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ROUNDUP 2/Hausärzte: E-Patientenakte droht Bruchlandung

22.07.2025
um 16:49 Uhr

BERLIN (dpa-AFX) - Der Hausärzteverband warnt vor einem Scheitern der elektronischen Patientenakte (ePA) und fordert von den Krankenkassen eine bessere Aufklärung. "Die Zahl der aktiven Nutzer ist ernüchternd. Wenn die Verantwortlichen weiter machen wie bisher, dann wird eines der wichtigsten versorgungspolitischen Projekte der letzten Jahre langsam, aber sicher scheitern", sagte der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Markus Beier, der "Rheinischen Post". Es drohe "eine Bruchlandung".

Hintergrund ist, dass Millionen Versicherte für sie eingerichtete E-Akten bisher noch nicht aktiv nutzen, um eigene Gesundheitsdaten anzusehen oder auch sensible Inhalte zu sperren. Nach einer Reform der Ampel-Koalition haben 70 Millionen der gut 74 Millionen gesetzlich Versicherten seit Januar eine ePA von der Kasse bekommen. Dabei gilt: Wer keine möchte, muss aktiv widersprechen. Und: Man kann in seine ePA hineinschauen, muss es aber auch nicht.

Registrierung für ePA-Nutzung zu kompliziert?

Der Betrieb in Praxen und Kliniken wird derzeit bundesweit ausgedehnt - ab Oktober sind Ärzte verpflichtet, Daten in die ePA einzustellen. Beier wies auf einen komplizierten Registrierungsprozess und störanfällige Technik hin. Die meisten Patienten hätten noch kaum etwas von der ePA mitbekommen. "Die Krankenkassen sind aufgefordert, ihre riesigen Verwaltungsbudgets dafür zu nutzen, endlich eine vernünftige Aufklärung ihrer Versicherten sicherzustellen." Bislang hätten sie sich auf Briefe mit allgemeinen Informationen beschränkt.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte, für eine Bruchlandung der ePA wären niedergelassene Ärzte und Kliniken selbst verantwortlich. "Schließlich müssen sie die Daten der Patienten einpflegen", sagte Vorstand Eugen Brysch. "Versicherte können nur Inhalte steuern, die da sind." Eine Informationspflicht liege außerdem auch bei den Leistungserbringern, nicht nur bei den Kassen.

Kassen setzen auf "wichtigen Schub" im Oktober

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen betonte, jetzt gehe es darum, die Akzeptanz und den praktischen Nutzen weiter zu erhöhen, damit die ePA in der Breite der Versorgung ankomme. Vorstand Martin Krasney sagte, er sei zuversichtlich, dass es einen wichtigen Schub gebe, wenn alle Ärztinnen und Ärzte ab 1. Oktober verpflichtet seien, neue Diagnosen und Befunde in der E-Akte abzulegen. "Das unberechtigte Schlechtreden der ePA ist sicher kein konstruktiver Beitrag zur notwendigen Digitalisierung."

Bisher nutzen Millionen Versicherte ihre ePA noch nicht für sich selbst, wie es auf Anfrage bei großen Kassen hieß. Bei der Techniker Krankenkasse sind elf Millionen E-Akten angelegt, aktiv nutzen sie 750.000 Versicherte. Die Barmer hat 7,8 Millionen angelegte ePAs und etwa 250.000 aktive Nutzer. Zur ersten Verwendung der App muss man sich generell zunächst identifizieren und freischalten lassen. Bei den elf Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) mit 25,8 Millionen bestehenden E-Akten haben bisher 200.000 Versicherte dafür eine persönliche Gesundheits-ID angelegt, die ihnen den Zugriff ermöglicht./csd/sam/DP/stw