Pressestimmen: So reagiert die Welt auf das Treffen von Trump und Putin
ANCHORAGE/BERLIN (dpa-AFX) - Das Treffen von US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin in Alaska wird von internationalen Medien teils drastisch kommentiert. Die Schlagzeilen im Überblick:
USA
"Wall Street Journal": "Trump rollte den Roten Teppich für Putin aus. Er bekam dafür wenig zurück."
"New York Times": "Für die Ukrainer und ihre europäischen Nachbarn war (...) die größte Angst, dass Trump den territorialen Forderungen des russischen Präsidenten nachgeben und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor die schmerzhafte Entscheidung stellen könnte, entweder mehr als 20 Prozent seines Landes aufzugeben oder ein Friedensabkommen abzulehnen, von dem er fürchtet, dass es ein vergiftetes Versprechen ist. Möglicherweise muss Selenskyj diese Entscheidung immer noch treffen."
"Washington Post": "Mit einem roten Teppich, einem herzlichen Händedruck und einem militärischen Überflug bereitete Präsident Donald Trump dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einen Heldenempfang, als dieser zum ersten Mal seit Jahren amerikanischen Boden betrat. (...) Allein durch die Einladung zu einem Treffen mit Trump erreichte Putin viele seiner Ziele und schlug einen wärmeren Ton an."
Ukraine
"Kyiv Independent": "Widerwärtig. Beschämend. Und letztendlich nutzlos. (...) Trump hat nicht bekommen, was er wollte. Aber Putin? Der schon. (...) Trumps Vorgänger (Joe Biden) hat Putin einmal als Mörder bezeichnet; Trump bereitete ihm einen königlichen Empfang."
Großbritannien
BBC: "Das hochkarätige Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin galt als wichtiger Schritt hin zu einem Frieden im Ukraine-Krieg. Aber mit keinem Waffenstillstand und einer Einladung nach Moskau hat das fast dreistündige Treffen der beiden Staatschefs mehr Fragen als Antworten aufgeworfen."
"Guardian": "Kein Deal und keine Antworten."
"The Independent": "Trump rollte den roten Teppich aus für Putin, der ihn, im Gegenzug, demütigte."
Polen
"Rzeczpospolita": "US-Präsident Donald Trump (...) ging davon aus, dass sein persönliches Verhandlungstalent den russischen Herrscher zu Zugeständnissen bewegen würde. Aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er eine spektakuläre Niederlage erlitten hat. (...) Trotz allem gelang es, in Alaska das Schlimmste zu verhindern."
Italien
"La Repubblica": "Der ehemalige KGB-Agent hat (Donald Trump) reingelegt. Er hat den Sieg der Entspannung in den internationalen Beziehungen eingefahren und konnte sich sogar den Spaß gönnen, ihn zu verspotten, indem er ihn zum nächsten Mal nach Moskau einlud, wahrscheinlich in der Annahme, genug Zeit gewonnen zu haben, um den Krieg bis zur militärischen Niederlage von (dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr) Selenskyj fortzusetzen."
"Corriere della Sera": "In einem Punkt sind sich beide Seiten jedoch einig: Wladimir Putin hat Zeit gewonnen, ohne irgendwelche Zugeständnisse zu machen. Stattdessen erhielt er ein Gratisfoto vom roten Teppich, der unter seinen Füßen ausgerollt wurde, sowie einen historischen Händedruck, welche an sich schon Zeichen eines großen Sieges für Russland sind."
Frankreich
"Le Monde": "In Wirklichkeit weiß niemand, was am Freitag in Anchorage verhandelt wurde, außer, dass der Gipfel für Donald Trump ein klarer Misserfolg ist."
Spanien
"El País": "Nichts kann das Ausmaß des Scheiterns verbergen. Putin verlässt den Gipfel lächelnd, ohne dass Trump eine seiner vagen Drohungen wahr gemacht hätte. (...) Und er ist kein Paria mehr. Er tritt demjenigen, der sich zum Anführer der freien Welt erklärt, als seinesgleichen gegenüber - ohne auch nur einen einzigen Tadel zu erhalten."
Belgien
"De Tijd": "Wer saß da in Anchorage am Verhandlungstisch? Ein launischer Präsident, der sich als Waffenhändler entpuppt hat, und ein ausgefuchster Präsident, der einen verheerenden Krieg gegen ein Nachbarland begonnen hat. Es war eine Inszenierung, die bestenfalls der Anfang eines langen Friedensprozesses sein kann."
Niederlande
"De Volkskrant": "Ein demütigender Sommer für Europa, mit Alaska als vorläufigem Finale."
Schweiz
"NZZ": "Im Grunde ist das bescheidene Ergebnis des Gipfels aber wenig überraschend. (...) Putin hat klargemacht, dass er keinen bedingungslosen Waffenstillstand will. Nun ist es eigentlich an Trump, sich dies endlich einzugestehen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen."
Österreich
"Kronen Zeitung": "Trump will den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bekanntlich so rasch wie möglich beenden - das gelang ihm nicht. Ein am Ende leider wenig historischer Abend (...)."/juw/DP/nas