Reuters

Bund will mit Privatisierung der pbb Gewinn machen

08.07.2015
um 07:07 Uhr
- von Alexander HübnerFrankfurt (Reuters) - Die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) wagt trotz der Turbulenzen an den Aktienmärkten den Sprung an die Börse und will damit bis zu 1,37 Milliarden Euro einsammeln. Wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Börsenprospekt hervorgeht, soll der Münchener Immobilienfinanzierer am 16. Juli sein Debüt an der Frankfurter Börse feiern. Es wäre der größte Börsengang dieses Jahres in Deutschland. Der erhoffte Milliardenerlös fließt vollständig der Bundesregierung zu, die damit ihre Pflicht zur Privatisierung der pbb vorzeitig erfüllen will. Der Staat hatte ihre ehemalige Muttergesellschaft Hypo Real Estate (HRE) in der Finanzkrise mit Milliarden gerettet und muss den gesunden Kern der Bank auf Geheiß der EU-Kommission bis Ende des Jahres wieder abstoßen. Lassen sich die bis zu 107,6 Millionen pbb-Aktien innerhalb der auf 10,75 bis 12,75 Euro festgesetzten Preisspanne bei neuen Anlegern unterbringen, macht Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble mit der Privatisierung der Pfandbriefbank sogar einen Gewinn. Die Bewertung der pbb ist mit 1,45 bis 1,7 Milliarden Euro höher als das Staatsgeld, das noch in der Bank steckt. Eine Stille Einlage des Staates über eine Milliarde Euro hat die pbb wie angekündigt am Montag bereits getilgt. Zunächst sollen bis zu 80 Prozent der pbb an die Börse gebracht werden, den Rest will der Staat noch für mindestens zwei Jahre behalten - in der Hoffnung auf steigende Kurse. Die übrigen Teile der ehemaligen HRE werden abgewickelt und dürften für den Bund hingegen ein Verlustgeschäft werden. Die pbb-Aktien können von Mittwoch an bis zum 15. Juli gezeichnet werden. Große Investoren hatten im Vorfeld auf ein "Schnäppchen" gehofft. Tatsächlich wird die pbb in der Spanne nur mit dem 0,56- bis 0,66-fachen des auf knapp 2,6 Milliarden Euro veranschlagten Buchwerts ihrer Kredite und Papiere taxiert. Beim größeren Rivalen Aareal Bank liegt er bei mehr als dem 0,8-fachen.Die Deutsche Bank und die US-Investmentbank Citi, die den Börsengang organisieren, haben seit Monaten bei Investoren für die pbb geworben. Einen im Frühjahr geprüften Verkauf der pbb an einen Finanzinvestor oder einen ausländischen Konkurrenten hatte der Bund verworfen, weil ihm der Börsengang aussichtsreicher erschien. Privatanleger, die mit der Hypo Real Estate zum Teil hohe Verluste hatten hinnehmen müssen, dürften sich kaum für die pbb erwärmen.Der HRE-Nachfolger pbb verspricht den Anlegern einen weit konservativeren Kurs. Das Münchener Institut tummelt sich vor allem in der Finanzierung von Gewerbeimmobilien in Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Mit einem Neugeschäft von neun Milliarden Euro sieht es sich als drittgrößter Kreditgeber in diesem Bereich in Deutschland. Refinanziert wird das Geschäft vor allem über Pfandbriefe. Im ersten Quartal reichte sie 2,7 Milliarden Euro an neuen Krediten aus, im zweiten Quartal kaum weniger. Daneben finanziert die pbb staatliche und kommunale Infrastruktur-Projekte; hier läuft das Neugeschäft allerdings laut Prospekt eher schleppend. Die Bank prüfe eine Ausweitung des Geschäfts auf andere Märkte, hieß es im Börsenprospekt.Die Pfandbriefbank lockt Anleger mit der Aussicht auf eine Dividendenquote von 40 bis 50 Prozent ihres Jahresgewinns. 2015 muss sie dabei freilich eine Abschreibung von rund 80 Millionen Euro auf Anleihen der früheren österreichischen Hypo Alpe Adria (HGAA) wettmachen, die voraussichtlich nur teilweise getilgt werden.Das starke Auf und Ab an den Märkten in der Griechenland-Krise hatte zahlreiche Börsenkandidaten zur Verschiebung ihrer Pläne oder zum Rückzug bewogen. Von Mittwoch an bietet aber auch der Berliner Wagniskapitalfinanzierer German Startups Group seine Aktien an. Er begnügt sich allerdings mit einem Erlös von rund 62 Millionen Euro.

Aareal Bank AG

WKN 540811 ISIN DE0005408116