NEW YORK (dpa-AFX) - Ein boomender Handel mit Aktien und Anleihen hat mehreren großen US-Banken im dritten Quartal überraschend hohe Milliardengewinne beschert. Das größte US-Institut JPMorgan Chase
Die JPMorgan-Aktie verlor im frühen Handel an der New Yorker Wall Street fast zwei Prozent, das Papier von Goldman Sachs sogar fast zweieinhalb Prozent. Damit gehörten sie zu den größten Verlierern im US-Leitindex Dow Jones Industrial
Dabei hatte JPMorgan in den Monaten Juli bis September deutlich mehr Gewinn eingefahren als ein Jahr zuvor. Der Überschuss stieg um fast zwölf Prozent auf knapp 14,4 Milliarden US-Dollar (12,4 Mrd Euro).
Dabei warf der Handel mit Anleihen über ein Fünftel mehr Erträge ab als im dritten Quartal 2024. Der Aktienhandel legte sogar um ein Drittel zu. Weil auch die Zinseinnahmen weiter kletterten, legte Bankchef Jamie Dimon die Latte für das Gesamtjahr noch etwas höher. So soll der Zinsüberschuss nun etwa 95,8 Milliarden Dollar erreichen. Erst im Juli hatte Dimon sein Ziel auf 95,5 Milliarden Dollar angehoben.
Der Manager zeigte sich von den Quartalszahlen zwar angetan, warnte allerdings vor anhaltenden Gefahren für die Weltwirtschaft. So gebe es weiterhin ein erhöhtes Maß an Unsicherheit aufgrund komplexer geopolitischer Bedingungen, Zöllen und Handelsunsicherheiten, erhöhter Vermögenspreise und der Gefahr einer hartnäckigen Inflation. "Wie immer hoffen wir auf das Beste, aber diese komplexen Kräfte bestärken uns darin, das Unternehmen auf eine Vielzahl von Szenarien vorzubereiten", sagte Dimon.
Erst am Vortag hatte JPMorgan eine Investitionsoffensive für die Vereinigten Staaten angekündigt. Sie sieht vor, binnen zehn Jahren 1,5 Billionen Dollar in Branchen zu investieren, die für die nationale Sicherheit und Widerstandsfähigkeit der USA wichtig sind. JPMorgan selbst wolle zehn Milliarden Dollar investieren.
Noch besser als gedacht lief es im dritten Quartal auch für Goldman Sachs
Hier waren es vor allem die gestiegenen Einnahmen aus dem Handel mit Wertpapieren und aus der Begleitung von Übernahmen und Börsengängen, die die Erträge der Bank um ein Fünftel auf fast 15,2 Milliarden Dollar nach oben trieben. Damit lagen sie so hoch wie noch nie in einem dritten Quartal.
Rekorde verzeichnete auch Citigroup. Gleich mehrere Sparten erzielten von Juli bis September so hohe Erträge wie noch nie in einem dritten Quartal. Unter dem Strich verdiente das Geldhaus 3,75 Milliarden Dollar, ein Anstieg um 16 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die höheren Einnahmen machten dabei einen Anstieg der Kosten wett, zu dem neben höheren Personalausgaben vor allem der Verkauf des Privatkundengeschäfts in Mexiko beitrug.
So stiegen Erträge der Bank im Jahresvergleich um neun Prozent auf rund 22,1 Milliarden Dollar. Allein der Handel mit Anleihen und Aktien warf mit 5,6 Milliarden Dollar 15 Prozent mehr ab als ein Jahr zuvor. Allerdings wuchsen die Kosten der Bank um neun Prozent auf 14,3 Milliarden Dollar. Andererseits legte Citigroup mit 2,45 Milliarden Dollar acht Prozent weniger Geld für Kreditausfälle zurück als im Vorjahreszeitraum.
Bankchefin Jane Fraser hatte dem Institut 2024 einen Radikalumbau verordnet. Sie will die Rendite des Konzerns unter anderem über den Abbau von 20.000 Arbeitsplätzen und dem Wegfall mehrerer Führungsebenen erhöhen.
Die Großbank Wells Fargo erfüllte mit ihrem Quartalsgewinn von 5,6 Milliarden Dollar zwar nur die Erwartungen von Analysten. Allerdings hob Bankchef Charlie Scharf am Dienstag sein Ertragsziel für die kommenden Jahre an. So soll die Rendite auf das materielle Eigenkapital der Bank mittelfristig auf 17 bis 18 Prozent steigen. Bisher hatte sich das Management nur 15 Prozent zum Ziel gesetzt - eine Marke, die die Bank schon jetzt erreicht hat.
Für das Gesamtjahr rechnet Wells-Fargo-Chef Scharf weiterhin mit einem Zinsüberschuss von 47,7 Milliarden Dollar. Allerdings dürften die Kosten der Bank mit 54,6 Milliarden Dollar in diesem Jahr etwas höher ausfallen als bisher angekündigt./stw/jsl/he