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ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Gewinne - Anleger im Zollstreit optimistisch

08.07.2025
um 18:14 Uhr

PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Dienstag im Nachmittagsgeschäft Schwung erhalten und nahe ihren Tageshöchstständen geschlossen. Im Handelsverlauf wurden die weiter bestehenden Unklarheiten in den Zollstreitigkeiten mit den USA abgeschüttelt und wichen einem wachsenden Optimismus.

US-Präsident Donald Trump hatte am Montag nach dem europäischen Börsenschluss die Frist der bislang für diesen Mittwoch angepeilten US-Zölle auf den 1. August verschoben. Dabei schob er letztlich aber noch hinterher, dass auch diese neue Frist "nicht zu 100 Prozent fest steht". Am Dienstag schrieb allerdings auf seiner Plattform Truth Social: "An diesem Datum hat sich nichts geändert, und es wird sich auch nichts ändern. Mit anderen Worten: Alle Beträge sind ab dem 1. AUGUST 2025 fällig". Er ergänzte: "Es werden keine Verlängerungen gewährt."

Der EuroStoxx 50 , der Leitindex der Euroregion, legte letztlich um 0,57 Prozent auf 5.371,95 Punkte zu. Außerhalb des Euroraums schüttelte der Schweizer SMI seine Verluste ab und schloss 0,13 Prozent höher auf 11.970,65 Punkten. Der bekannteste britische Index, der FTSE 100 ("Footsie), gewann 0,54 Prozent auf 8.854,18 Punkte.

"Die Trump-Administration scheint an einer weiteren Eskalation der Handelsstreitigkeiten kein Interesse zu haben" und brauche wohl für die Zollvereinbarungen mit den verschiedenen Ländern mehr Zeit, schrieb Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein. Die neue Frist habe dabei den Zweck, den Druck auf die Handelspartner zu erhöhen.

Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets verwies auf nach wie vor bestehende Erwartungen, dass es noch zu einer Verhandlungslösung zwischen Europa und den USA kommen werde. "Trump folgt weiterhin seinem Muster, erst Drohungen auszusprechen, um danach verhandlungsbereit zu sein." Dabei habe der US-Präsident wohl eingesehen, dass eine Inkraftsetzung der reziproken Zölle den laufenden Verhandlungen eher schaden würde, als ihnen zu nutzen.

Unter den einzelnen Branchen Europas gab es mehr Gewinner als Verlierer, wobei der Immobiliensektor besonders deutlich nachgab, während der Autosektor am deutlichsten zugelegte. Immobilienwerte reagierten auf anziehende Renditen am Anleihemarkt, was zinssensible Werte belastete. Die US-Bank Jefferies wies zudem darauf hin, dass sich der deutsche Markt für Gewerbeimmobilien abschwäche.

Unter den Einzelwerten schlossen Vestas mit minus 3,4 Prozent. Analyst Akash Galupta von JPMorgan verwies auf eine Forderung Trumps nach neuen Richtlinien für Hersteller von Wind- und Sonnenkraftanlagen, die Steuererleichterungen für die Branche erschweren sollen. Unter den europäischen Herstellern von Windkraftanlagen hat Vestas ein besonders bedeutendes US-Geschäft.

Gefragt waren dagegen Pernod Ricard mit plus 3,2 Prozent. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hatte das Kursziel zwar von 120 auf 110 Euro gesenkt, aber die Kaufempfehlung "Buy" bekräftigt. Analyst Olivier Nicolai betonte die attraktive Bewertung der Aktie. Der Wert des Indien-Geschäfts werde von Anlegern unterschätzt.

In der Schweiz sprangen die Papiere des finanziell angeschlagenen Batterieherstellers Leclanche um knapp 20 Prozent hoch. Das Unternehmen wird eine Subvention aus dem EU-Innovationsfonds erhalten, der Projekte zur Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge in ganz Europa unterstützt./ck/he

Infront EU 50

WKN 965814 ISIN EU0009658145

Infront GB 100

WKN 969378 ISIN GB0001383545

Infront Schweiz

WKN 969000 ISIN CH0009980894