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ROUNDUP: Deutsche Chemiebranche erwartet auch 2025 keine Trendwende

17.07.2025
um 11:49 Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die deutsche Chemie- und Pharmabranche stabilisiert sich, findet aber noch keine kraftvolle Erholung von ihrer Krise. Im ersten Halbjahr sank der Umsatz gemessen am Vorjahreszeitraum minimal um 0,5 Prozent auf 107 Milliarden Euro, wie der Verband der Chemischen Industrie (VCI) in Frankfurt mitteilte. Die Produktion fiel bei stagnierenden Preisen um ein Prozent.

Damit habe die Branche die rasante Talfahrt der vergangenen Jahre gestoppt, so der VCI. Die Unternehmen rechneten aber erst im kommenden Jahr mit einem Aufschwung. "Für 2025 zeichnet sich für unsere Branche keine Trendwende ab", sagte Präsident Markus Steilemann. Rund 40 Prozent der Mitgliedsunternehmen klagten aktuell über Auftragsmangel.

Steilemann spürt jedoch Rückenwind von der Politik. In Berlin und Brüssel gebe es ein Umdenken. "Wettbewerbsfähigkeit, Resilienz und Bürokratieabbau stehen wieder oben auf der politischen Agenda." Die neue Bundesregierung habe erste wichtige Schritte ergriffen. "Endlich scheinen Deutschland und Europa aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwachen."

Er forderte etwa einen Industriestrompreis und den Abbau von Bürokratie, die die deutsche Wirtschaft laut Ifo-Institut jährlich 146 Milliarden Euro kostet.

Pharma profitiert von Trumps Zolldrohungen

Im ersten Halbjahr profitierte die drittgrößte deutsche Industriebranche nach dem Auto- und Maschinenbau abermals von guten Pharma-Geschäften. Dort legte die Produktion um zwei Prozent zu, während die Herstellung in der Chemie bei schwacher Auslastung um drei Prozent sank. Die Zahl der Beschäftigten blieb insgesamt mit rund 480.000 hierzulande stabil - obwohl Konzerne wie BASF Anlagen stilllegen.

Noch im ersten Quartal hatte die Chemie- und Pharmabranche deutliche Zuwächse bei Umsatz und Produktion verzeichnet - auch, weil Kunden aus Sorge vor US-Zöllen auf Medikamente Bestellungen vorzogen.

Kein Wachstum 2025 erwartet

Für dieses Jahr bestätigte der VCI seine Prognose. Demnach wird die Produktion stagnieren und der Umsatz leicht um ein Prozent sinken. Eine Belastung bleibe der Zollstreit mit den USA, sagte Steilemann. "Trumps Protektionismus bringt die Weltwirtschaft zunehmend aus dem Takt - mit Folgen auch für uns."

Die energieintensive Chemie leidet schon länger unter gestiegenen Energiepreisen und der Konjunkturflaute. Im ersten Halbjahr produzierte die Chemie laut VCI rund 20 Prozent weniger als im Vorkrisenjahr 2018.

Konzerne wie BASF und Evonik haben bereits große Sparprogramme samt Stellenabbau verkündet. Erst zuletzt senkten BASF und der Kunststoffkonzern Covestro ihre Geschäftsprognosen./als/DP/jha

BASF SE

WKN BASF11 ISIN DE000BASF111

Covestro AG

WKN 606214 ISIN DE0006062144

Evonik Industries AG

WKN EVNK01 ISIN DE000EVNK013

Fuchs SE

WKN A3E5D6 ISIN DE000A3E5D64

Lanxess AG

WKN 547040 ISIN DE0005470405