APA ots news: Österreich schleppt sich aus der Rezession
Prognose für 2025 und 2026
Wien (APA-ots) - Österreichs Wirtschaft erholt sich im Prognosezeitraum
von der
Rezession, die laut den revidierten Daten der Volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnung (VGR) ähnlich kräftig ausfiel wie in Deutschland. Die
Erholung wird vom privaten Konsum getragen, während der
Warenaußenhandel zunächst noch schrumpft. Die Wohnbauinvestitionen
ziehen dank sinkender Zinsen früher an als die
Ausrüstungsinvestitionen. Moderate Lohnabschlüsse dämpfen 2026 die
Reallohnzuwächse und verbessern die Ertragslage der Unternehmen. Die
Inflationsrate wird im Prognosezeitraum sinken und die
Arbeitslosenquote einen Plafond erreichen. Alles in allem wird das
BIP 2025 leicht um 0,3% wachsen. 2026 beschleunigt sich der Zuwachs
auf 1,1%. Aufgrund höherer Energiepreise und Lohnstückkosten, und
weiterer struktureller Herausforderungen wird die österreichische
Wirtschaft mittelfristig bis 2030 mit durchschnittlich 1,1% pro Jahr
etwas langsamer expandieren als der Euro-Raum.
"Der Konjunkturabschwung war in Österreich nach neuesten Daten
ähnlich ausgeprägt wie in Deutschland und dauerte mit rund drei
Jahren besonders lang", so Stefan Schiman-Vukan, einer der Autoren
der aktuellen WIFO-Prognose.
Die österreichische Wirtschaft erholt sich im Prognosezeitraum
von der Rezession, die laut den neuen VGR-Daten von Statistik Austria
schwächer ausfiel als bisher angenommen. Gleichzeitig revidierte das
Statistische Bundesamt (Destatis) die BIP-Werte für Deutschland nach
unten. Insgesamt ergibt sich nun das schlüssige Bild, dass die
Wertschöpfungsverluste in Österreich und Deutschland ähnlich groß
waren. Ausgelöst hatte die Rezession, die ganz Nord-, Mittel- und
Osteuropa betraf, der Energiepreisschock im Jahr 2022. West- und
südeuropäische Länder blieben verschont, weil sie weniger von den
Energielieferungen Russlands abhingen.
Wie vom WIFO prognostiziert, leitet die Konjunkturerholung in
Österreich nicht wie üblich der Warenaußenhandel ein, sondern der
private Konsum, der laut den aktuellen VGR-Daten schon 2024 merklich
expandierte. Im Prognosezeitraum wird er allerdings vom gestiegenen
Arbeitslosigkeitsrisiko und der restriktiven Fiskalpolitik gedämpft.
Der Warenaußenhandel dürfte sich erst 2026 erholen. Die schwache
internationale Nachfrage nach Investitionsgütern trifft die
heimischen Exporteure hart. Belastend wirken auch die Importzölle der
USA, zumal von dort in den letzten Jahren eine hohe Nachfrage nach
österreichischen Waren ausging. Die Erholung der
Wohnbauinvestitionen, die bereits eingesetzt hat, wird sich 2026
angesichts der rückläufigen Zinsen fortsetzen. Im Tiefbau wird die
solide Grunddynamik 2026 durch den Sparkurs der öffentlichen Hand
gedämpft. Die Ausrüstungsinvestitionen werden erst verzögert
anziehen, da sie dem Konjunkturverlauf grundsätzlich nachhinken.
Zudem verringert die schwache Ertragslage der Unternehmen die
Investitionsbereitschaft.
Übersicht 1: Hauptergebnisse der Prognose - auf der WIFO-Website
Angesichts dieser ungünstigen Gemengelage hat die Gewerkschaft in
der anlaufenden Herbstlohnrunde einem moderaten Lohnabschluss in der
metallverarbeitenden Industrie zugestimmt. Dies dürfte eine gewisse
Signalwirkung für andere Branchen haben und die Reallohnzuwächse, die
in Österreich 2024 vergleichsweise hoch waren, 2026 dämpfen. Die
vergangenen Nominallohnsteigerungen übersetzen sich vor allem bei den
Dienstleistungen in höhere Preise. Im laufenden Jahr verstärkt zudem
das Auslaufen preisdämpfender Maßnahmen im Energiebereich, vor allem
der Strompreisbremse, die Inflation. Auch die teils kräftigen
Gebührenerhöhungen seitens der öffentlichen Hand wirken
preistreibend, unterstützen jedoch die dringend erforderliche
Konsolidierung des Staatshaushaltes.
Der Arbeitsmarkt steht noch im Zeichen der Rezession. Die
Arbeitslosigkeit steigt, während die Beschäftigung laut VGR
stagniert. 2026 dürfte die Konjunkturerholung allerdings für eine
Trendwende sorgen und die Arbeitslosenquote wieder leicht sinken. Der
demografische Wandel dämpft die Arbeitslosigkeit; gleichzeitig
lindert die Verlängerung von Erwerbskarrieren durch Maßnahmen im
Pensionssystem den Fachkräftemangel.
Alles in allem wird das BIP im laufenden Jahr leicht um 0,3%
wachsen. 2026 beschleunigt sich der Zuwachs auf 1,1%.
Abbildung 1: Abschwünge und Rezessionen in Österreich - auf der
WIFO-Website
Zwtl.: Mittelfristige Aussichten
Aufbauend auf der kurzfristigen Vorausschau prognostiziert das
WIFO die mittelfristige Wirtschaftsentwicklung in den Jahren 2027 bis
2030. Diese mittelfristige Einschätzung wird bei einer
Pressekonferenz am 7. Oktober 2025 erstmals gemeinsam mit der
kurzfristigen Prognose vorgestellt.
"Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern war der Anstieg der
Energiepreise und der Lohnstückkosten hierzulande in den vergangenen
Jahren höher. Dadurch hat insbesondere die energieintensive
Exportwirtschaft auch mittelfristig Wettbewerbsnachteile. Weitere
strukturelle Probleme bestehen bei der Integration von Migrant:innen,
in der Erwerbsbeteiligung von Älteren, sowie im Bildungssystem. Vor
diesem Hintergrund dürfte die österreichische Wirtschaft
mittelfristig um 0,2 Prozentpunkte schwächer wachsen als der
Durchschnitt des Euro-Raumes", so Josef Baumgartner, einer der
Autoren der mittelfristigen WIFO-Prognose.
Das WIFO erwartet ein reales BIP-Wachstum von 1,1% p. a. (Ø
2026/2030, Ø 2010/2019 +1,6% p. a.; Übersicht 2). Das Trendwachstum
beträgt laut der Methode der Europäischen Kommission 0,8% p. a. (Ø
2010/2019 +1,1% p. a.).
Übersicht 2: Hauptergebnisse der mittelfristigen Prognose für
Österreich - auf der WIFO-Website
Die Arbeitslosenquote wird bis 2030 auf 5,9% zurückgehen. Der
Preisauftrieb verlangsamt sich nach 3,5% im laufenden Jahr auf 2,4% (
2026) und erreicht Mitte 2027 das 2%-Ziel der EZB (Ø 2026/2030 +2,2%
p. a.).
Das Budgetdefizit des Staates liegt 2026/2030 bei
durchschnittlich 3,8% des nominellen BIP und bleibt damit nachhaltig
über dem 3%-Ziel. Folglich steigt die Staatschuld bis 2030 auf 88,3 %
der nominellen Wirtschaftsleistung.
Durch die COVID-19-Krise, den Energiepreisschock und die
Rezession büßte Österreich deutlich an Wertschöpfung ein. Die
Einbußen in den Jahren 2020/2030 liegen je nach den Annahmen zum
durchschnittlichen Wachstum in einem kontrafaktischen Szenario ohne
Krisen und ohne Rezession zwischen 135 und 270 Mrd. (siehe
Abbildung 2).
Abbildung 2: Vergleich der kurz- und mittelfristigen WIFO-
Prognosen zur Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes in
Österreich - auf der WIFO-Website
Zu den Definitionen siehe " Methodische Hinweise und Kurzglossar
".
Rückfragehinweis:
Rückfragen bitte am Dienstag, dem 7. Oktober 2025, von 12 bis 15 Uhr,
an Dr. Stefan Schiman-Vukan, MSc, Tel. (1) 798 26 01 - 234,
stefan.schiman-vukan@wifo.ac.at ,
Mag. Dr. Josef Baumgartner, Tel. (1) 798 26 01 - 230,
josef.baumgartner@wifo.ac.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/235/aom
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OTS0053 2025-10-07/10:00