EQS-News: Elektro-Anteil steigt - doch Markt schwächelt wegen wirtschaftlicher Unsicherheit (deutsch)
Elektro-Anteil steigt - doch Markt schwächelt wegen wirtschaftlicher Unsicherheit
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auto-schweiz / Schlagwort(e): Sonstiges
Elektro-Anteil steigt - doch Markt schwächelt wegen wirtschaftlicher
Unsicherheit
16.07.2025 / 11:41 CET/CEST
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Neue Nutzfahrzeuge Januar bis Juni 2025
Bern, 16. Juli 2025
Der Schweizer Markt für neue Nutzfahrzeuge bleibt zur Jahresmitte 2025 unter
Druck. In den ersten sechs Monaten wurden insgesamt 18589 neue Lieferwagen,
Lastwagen und Personentransportfahrzeuge in Verkehr gesetzt - ein markanter
Rückgang von 17,2 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode ( 22'440
Fahrzeuge). Ursache für den Einbruch sind vor allem die konjunkturellen
Aussichten und die regulatorischen Rahmenbedingungen. Unsicherheiten im
Bereich der verschärften CO2-Grenzwerte für Neufahrzeuge, der beabsichtigten
Änderung der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) für die
Abklassierung von Antriebsvarianten oder auch die US-Zollpolitik lassen
keine Investitionsfreude aufkommen. Dennoch gibt es auch positive Signale:
Der Anteil elektrisch betriebener Lastwagen ist deutlich gestiegen.
Zögerliche Investitionen - weiterhin auch bei Campern
Der Rückgang betrifft alle Fahrzeugsegmente, auch die Wohnmobile. Ihre Zahl
hat sich gegenüber dem Vorjahr um über ein Viertel verringert - ein
deutliches Zeichen dafür, dass der durch die Corona-Pandemie ausgelöste
Camping-Boom endgültig vorbei ist (wir hatten am 24. April 2025 dazu schon
berichtet). Die Unternehmen sind zögerlich für Ersatzinvestitionen: Die
unsichere Weltwirtschaftslage führt dazu, dass viele Betriebe Investitionen
in neue, emissionsarme Fahrzeuge aufschieben.
E-Lastwagen gewinnen an Boden
Trotz des insgesamt schwachen Marktes steigt die Nachfrage nach
Elektro-Lastwagen weiter an. 17,2 Prozent aller neu immatrikulierten
schweren Nutzfahrzeuge (über 3,5 Tonnen Gesamtgewicht) im ersten Halbjahr
2025 waren vollelektrisch betrieben - ein neuer Höchstwert. Zum Vergleich:
Im Gesamtjahr 2024 lag dieser Anteil noch bei 8,4 Prozent. Grund für die
grosse Nachfrage ist das breit ausgebaute Produktsortiment, die noch
bestehende Befreiung von der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA)
für emissionsfreie Lastwagen als auch die anteilige Kompensationsmöglichkeit
des Nutzlastverlustes. Das macht elektrische Antriebe im Transportgewerbe
gesamtbetriebskostentechnisch attraktiv bei gleichzeitigem Erhalt der
Transportkapazität durch einen schweren Antrieb.
Lieferwagen als Konjunkturbarometer
Auch bei den leichten Nutzfahrzeugen (Lieferwagen und leichte
Sattelschlepper bis 3,5 Tonnen) ist die Zahl der Neuzulassungen deutlich
gesunken: 13'539 Fahrzeuge wurden im ersten Semester registriert, das
entspricht einem Rückgang von 15,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Die Zurückhaltung der Konsumenten hat sich damit noch verstärkt. Diese
Fahrzeugklasse kann als Konjunkturbarometer für die wirtschaftliche Stimmung
gewertet werden, weil insbesondere Handwerker, kleine sowie mittlere
Unternehmen (KMU) auf diese Fahrzeuge für Lieferdienste, Werkzeug- oder
Materialtransporte nicht verzichten können. Erfreulich ist , dass der
Marktanteil von reinelektrischen Lieferwagen im ersten Halbjahr 2025 auf
10,7 Prozent stieg (Vorjahr: 5,8 %) . Neu kommen auch Plug-in-Hybride
vermehrt zum Einsatz, die nun bei leichten Nutzfahrzeugen einen Marktanteil
von 1,3 Prozent erreichen.
Branche fordert verlässliche Rahmenbedingungen
Thomas Rücker, Direktor von auto-schweiz, sieht die Entwicklungen mit
gemischten Gefühlen: «Dass der Marktanteil der reinelektrischen Lieferwagen
und Lastwagen steigt, ist sehr erfreulich. Dass gleichzeitig der Gesamtmarkt
zurück geht, ist äusserst besorgniserregend. Ebenso bereitet uns die
politische Realität grosse Sorgen. Die CO-Zielwerte wurden ab 2025
verschärft, gleichzeitig fehlen verlässliche und unterstützende
Rahmenbedingungen - etwa beim Schnellladenetz für Lastwagen, dem Schutz von
langfristigen Investitionen (beispielsweise mit dem Ausblick auf die
LSVA-Abklassierungen) oder auch der Energiebepreisung. Es braucht daher
zwingend umfassende Anreize für den Umstieg auf emissionsarme Fahrzeuge.»
Insbesondere die rückwirkende Einführung der CO-Verordnung durch den
Bundesrat kritisierte die Branche mehrfach scharf. Rücker fordert, dass bei
künftigen Regulierungen mehr Rücksicht auf wirtschaftliche Realität und
Investitionszyklen genommen wird. Dies ist insbesondere jetzt angezeigt,
weil zum einen durch eine Neuregelung die Attraktivität reinelektrischer
Lieferwagen gesteigert werden soll. Zum anderen wird bald über eine
Anpassung der LSVA im Parlament beraten. Jegliche Fehler falscher
Regulierung wird den Güterverkehr jäh treffen, entweder in einem
frühzeitigen Verkaufsstopp von Euro VI-Fahrzeugen oder einer schlechteren
Rentabilität für den Unternehmer beim Kauf von reinelektrischen Antrieben.
Ausblick: Vorsichtiger Optimismus
Trotz aller Herausforderungen geht auto-schweiz für das Gesamtjahr 2025 von
einer leichten Markterholung im zweiten Halbjahr aus. Die Mitglieder
schätzen den Gesamtmarkt auf 28'000 leichte und 3'900 schwere Nutzfahrzeuge
ein - vorausgesetzt, die geopolitische Lage verschlechtert sich nicht
weiterund die Nachfrage nach klimafreundlicher Logistik bleibt bestehen. Der
Transformationsprozess zu alternativen Antrieben sei unumkehrbar
eingeläutet, so Rücker: «Mit den anstehenden politischen Geschäften können
endlich stabilere Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit der
Strassengüterverkehr einen entscheidenden Beitrag zur Defossilisierung
leisten - und gleichzeitig ein wichtiger Pfeiler der Schweizer Wirtschaft
bleiben kann.»
Die detaillierten Zahlen nach Marken stehen auf www.auto.swiss zur
Verfügung. Die Auswertungen von auto-schweiz basieren auf Erhebungen des
Bundes, die Daten sind möglicherweise vorläufig und nicht abgeschlossen.
Medienmitteilung als PDF
Neuimmatrikulationen von Nutzfahrzeugen Januar bis Juni 2025 (CH+FL)
Neuimmatrikulationen von Lastwagen nach Treibstoffen Januar bis Juni 2025
(CH+FL)
Weitere Auskünfte:
Thomas Rücker
Direktor
T 079 529 12 02
thomas.ruecker@auto.swiss
Mario Bonato
Ökonom
T 079 717 02 12
mario.bonato@auto.swiss
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Ende der Medienmitteilungen
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