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ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Zumeist Verluste - Regierungskrise in Frankreich

06.10.2025
um 18:52 Uhr

PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Belastet von der erneut verschärften Regierungskrise in Frankreich haben Europas wichtigste Aktienmärkte am Montag überwiegend nachgegeben. Der EuroStoxx 50 verlor 0,41 Prozent auf 5.628,72 Punkte. Für den französischen Leitindex Cac 40 ging es mit minus 1,36 Prozent auf 7.971,78 Punkte besonders deutlich abwärts.

Außerhalb des Euroraums legte der schweizerische SMI um 0,35 Prozent auf 12.551,36 Zähler zu. Der britische FTSE 100 ("Footsie") sank um 0,13 Prozent auf 9.479,14 Punkte, nachdem er im Handelsverlauf ein Rekordhoch erreicht hatte.

Frankreichs neuer Premierminister Sébastien Lecornu ist nach nur vier Wochen im Amt überraschend zurückgetreten. Das Land befindet sich nun in einer schweren Politikkrise, die Präsident Macron massiv unter Druck setzt. Er ist jetzt gezwungen, zum dritten Mal in diesem Jahr auf die Suche nach einem neuen Premierminister zu gehen. Allerdings kann er auch das Parlament auflösen und Neuwahlen ausrufen. Frankreich zählt zu den besonders hochverschuldeten Ländern der Europäischen Union.

Der Rücktritt brachte auch die französischen Staatsanleihen stark unter Druck. Ihre Verzinsung stieg im Gegenzug kräftig. Die Rendite richtungweisender 10-jähriger französischer Anleihen legte in der Spitze auf knapp 3,6 Prozent zu und war vom höchsten Stand seit März nicht mehr weit entfernt. Das zeige deutlich, dass Investoren beim Kauf französischer Staatsanleihen inzwischen deutlich größere Risikoprämien (Spreads) forderten, sagte ein Börsianer.

"Obwohl er sich bislang sträubt, könnte der Präsident in den kommenden Tagen gezwungen sein, eine neue Auflösung des Parlaments anzukündigen", schrieb Portfolio-Manager Michael Nizard vom Vermögensverwalter Edmond de Rothschild. Dies würde den Aufwärtsdruck auf die französischen Zinsen verstärken und die unterdurchschnittliche Entwicklung des Cac 40 verschärfen - mit erheblichen Risiken, dass sich die Spannungen auf andere Anlageklassen wie französische Banken, den Euro oder Peripherie-Spreads ausweiteten.

Angesichts der Unfähigkeit, mit den derzeit im Parlament vertretenen Kräften einen Kompromiss zu finden, erscheint dieses Szenario Nizard zufolge zunehmend wahrscheinlich. Die Verhandlungen der vergangenen Wochen hätten bestätigt, dass die Sozialisten nur dann bereit wären, die Regierung zu stützen, wenn es erhebliche Zugeständnisse bei der Besteuerung der Reichsten oder bei der Rentenpolitik gäbe.

Der europäische Bankensektor litt unter der politischen Krise in Frankreich, allen voran die französischen Geldhäuser. So verbuchten die Aktien von BNP Paribas , Credit Agricole und Societe Generale Kursabschläge zwischen 3,2 und 4,2 Prozent. Zwischenzeitlich waren die Verluste noch deutlicher ausgefallen.

Im Sog der politischen Unsicherheit in Frankreich büßten Saint-Gobain 3,4 Prozent ein. Dabei hatte der Baustoffkonzern anlässlich seines jährlichen Kapitalmarkttages neue mittelfristige Finanzziele vorgelegt, die Analysten zufolge im Rahmen der Erwartungen beziehungsweise leicht darüber ausgefallen waren.

Die Papiere von Aston Martin sackten in London um 10 Prozent ab, nachdem der britische Sportwagenhersteller seinen Jahresausblick zum zweiten Mal in diesem Jahr zurückgeschraubt hatte. Als Gründe wurden die Auswirkungen der US-Zölle und allgemeinere wirtschaftliche Herausforderungen genannt, die die Nachfrage dämpften. Als klares Schlusslicht im FTSE 100 litten die Aktien des Verpackungs- und Papierkonzerns Mondi unter einer Gewinnwarnung und brachen um 16 Prozent ein./la/he

Infront EU 50

WKN 965814 ISIN EU0009658145

Infront GB 100

WKN 969378 ISIN GB0001383545

Infront Schweiz

WKN 969000 ISIN CH0009980894