APA ots news: Österreich kehrt langsam auf den Wachstumspfad zurück
Prognose für 2025 und 2026
Wien (APA-ots) - Nach zwei Jahren Rezession dürfte Österreichs
Wirtschaftsleistung im
Jahr 2025 stagnieren. Für 2026 erwartet das WIFO ein BIP-Wachstum von
1,2%. Dann sollten infolge der anziehenden Weltkonjunktur sowohl die
Exporte als auch die inländische Nachfrage der österreichischen
Wirtschaft wieder etwas Fahrt verleihen.
"Ein negativer Wachstumsbeitrag des sekundären Sektors prägt 2025
abermals die Konjunktur. 2026 sollten hingegen sämtliche Sektoren zur
Erholung beitragen", so Christian Glocker, einer der Autoren der
aktuellen WIFO-Prognose.
Die österreichische Volkswirtschaft erlebt derzeit die längste
Schwächephase der Nachkriegszeit. Der Tiefpunkt der Konjunktur dürfte
allerdings durchschritten sein, denn es mehren sich die Anzeichen
einer Erholung, wenngleich diese vorerst zaghaft und anfällig für
Rückschläge bleibt. Zum einen trüben geopolitische Risiken sowie
Unwägbarkeiten hinsichtlich einer Neuausrichtung der internationalen
Handelspolitik das außenwirtschaftliche Umfeld und damit den Ausblick
für die Exportwirtschaft - den wichtigsten Impulsgeber der heimischen
Konjunktur. Andererseits ist die Inflation im internationalen
Vergleich weiterhin hoch. Dies schmälert die preisliche
Wettbewerbsfähigkeit und damit die Absatzmöglichkeiten
österreichischer Unternehmen. Die notwendige fiskalische
Konsolidierung bremst die Konjunktur zusätzlich.
Da somit expansive Impulse aus dem In- und Ausland fehlen, wird
Österreichs Wirtschaftsleistung 2025 stagnieren. Infolge der
verhaltenen Endnachfrage und der hohen Lagerbestände an Fertigwaren
setzt sich die Rezession in der Industrie zunächst fort. Die
Unterauslastung der Produktionskapazitäten und der Rückgang der
Kapitaleinkommen infolge von Produktionseinbußen hemmen die
Investitionen in Ausrüstungen und Bauten und bedingen einen weiteren
Beschäftigungsabbau im sekundären Sektor. Dies befördert weiterhin
das Arbeitsplatzverlustrisiko und damit die Unsicherheit der privaten
Haushalte, was sich wiederum in Ausgabenzurückhaltung spiegelt. Eine
rasche Belebung des privaten Konsums ist trotz des kräftigen
Reallohnzuwachses im Vorjahr nicht zu erwarten. Die Lohnpolitik steht
daher weiterhin im Spannungsfeld zweier produktionshemmender
Faktoren: Neben dem Nachfragemangel, der u. a. aus dem Verlust
preislicher Wettbewerbsfähigkeit infolge der hohen nominellen
Lohnsteigerungen in den Vorjahren resultiert, hemmt auch der
Arbeitskräftemangel die Produktion. Lohnzurückhaltung könnte zwar
über eine Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit dem
Nachfragemangel entgegenwirken, würde jedoch andererseits - infolge
negativer Arbeitsangebotseffekte - den Arbeitskräftemangel weiter
verschärfen.
Die Industrieproduktion dürfte erst ab 2026 wieder etwas zulegen,
sobald sich mit der internationalen Nachfrage das Exportgeschäft
belebt. Mit einer stärkeren und nachhaltigen Erholung ist angesichts
der zu erwartenden Marktanteilsverluste, die aus dem ungünstigen
preislichen Wettbewerbsumfeld folgen, allerdings nicht zu rechnen.
Demnach wird die Gesamtwirtschaft auch 2026 unterausgelastet bleiben.
Abbildung 1: Wachstumsbeitrag der Wirtschaftsbereiche zur
Bruttowertschöpfung, real - auf der WIFO-Website
Die im Inland produzierten Güter und Dienstleistungen verteuerten
sich 2024 um 3,3% (gemäß BIP-Deflator). Für das laufende Jahr
erwartet das WIFO einen Preisanstieg von 2,8%, für 2026 von 2,0%.
Sofern ein erneuter Preisschock bei importierter Energie wie im Jahr
2022 ausbleibt, dürften die Verbraucherpreise einem ähnlichen Verlauf
folgen (2025 +2,9%, 2026 +2,2% nach +2,9% in 2024). Die hartnäckig
lebhafte Inflation im Dienstleistungssektor, die auf den nach wie vor
hohen Kostendruck und auf die weite Verbreitung inflationsindexierter
Preisanpassungen zurückzuführen ist, erschwert eine rasche
Rückführung der Teuerung.
Der Arbeitsmarkt entwickelt sich trotz der Schwäche der
Realwirtschaft robust. Für 2025 wird wie im Vorjahr ein Zuwachs der
unselbständig aktiven Beschäftigung von 0,2% erwartet, für 2026 ein
Anstieg von 0,8%. Diese Entwicklung wird im laufenden Jahr
ausschließlich vom Dienstleistungssektor getragen, im sekundären
Sektor sinkt die Beschäftigung. Aufgrund der starken Ausweitung des
Arbeitskräfteangebotes wird die Arbeitslosigkeit 2025 weiter zunehmen
und erst im Folgejahr aufgrund der günstigeren Entwicklung im
sekundären Sektor sinken. Die Arbeitslosenquote (nach nationaler
Definition) wird von 7,0% im Jahr 2024 auf 7,5% ansteigen und 2026
wieder auf 7,3% zurückgehen.
Übersicht 1: Hauptergebnisse der Prognose - auf der WIFO-Website
Zu den Definitionen siehe " Methodische Hinweise und Kurzglossar
".
Rückfragehinweis:
Rückfragen bitte am Donnerstag, dem 26. Juni 2025, von 14 bis 16 Uhr
an Mag. Dr. Christian Glocker, MSc, Tel. (+43 1) 798 26 01 - 467,
christian.glocker@wifo.ac.at
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OTS0067 2025-06-26/10:00