FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit der aktuellen weltweiten Korrektur haben sich die Aussichten am zuvor erholten deutschen Aktienmarkt wieder eingetrübt. Zur Novembermitte fragen sich die Anleger, ob der traditionell gute Börsenmonat seinem Ruf noch gerecht werden und das Fundament für die erhoffte Jahresendrally legen kann.
Die jüngsten Kursverluste haben den Dax
Der Dax könne dem derzeitigen, allgemeinen Abwärtssog an den Börsen nicht trotzen "und zieht sich in sein Schneckenhaus rund um die 24.000er-Marke zurück", konstatierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Deren Verteidigung stehe nun erneut an, um den nächsten Test der Unterstützungszone rund um 23.500 Punkte zu verhindern. Denn "die Euphorie über das Ende des Shutdowns in den USA ist vollständig verflogen, jetzt schwinden auch noch die Hoffnungen auf eine weitere Zinssenkung durch die US-Notenbank (Fed)". Damit könnten Amerikas Währungshüter "zum Partykiller einer potenziellen Jahresendrally werden, auf die viele Investoren gesetzt haben".
Molnar verweist darauf, dass die vom Markt eingepreiste Wahrscheinlichkeit für eine dritte und letzte Senkung im laufenden Jahr nach den Aussagen einiger Fed-Mitglieder unter 50 Prozent gesunken ist, "nachdem noch vor wenigen Wochen allgemeiner Konsens darüber herrschte". Dem "Fed Watch Tool" der US-Terminbörse CME zufolge, das die Wahrscheinlichkeiten für Zinsentscheidungen der US-Notenbank (Federal Reserve) aus Termingeschäften berechnet, halten sich inzwischen die Wetten auf eine erneute Senkung und die auf eine Beibehaltung der aktuellen Zinsen praktisch die Waage. Dass wichtige Inflations- und Arbeitsmarktdaten trotz des nun beendeten Teilstillstands der US-Regierungsgeschäfte unter Verschluss blieben, verstärke die Unsicherheit noch, betont Molnar.
Optimistischer für den Dax ist Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank. "Die Stimmung ist schlechter als die Lage", fasste er seine Einschätzung des deutschen und europäischen Aktienmarktes zusammen. Hiesige Dividendentitel verfügten zwar nicht über die "Glamour"-Faktoren der amerikanischen Tech-Riesen, hätten aber trotzdem gute Kurschancen. So profitierten exportorientierte Titel neben ihren Fundamentalqualitäten von der weltwirtschaftlichen Stabilisierung und entgingen den "Niederungen der europäischen Politik". Außerdem seien auch die USA "keine Insel der ungetrübten Freude", ergänzte Halver mit Blick auf den zurückliegenden, längsten Shutdown der Geschichte.
Die Autoren des Bernecker-Börsenbriefs "Termin-Börse" betonten derweil, der jüngste Kursrückgang habe für eine deutliche Entspannung insbesondere an den Terminmärkten gesorgt. Kurzfristige Schwächen der großen US-Technologiewerte "sind ein wichtiger Wegweiser dafür, wie eine Konsolidierung auf hohem Niveau laufen kann, ohne dass es zu einem echten Crash kommt".
In der neuen Woche ebbt die Zahlenflut von der laufenden Berichtssaison ab. Am Montag stehen Kapitalmarktveranstaltungen des Medizintechnikunternehmens Siemens Healthineers
Zur Wochenmitte stehen abends der Quartalsbericht des KI-Chip-Riesen Nvidia
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---