach den großen Insolvenzen der vergangenen Zeit mit namhaften Unternehmen wie
SinnLeffers, Gerry Weber, Peek & Cloppenburg oder Esprit scheint in der
Textilbranche eine gewisse Ruhe eingekehrt zu sein. Insgesamt wurden im Jahr
2024 in der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie 46 Insolvenzverfahren
eröffnet. Dass es der Branche noch lange nicht gut geht, zeigen auch die
Kennzahlen der Branche. Der Bruttoproduktionsumsatz mit Textilien, Leder und
Bekleidung ging im vergangenen Jahr nach Angaben von Oxford Economics in
Deutschland um 4,2 Prozent auf 27,1 Milliarden Euro zurück. Tendenz sinkend. Für
dieses Jahr wird mit einem Rückgang auf etwas mehr als 26 Milliarden Euro und
2026 auf rund 25 Milliarden Euro gerechnet. Nicht viel besser sieht es in der
Eurozone aus. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz der Branche bei 141 Milliarden
Euro - im Jahr 2026 wird nur noch mit Erlösen von rund 130 Milliarden Euro
gerechnet.

Dennoch ist das Wehklagen der Textiler aktuell nicht ganz so groß - zumindest
gibt es keine größeren Verwerfungen. So scheint der Umsatz in der
Bekleidungsindustrie mit rund sieben Milliarden Euro seinen Boden gefunden zu
haben. Zwar haben sich die Mietpreise in den Innenstadtlagen nicht weiter
erhöht, doch die Personal- und Energiekosten belasten die Branche ebenso wie die
massiv gestiegenen Bau- und Renovierungskosten für den Einzelhandel. Hinzu kommt
die anhaltende Zurückhaltung der Verbraucher angesichts der wirtschaftlichen
Verunsicherung. "Aktuell gibt es zwar keine nennenswerten großen Insolvenzen in
der Branche, dafür aber steigt die Schadensentwicklung insgesamt in dem Sektor",
betont Jens Stobbe. Per Mitte Mai dieses Jahres stiegen sie um 3,7 Prozent an -
mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Die Risiken für die Branche sind trotz der scheinbaren Normalisierung enorm.
Aufgrund der derzeit unkalkulierbaren Zollpolitik der USA gegenüber asiatischen
Ländern, könnten dort ansässige Exporteure verstärkt europäische Märkte ins
Visier nehmen und den Wettbewerb dort weiter verschärfen.

Zudem steht die Branche unter dem Druck, nachhaltigere Praktiken zu
implementieren, insbesondere durch neue EU-Vorschriften. Ebenso sind die
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine Belastung. Das ifo-Institut
prognostiziert für 2025 kein Wirtschaftswachstum - dies resultiert aus
strukturellen Veränderungen, schwacher Nachfrage und politischen Unsicherheiten,
insbesondere durch mögliche US-Zölle. Auch der Trend hin zu Online-Handel und
Secondhand-Kleidung fordert traditionelle Einzelhandelsmodelle heraus. Fazit:
Die Textil- und Bekleidungsindustrie steht 2025 vor dynamischen
Herausforderungen. Jens Stobbe: "Während die Branche durch Nachhaltigkeit,
technische Innovationen und den wachsenden Markt für Kreislaufmode als
Gegenmodell zu Fast Fashion profitieren könnte, muss sie gleichzeitig mit
wettbewerbsintensiven Herausforderungen, regulatorischen Anforderungen und
wirtschaftlichen Unsicherheiten umgehen."

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Atradius Kreditversicherung
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