FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Rücksetzer zur Wochenmitte hat der Deutsche Aktienmarkt am Donnerstag wieder zugelegt. Der Dax stieg am späten Vormittag um 0,7 Prozent auf 23.664 Punkte. Er bleibt damit in Reichweite seines bisherigen Wochenhochs von 23.812 Punkten, das am Dienstag dank der Waffenruhe im Nahostkrieg erreicht worden war. US-Präsident Donald Trump kündigte mittlerweile neue Gespräche mit dem Iran für die kommende Woche an.
In der zweiten deutschen Börsenreihe stieg der MDax am Donnerstag um 0,5 Prozent auf 30.087 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann lediglich 0,1 Prozent.
Zur guten Stimmung trug der US-Technologiesektor bei, denn nach einem Rekordhoch des Tech-Index Nasdaq 100 am Mittwoch hatten auch die Aktien des Chip-Giganten Nvidia eine neue Bestmarke aufgestellt, eine weitere könnte am Donnerstag folgen. Zudem kamen hierzulande die nach Börsenschluss vorgestellten Geschäftszahlen von Micron gut an. Bei dem Halbleiterkonzern laufen die Geschäfte mit Hochleistungs-Speicherchips für KI-Anwendungen stark.
Die Experten der UBS gehen davon aus, dass die Tech-Rally anhält, während die Nutzung von Künstlicher Intelligenz zunehme und die Monetarisierung vorantreibe. Sinnvoll sei dabei ein Engagement entlang der ganzen Wertschöpfungskette, die von Chips und Software bis hin zu Energie reicht.
Geht es nach dem Marktbeobachter Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets, reicht die Waffenruhe im Nahen Osten mit Blick auf den Dax jedoch nicht aus, um vor der näher rückenden Sommerpause neue Kursfantasie zu wecken. Zwar sei die Geopolitik als Risikofaktor kleiner geworden und dies lasse so manchen Anleger etwas beruhigter in die Ferien gehen. Allerdings könnte die US-Handelspolitik den derzeitigen Optimismus schnell wieder einfangen. Am 9. Juli endet im Streit mit der Europäischen Union die bisherige Frist für eine Aufschiebung hoher US-Zölle.
Im Chipsektor folgte Infineon den guten Vorgaben aus New York mit einem Anstieg um 1,9 Prozent. Immer wieder als Unternehmen mit KI-Fantasie herangezogen wird auch der Energietechnik-Konzern Siemens Energy , dessen Aktien ihre Rekordrally mit einem Anstieg um 2,3 Prozent fortsetzten. Grundlage dafür ist die Aussicht, dass das Unternehmen vom Bedarf für Energieinfrastruktur profitiert.
Wieder im Rally-Modus befinden sich seit dem Vortag die Rüstungsaktien. Rheinmetall zogen an der Dax-Spitze um 3,4 Prozent an, gefolgt von Hensoldt und Renk mit plus 2,2 beziehungsweise plus 1,1 Prozent. Auf dem Nato-Gipfel tags zuvor hatten sich die Mitgliedsländer erwartungsgemäß dazu verpflichtet, spätestens ab 2035 jährlich fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Verteidigung und Sicherheit zu investieren.
Im MDax sorgten auch Analystenkommentare für Bewegung. Fuchs SE wurden von einer Kaufempfehlung des Investmenthauses Jefferies um 3,8 Prozent ins Plus gehievt. Analyst Constantin Hesse lobte bei dem Schmierstoffhersteller das Wachstumsmodell sowie den robusten Barmittelumschlag und die disziplinierte Mittelverwendung.
Schlusslicht im MDax waren die um 4,0 Prozent gefallenen Traton-Aktien nach einer Verkaufsempfehlung des Bankhauses Metzler. Analyst Pal Skirta setzte ein Kursziel von 23 Euro an, mit dem er unter dem aktuellen Bewertungsniveau liegt. Er sieht kurzfristig enorme Risiken und befürchtet sogar eine Gewinnwarnung der Lkw-Holding./edh/mis
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---