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Autor Alexander: Jedes Land findet den Kanzler, der zu ihm passt

25.06.2025
um 06:15 Uhr

BERLIN (dpa-AFX) - Mit Friedrich Merz als Bundeskanzler sieht der Journalist Robin Alexander ein Ende des Politikstils, den Angela Merkel und später Olaf Scholz geprägt hätten. "Wir kommen ja aus Jahren der Kleinteiligkeit", sagte er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur über sein Buch "Letzte Chance - Der neue Kanzler und der Kampf um die Demokratie".

Kanzlerin Merkel (CDU) habe sich in Details vertieft, ihr Nachfolger Scholz (SPD) habe diesen Stil fortgeführt. Obwohl es mit Scholz einen Wechsel in Farbe und Geschlecht des Kanzlers gegeben habe, sei im Stil Merkels weiterregiert worden.

Ein neuer Politikstil unter Merz

Der Politikstil unter CDU-Chef Merz ist Alexander zufolge grundlegend anders angelegt. "Merz denkt, er als Chef gibt eine große Linie vor, und dann kommen Leute und machen sie zur Tat", sagte Alexander. Auch bei früheren Kanzlern habe dieses Prinzip funktioniert - Helmut Kohl etwa habe zehn Punkte zur Einheit aufgeschrieben, den Einigungsvertrag aber verhandelte Wolfgang Schäuble (beide CDU) für ihn.

Der Journalist meint: "Jedes Land findet den Kanzler, der irgendwie zu ihm passt. Das kann schon sein." Auch Merkel sei ja eine sehr spezielle Person. Und Scholz könne man sich ebenfalls nicht als amerikanischen oder französischen Präsident vorstellen.

Merz' Rückkehr ins politische Berlin

Mit Merz sei jemand Bundeskanzler geworden, der schon unter Merkel Politik gemacht habe. "Und eigentlich haben wir es doch bei Scholz auch schon erlebt. Auch Scholz ist ja schon Generalsekretär von Gerhard Schröder gewesen vor Angela Merkel", sagte Alexander. Es sei bemerkenswert, dass Deutschland ein Land sei, in dem keine jüngeren Leute nachdrängen und immer wieder diese Generation an die politische Spitze komme.

Merz habe viele Entwicklungen in Berlin nicht mitvollzogen. "Wir haben jetzt einen Kanzler, der ein Dutzend Jahre aus dem politischen Berlin weg war", sagte Alexander mit Blick auf Merz' Rückkehr ins Zentrum der Macht. Und wenn Merz die Entwicklungen sehe, "findet er sie eigentlich blöd"./svv/gö/DP/zb