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OTS: Industrieverband SPECTARIS / Neue Marktzahlen: Medizintechnik behauptet ...

19.06.2025
um 10:02 Uhr

Neue Marktzahlen: Medizintechnik behauptet sich trotz schwieriger
Rahmenbedingungen - Inlandsgeschäft unter Druck
Berlin (ots) - Die deutsche Medizintechnikindustrie ist mit einem leichten
Aufwärtstrend ins Jahr 2025 gestartet. Wie aktuelle Zahlen des Statistischen
Bundesamts zeigen, stieg der Umsatz der Branche im ersten Quartal nominal um 3,4
Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit behauptet sich die Industrie
in einem wirtschaftlich angespannten Umfeld nach einem eher verhaltenen Vorjahr.

2024 erzielten die über 1.500 Medizintechnikunternehmen in Deutschland einen
Gesamtumsatz von 41,4 Milliarden Euro - ein nominales Wachstum von 2,5 Prozent
gegenüber 2023. Die Erzeugerpreise stiegen im selben Zeitraum um 2,7 Prozent.
Der Inlandsumsatz belief sich auf 13,2 Milliarden Euro (+1,7 %), während das
Auslandsgeschäft mit 28,2 Milliarden Euro (+2,9 %) erneut eine tragende Rolle
spielte. Die Exportquote lag somit bei stabilen 68 Prozent. Die Zahl der
Beschäftigten in der Branche wuchs um 2,8 Prozent auf rund 166.000
Mitarbeitende.

Dr. Martin Leonhard, Vorsitzender der Medizintechnik im Deutschen
Industrieverband SPECTARIS, bewertet die aktuelle Entwicklung mit gemischten
Gefühlen: "Nach Jahren mit deutlich stärkeren Wachstumsraten sehen wir nun die
Folgen eines zunehmenden Investitionsstaus im deutschen Gesundheitswesen.
Besonders im Inland gerät der Wachstumsmotor Medizintechnik ins Stocken.
Gleichzeitig belasten hohe Kosten und ein massiver bürokratischer Aufwand die
Ertragslage vieler Unternehmen. Der angekündigte Bürokratieabbau ist in der
Medizintechnik noch nicht sichtbar."

Ein wesentliches Problem stellt die angespannte finanzielle Lage vieler Kliniken
und Pflegeeinrichtungen dar. Investitionen in moderne Medizintechnik, die
unmittelbar der Patientenversorgung zugutekämen, werden vielfach verschoben.
Leonhard kritisiert zudem den durch die europäische Medizinprodukteverordnung
verursachten Verwaltungsaufwand sowie die geplante pauschale Beschränkung von
PFAS-basierten Hochleistungswerkstoffen. Letztere könnten dazu führen, dass
zahlreiche etablierte Medizinprodukte aufgrund der Lieferkettenproblematik vom
Markt verschwinden, selbst wenn Medizintechnik vom Verbot ausgenommen würde.

Internationale Märkte als Hoffnungsträger

Trotz aller Herausforderungen bleibt die Branche zuversichtlich - insbesondere
mit Blick auf internationale Absatzmärkte. Die Exporte in andere EU-Länder
stiegen 2024 um vier Prozent, auch das Geschäft mit den USA - dem wichtigsten
Exportmarkt - legte leicht zu. Dagegen verzeichnete der Handel mit China einen
Rückgang von 14 Prozent.

"Die geopolitische Lage, insbesondere die Handelspolitik zwischen den USA und
China, beobachten wir mit Sorge", so Leonhard.

Er betont jedoch auch die weiterhin bestehenden Wachstumschancen: "Der
demografische Wandel, der technologische Fortschritt - etwa durch KI und Robotik
- sowie die Digitalisierung und Automatisierung des Gesundheitswesens bleiben
zentrale Treiber für unsere Branche. Damit die Unternehmen ihr
Innovationspotenzial ausschöpfen können, brauchen wir aber dringend
innovationsfreundlichere Rahmenbedingungen."

Innovationskraft bleibt stark

Die deutsche Medizintechnik zählt nach wie vor zu den innovativsten Branchen
Europas. Mit 1.487 Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt belegte
Deutschland 2024 hinter den USA (5.995 Anmeldungen) und vor der Schweiz (1.045)
den zweiten Platz. Leonhard begrüßt daher ausdrücklich die Anerkennung der
Medizintechnik als Leitindustrie im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung:
"Das ist ein wichtiges Signal - jetzt müssen zügig konkrete politische Maßnahmen
folgen."

Die Medizintechnik-Branche (Hersteller von medizintechnischen Geräten und
Medizinprodukten inkl. Kleinstunternehmen) beschäftigte im Jahr 2024 laut
Gesundheitswirtschaftlicher Gesamtrechnung des WifOR-Instituts in Deutschland
insgesamt rund 212.100 Menschen und erwirtschaftete eine Bruttowertschöpfung von
19,7 Mrd. Euro. Nach der Wirtschaftsstatistik gab es 2024 in Deutschland 1.508
Medizintechnik-Hersteller mit mehr als 20 Beschäftigten, die rund 166.000
Mitarbeitende beschäftigten und einen Gesamtumsatz von über 41,4 Milliarden Euro
erzielten (55 Mrd. Euro inkl. Kleinstunternehmen). 68 Prozent des
Medizintechnik-Umsatzes stammen aus dem Auslandsgeschäft. Rund 9 Prozent des
Umsatzes werden in For-schung und Entwicklung investiert. 93 Prozent der
Unternehmen sind KMU.

SPECTARIS ist der Deutsche Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und
Medizintechnik und vertritt 400 überwie-gend mittelständische deutsche
Unternehmen. Davon repräsentiert der SPECTARIS-Fachverband Medizintechnik rund
130 Hersteller und Zulieferer der Medizintechnik-Branche sowie
Hilfsmittel-Leistungserbringer und Homecare-Provider aus dem Bereich der
respiratorischen Heimtherapie.

Pressekontakt:

Christof Weingärtner
Pressesprecher
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